Wertpapieraufsicht

China droht mit Regulierung von Private Equity

Chinas laufende Regulierungskampagne gegenüber Internet- und Technologieunternehmen scheint nun auch bei Finanzierungsmodellen für Technologie- und Start-up-Firmen anzusetzen

China droht mit Regulierung von Private Equity

nh Schanghai

Chinas laufende Regulierungskampagne gegenüber Internet- und Technologieunternehmen scheint nun auch bei Finanzierungsmodellen für Technologie- und Start-up-Firmen anzusetzen. Am Dienstag jedenfalls hat sich die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde für einen neuen  Regulierungszyklus starkgemacht, mit dem Private-Equity-Firmen und Venture-Capital-Fonds härter angegangen und dabei „marktschädliche“ Kapitalaufnahmepraktiken unterbunden werden sollen.

Attacke auf „Fake“-Vehikel

Wie der Chairman der China Securities Regulatory Commission (CSRC), Yi Huiman, in einem Redeauftritt vor chinesischen Fondsverbandsvertretern erklärte, wird die Wertpapieraufsicht eine neue Offensive zur „Ausschaltung“ von Private-Equity-Fonds starten, die sich nicht an gezielte Anlegergruppen wendeten, sondern ihre Produkte beim breiten Publikum vermarkten. In diesem Zusammenhang sprach der frühere Chairman der Großbank ICBC von einer Attacke auf sogenannte „Fake“-Private-Equity-Vehikel, die mit illegalen Kapitalsammelpraktiken un­terwegs seien. Yi zufolge ist es in den letzten Jahren zu einer regelrechten Explosion bei der Auflage von neuen Fondsvehikeln gekommen, wobei man zwischen „echten“ und „falschen“ Fondsanbietern unterscheiden müsse. Laut Yi will man insbesondere Fondsmanager angehen, die fachlich wenig beschlagene Anleger und herkömmliche Sparer in ihre Produkte locken, hohe Liquiditätsrisiken aufweisen, eine Fremdverschuldung tätigen, um bestehende Investoren auszuzahlen, oder aber gegenüber der Kundschaft garantierte Renditeversprechen machen. Der CSRC-Chef ließ allerdings offen, ob es zum Erlass eines förmlichen Regelkodex der chinesischen Finanzregulatoren kommen wird beziehungsweise in welchem Zeitrahmen neue Verhaltensregeln erfüllt werden müssen.

Aus den Äußerungen von Yi geht zwar keine eindeutige thematische Verbindung der Private-Equity-Offensive mit der aufsehenerregenden Pekinger Tech-Regulierungskampagne hervor, doch war in chinesischen Staatsmedien zuletzt öfters von einer Beschneidung des Wildwuchses bei Venture-Capital-Finanzierungen in der Tech-Szene die Rede. Gleichzeitig sieht man Aufrufe, die Rolle von ausländischen (und damit in erster Linie amerikanischen)  Private-Equity-Häusern beim Heranzüchten von chinesischen Technologie-Start-ups zu begrenzen.

Tatsächlich wird die nach regelrechtem Turbowachstum in den letzten Jahren auf einen gewaltigen Umfang von rund 12,6 Bill. Yuan (rd. 1,6 Bill. Euro) Fondsvolumen veranschlagte chinesische Private-Equity- und Venture-Capital-Szene eindeutig von heimischen Fondsadressen dominiert. Allerdings haben US-Sektorgrößen aus dem Silicon Valley, wie beispielsweise Sequoia Capital oder IDG Capital, zahlreiche Engagements bei vielversprechenden chinesischen Techfirmen getätigt und auch chinabezogene Fonds aufgezogen, die auf dem Festland Investorengelder einsammeln.

Zuletzt sah man auch kontroverse Diskussionen um die Rolle des in Hongkong ansässigen, aber im chinesischen Tech-Sektor breit investierten Private-Equity-Riesen Hillhouse Capital Management. Dabei kursierten unter anderem Gerüchte, dass Hillhouse Unannehmlichkeiten im Zusammenhang mit Kapital­verkehrsbeschränkungen drohen könnten und dass die milliardenschweren Gründer und Topmanager von Hillhouse in Chinas Regierungs- und Parteikreisen in „Ungnade“ gefallen seien.

Grundsätzlich allerdings hatten sich Pekinger Regulatoren und auch Yi selbst, zumindest vor dem Aufkommen der Tech-Kampagne, positiv zur Rolle von Private-Equity-Mechanismen insbesondere bei der Finanzierung von jungen Technologiefirmen geäußert.  Dabei wird die Notwendigkeit von Direktfinanzierungskanälen zur Unterstützung von kleinen und mittleren Privatfirmen als Alternative zu einer Fremdkapitalaufnahme unterstrichen.

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