Immobilienmarkt

Büro-Miet­steige­rung fällt unter Inflations­rate

Erstmals seit Jahren gleichen Mieterhöhungen bei Büros die Inflationsrate nicht aus. Eine Marktbereinigung des Segments steht bevor, schreibt das IW-Institut.

Büro-Miet­steige­rung fällt unter Inflations­rate

wbr Frankfurt

Das Umfeld für die Vermietung von Büros hat sich im vergangenen Jahr weiter verschlechtert. Jedes vierte Inserat sei 38 Wochen auf dem Markt, hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) herausgefunden. Im Büromarkt seien die „Laufzeiten“ vor allem in den Großstädten und insbesondere im Umland der Top-7-Städte (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart) deutlich länger und liegen signifikant über dem Niveau von 2019 und 2020. Besonders schwer ließen sich schlecht ausgestattete Büros abseits von Top-Lagen vermarkten, heißt es. Das belege, dass ein signifikanter Teil des Angebots unter hartnäckigen Vermietungsproblemen leide. „Büroimmobilien sind der neue Ladenhüter“, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte beim IW. „Das hat es in dieser Dimension in den vergangenen Jahren nicht gegeben.“ Im Einzelhandel ist eine Flaute mit Beginn der Pandemie feststellbar, während sich der Büromarkt länger gehalten habe. „Eine Marktbereinigung wie im Einzelhandelsmarkt scheint hier noch auszustehen.“

Auch die Büromieten sind bundesweit im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 5,9% gestiegen. Die höchsten Mietsteigerungen gab es in Leipzig, Hannover und Duisburg, die geringsten in Dresden, München und Nürnberg. Doch unterm Strich liegt der Anstieg unter der Inflationsrate von 7,9%, und damit sind die Büromieten real erstmals seit vielen Jahren gesunken, so das IW. Zwar seien die Prämien für zentrale innerstädtische Lagen und auch die Top-7-Standorte weiter hoch, „aber sie scheinen etwas unter Druck zu geraten“, was möglicherweise eine Trendwende andeute. Da Mietverträge meist über viele Jahre abgeschlossen werden, dauere es länger, bis die Unternehmen auf Trends wie die schwächelnde Konjunktur oder vor allem Homeoffice reagieren können. „Andere Aspekte, wie etwa die Nähe zu Wohngebieten oder aber die Mischung der Konzepte, könnten wichtiger werden“, heißt es in der Untersuchung. Die Mietentwicklung 2022 hat das IW auf Basis von 77000 Büro- und 27000 Einzelhandelsinseraten ermittelt.

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