BVR will Kontrollfunktion der DZ Bank stärken

Die BVR-Präsidentin Marija Kolak fordert verstärkten Informationsaustausch und Frühwarnsysteme, um Risiken im Genossenschaftssektor zu minimieren und die Stabilität zu sichern.

BVR will Kontrollfunktion der DZ Bank stärken

In der Diskussion um die Konsequenzen aus den drei spektakulären Schieflagen im Genossenschaftssektor hinterfragt der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) die Rolle des genossenschaftlichen Spitzeninstituts. „Natürlich ist die Versorgung unserer Banken mit Liquidität ein Kernauftrag der DZ Bank. Aber es darf nicht passieren, dass eine Bank, die bereits viele Risiken eingegangen ist und unter Beobachtung der Sicherungseinrichtung steht, sich zusätzliche Liquidität und damit das Potenzial für noch mehr Risiken über die DZ Bank beschafft", sagte BVR-Präsidentin Marija Kolak in einem „Handelsblatt“-Interview.

Um dergleichen in Zukunft zu verhindern, ist Kolak zufolge ein umfangreicherer Informationsaustausch zwischen der Sicherungseinrichtung und der DZ Bank stattfinden, damit diese entsprechend reagieren kann. „Und auch die DZ Bank wird sicher weitere Maßnahmen ergreifen“, ergänzte die BVR-Präsidentin.

DZ-Bank-Chef Cornelius Riese stellte unterdessen am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz hinaus, dass Liquidität in der Regel „nicht das Problem, sondern der Problemlöser“ sei, wenn Institute in die Schieflagen geraten. „Ich kann das Narrativ nicht nachvollziehen, dass die DZ Bank einzelne Institute durch die Bereitstellung von Liquidität in die Krise getrieben hätte“, ergänzte er.

Mit der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden, Volksbank Dortmund-Nordwest und Volksbank Düsseldorf Neuss sind 2024 drei Genossenschaftsbanken in der genossenschaftlichen Sicherheitseinrichtung gelandet. Zu den Kosten äußert sich der BVR nicht. Kolportiert werden 280 Mill. Euro im Fall der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden, 134 Mill. Euro für die Voba Dortmund-Nordwest und 70 Mill. Euro für die Volksbank Düsseldorf Neuss.

Nachdem der BVR daraufhin bereits die Eingriffsrechte bei den einzelnen Instituten verschärft hat, steht Kolak zufolge nun eine bessere Kommunikation und Vernetzung der beteiligen Akteure im Vordergrund. Zudem will der Verbund Frühwarnsysteme schaffen, um mögliche Probleme von Genossenschaftsinstituten früher zu erkennen. Und schließlich solle das Risikobewusstsein in den Banken selbst geschärft werden.

Wir wollen auf zusätzliche Risikosignale achten, die sich aus Daten filtern lassen. Dazu müssen wir in der Sicherungseinrichtung in Personal und in die digitale Erhebung von Information investieren. Künstliche Intelligenz kann uns zum Beispiel dabei helfen, Jahresabschlüsse und unstrukturierte Informationen wie Social Media schneller auszulesen. Unseren Volksbanken und Raiffeisenbanken ist wichtig, dass der Aufwand beim Melden von Daten nicht unverhältnismäßig steigt.

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