Umbau des Geschäftsmodells zeigt Wirkung

Commerzbank steckt Zinssenkungen gut weg

Die von Unicredit bedrängte Commerzbank hat sich trotz sinkender ZInsen gut geschlagen im Quartal. Grund dafür ist ein ordentlicher Anstieg des Provisionsüberschusses.

Commerzbank steckt Zinssenkungen gut weg

Commerzbank kommt im Provisionsgeschäft voran

lee Frankfurt

Die Commerzbank hat die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) bislang gut weggesteckt. Wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Quartalszahlen hervorgeht, brach der Zinsüberschuss im abgelaufenen Quartal zwar erwartungsgemäß um 5,5% auf rund 2 Mrd. Euro ein. Dem stand jedoch ein Plus von 7,6% beim Provisionsüberschuss auf immerhin 894 Mill. Euro gegenüber. Mit der zunehmenden Abkopplung von der Zinsentwicklung behebt die Commerzbank mitten im Abwehrkampf gegen Unicredit eine wesentliche Schwäche seines Geschäftsmodells.

Orcel wünscht neues Investorengespräch

Ob es der Commerzbank damit gelingt, sich der Annäherungen aus Italien zu erwehren, ist fraglich. Denn während der Aktienmarkt die ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten Quartalszahlen von Unicredit feierte, gab die Commerzbank-Aktie im frühen Handel einen Teil der im Laufe der Woche aufgebauten Kursgewinne wieder ab. Mit rund 16,50 Euro liegt der Kurs deutlich unter dem Niveau von 19 bis 20 Euro, auf dem sich die Übernahme für Unicredit nach Einschätzung von Analysten nicht mehr lohnen würde.

Wie Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp im telefonischen Pressegespräch sagte, hat Unicredit-Chef Andrea Orcel am späten Dienstagabend um ein weiteres Investorengespräch gebeten. Das Institut hat sich seit September Zugriff auf mehr als 20% der Anteile gesichert und einen Ausbau der Beteiligung auf knapp 30% bei der EZB beantragt.

Provisionseinnahmen steigen auch im Privatkundengeschäft

Im allgemeinen gelten vor allem die Provisionen im Beratungsgeschäft der Investmentbanker als Quelle für Provisionseinnahmen. In diesem Geschäftsfeld spielt die Commerzbank jedoch seit längerem nicht mehr vorne mit. Das es ihr dennoch gelang, einen höheren Anteil mit zinsunabhängigen Einnahmen zu verbuchen, ging nach ihren Angaben sowohl auf das Firmenkunden- als auch auf das Privatkundengeschäft zurück. Demnach stieg der Provisionsüberschuss im Firmenkundengeschäft im Vergleich zum Vorjahresquartal um rund 5% auf 345 Mill. Euro. Im Privatkundengeschäft legte der Anteil der zinsunabhängigen Einnahmen sogar um 8 % auf 472 Mill. Euro zu.

Der von der Commerzbank vorangetriebene Ausbau des Assetmanagements und der Vermögensverwaltung könnte sich also als der richtige Weg erweisen. Um die Ertragsbasis zu stabilisieren und besser planbar zu machen, hat das Institut früher im Jahr die Mehrheit an dem Assetmanager Aquila Capital übernommen. Nachdem erfolgreichen Closing der Transaktion hat das Institut vor einigen Wochen den Vertrieb der Aquila-Produkte begonnen, wie der Mitteilung zu den Quartalsergebnissen zu entnehmen ist. Einen weiteren Hebel zur Stärkung der Provisionseinnahmen erhofft sich die Commerzbank vom Ausbau des Geschäfts mit hochvermögenden Kunden und Family Offices.

MBank stabilisiert Erträge

Insgesamt konnte die Commerzbank die Erträge mit rund 2,7 Mrd. Euro nach knapp 2,8 Mrd. Euro im Vorjahresquartal einigermaßen stabil halten. Verantwortlich war dafür neben dem dynamischen Wachstum der polnischen Tochter MBank auch das Firmenkundengeschäft, das sich insbesondere in der Syndizierung und in der Handelsfinanzierung stark entwickelte. Die MBank bereitet der Frankfurter Konzernmutter allerdings auch weiterhin nicht bloß Freude. Wegen der Rechtsrisiken aus den noch immer nicht abgeschlossenen Rechtsstreitigkeiten um die Frankenkredite musste die Commerzbank erneut Vorsorge treffen, die das Ergebnis mit 227 Mill. Euro belasteten.

Stärker ins Kontor als erwartet schlug das Risikoergebnis. Wie die Commerzbank mitteilte, schnellte es von -91 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf - 255 Mill. Euro hoch. Analysten hatten im Durchschnitt lediglich mit einer Belastung von -216 Mill. Euro durch Rückstellungen gerechnet. Schuld daran waren zum einen drei nicht benannte „Einzelfälle“, die das Ergebnis mit 130 Mill. Euro belasteten. Angesichts der mauen Konjunktur erwies sich das Kreditbuch der Commerzbank sonst als erfreulich stabil. Der Anteil der zahlungsgestörten Kredite (Non-Perfoming-Loans/NPL) am gesamten Kreditvolumen stieg demnach um 0,1 Prozentpunkt auf noch immer moderate 0,9%.

Mehr Vorsorge für Klimarisiken

Ursache der deutlich gestiegenen Vorsorge waren nach Commerzbank-Angaben vor allem „methodische Veränderungen“. Das Institut hat seit Jahresbeginn mit Bernd Spalt einen neuen Risikovorstand. Die neue Herangehensweise bei der Gestaltung des Risikoergebnisses schlug mit -147 Mill. Euro zu Buche.

Allein auf den personellen Wechsel an der Spitze zurückzuführen ist dies allerdings sicher nicht. Darauf scheint zumindest der Posten von -97 Mill. Euro hinzudeuten, der nach Angaben der Commerzbank auf Klimarisiken entfällt. Damit reagiert das Institut auf eine Forderung der EZB, die seit Längerem darauf dringt, dass die von ihr beaufsichtigten Banken die Folgen des Klimawandels stärker in ihren Modellen berücksichtigt.

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