Commerzbank stellt Jahresgewinn in Aussicht
lee Frankfurt
Nach einem unerwartet starken dritten Quartal hat die im Umbau befindliche Commerzbank den Anlegern schwarze Zahlen im Gesamtjahr in Aussicht gestellt. „Die Umsetzung unserer Strategie geht planmäßig voran und auch das operative Geschäft entwickelt sich gut. Für das Gesamtjahr rechnen wir trotz der Umbaukosten daher mit einem positiven Konzernergebnis“, ließ sich Konzernchef Manfred Knof anlässlich der Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse zitieren. Die Börse reagierte mit Kursaufschlägen von mehr als 5%, die im Tagesverlauf jedoch wieder abbröckelten.
Wie das Institut mitteilte, verdreifachte es den in der Zeit von Juli bis Ende September erwirtschafteten operativen Gewinn auf nahezu 472 Mill. Euro. Das ist deutlich mehr, als die meisten Analysten erwartet hatten, die Konsensschätzung hatte lediglich bei 364 Mill. Euro gelegen. Als Gründe für die positive Entwicklung nannte Knof in einer Telefonkonferenz mit Journalisten kontinuierliche Zuwächse im Wertpapiergeschäft, eine hohe Widerstandskraft des Kreditbuchs sowie Fortschritte beim Kostenabbau. Rechnet man die Sonderabschreibung wegen der gestoppten Auslagerung der Wertpapierabwicklung an HSBC heraus, die im zweiten Quartal mit 200 Mill. Euro zu Buche geschlagen hatte, liegen die Kosten nach neun Monaten mit 5,1 Mrd Euro im Plan.
Wertpapiergeschäft wächst
Im dritten Quartal stagnierten die Erträge den Angaben zufolge bei etwa 2 Mrd. Euro. Der bereinigte Provisionsüberschuss sei dank der Zuwächse im Wertpapiergeschäft und steigender Einnahmen aus Handelsfinanzierungen und dem Zahlungsverkehr im Firmenkundengeschäft um 7% auf 873 Mill. Euro gestiegen. Der bereinigte Zinsüberschuss habe geringfügig auf 1,1 Mrd. Euro abgenommen. Im deutschen Privatkundengeschäft verbuchte die Commerzbank jedoch ein um 2% gestiegenes Zinsergebnis, was den Angaben zufolge auf höhere Beiträge aus dem Kreditgeschäft und eine Ausweitung der Guthabengebühren zurückzuführen war.
Wie aus dem Zahlenwerk ersichtlich ist, war es vor allem das deutlich rückläufige Risikoergebnis, das dem Konzerngewinn Auftrieb verlieh. Nach einer Belastung von mehr als 1 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum schlug das Risikoergebnis in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres nur noch mit 257 Mill. Euro zu Buche. Dies ist wohl mit der wieder erstarkten Konjunktur zu erklären und, wie Finanzchefin Bettina Orlopp betonte, mit einer hohen Qualität des Kreditbuchs. Die sogenannte NPE-Quote (Non-Performing Exposure), eine Kennziffer, die nach Vorgaben der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA neben notleidenden Krediten (Non-Performing Loans/NPL) auch Schuldverschreibungen und außerbilanzielle Positionen enthält, lag den Angaben zufolge wie im Vorquartal bei 0,8% des Bruttokreditvolumens.
Vorsorge für Sekundäreffekte
Da die befürchtete Pleitewelle infolge der Corona-Pandemie bislang ausgeblieben ist, hat die Commerzbank die Prognose für das Risikoergebnis angepasst. Rechnete sie bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen für 2021 noch mit einer Belastung von bis zu 1 Mrd. Euro, erwartet sie nunmehr weniger als 700 Mill. Euro. Orlopp räumte ein, dass im kommenden Jahr mit einem Anstieg der Kreditausfälle zu rechnen sei. Dieser Erwartung habe das Institut durch eine Erhöhung des sogenannten Top-Level-Adjustment (TLA) im Firmenkundengeschäft, das in das Risikoergebnis einfließt, bereits Rechnung getragen.
Gut voran kommt die Commerzbank nach Worten Knofs bei dem im Frühjahr angekündigten Stellenabbau in Deutschland. Seit Jahresbeginn hätten bereits 1500 Vollzeitkräfte die Bank verlassen, für weitere 2100 Mitarbeiter sei der Abschied bis Ende 2023 bereits vertraglich geregelt. In einem der größten Abbauprogramme der deutschen Kreditwirtschaft bietet die Commerzbank den 1968 oder früher geborenen Mitarbeitern Alterteilszeit und Vorruhestandsregelungen an. Darüber hinaus offeriert sie im Rahmen eines Freiwilligenprogramms Abfindungen, ein Angebot, von dem 1600 Beschäftigte Gebrauch gemacht hätten. Mit diesen insgesamt 5200 bereits beendeten oder bald auslaufenden Vertragsverhältnissen sei mehr als die Hälfte des bis Ende 2024 avisierten Stellenabbaus geregelt, unterstrich Knof. Wie viele Stellen im Rahmen der Restrukturierung abgebaut werden sollen, ist allerdings auch wegen der bereits seit längerem laufenden Abbauprogramme undeutlich, die Angaben hierzu variieren zwischen 7500 und 10000 Vollzeitstellen.
Wertberichtigt Seite 8
Commerzbank | ||
Kennzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 3549 | 3824 |
Provisionsüberschuss | 2692 | 2481 |
Fair-Value-Ergebnis | 645 | −116 |
Ergebnis aus Sicherungszusammenhängen | −84 | 152 |
Sonstiges Ergebnis | −478 | −191 |
Risikoergebnis | −257 | −1067 |
Verwaltungsaufwand | 4658 | 4551 |
Operatives Ergebnis | 1042 | 94 |
Pflichtbeiträge | 402 | 445 |
Restrukturierungsaufwendungen | 1052 | 201 |
Ergebnis aus fortzuführenden Geschäftsbereichen vor Steuern | −10 | −106 |
Ertragsteuern (minus: -gutschrift) | −49 | 65 |
Konzernergebnis | 39 | −132 |
Den Aktionären zurechenbares Konzernergebnis | 9 | −168 |
Nach Kuponzahlung an Eigner von Hybridkapital | −131 | −216 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | −0,10 | −0,17 |
Aufwandsquote im operativen Geschäft (%) | 79,6 | 81,1 |
Eigenkapitalrendite (%) | −0,7 | −1,2 |
Ende 2020 | ||
Harte Kernkapitalquote (fully loaded, %) | 13,5 | 13,2 |
Leverage Ratio (fully loaded, %) | 4,6 | 4,9 |
Bilanzsumme (Mrd. Euro) | 541,3 | 506,6 |
Mitarbeiter (Vollzeitkräfte) | 38432 | 38671 |
Börsen-Zeitung |