Commerzbank strebt Eigenkapitalrendite von 15 Prozent bis 2028 an
Commerzbank optimiert sich weiter
Effizienzprogramm geht in die nächste Runde – Eigenkapitalrendite von 15 Prozent bis 2028 geplant – Cost-Income-Ratio soll auf 50 Prozent gesenkt werden
Mit dem Damoklesschwert der drohenden Übernahmeofferte durch die Unicredit konfrontiert, präsentierte Commerzbank-CEO Orlopp einen Strategieplan, der die Basis dafür schaffen soll, die Eigenständigkeit der Bank mit allen Kräften zu wahren. Die Ambitionen sind nobel, doch der Druck in den nächsten drei Jahren steigt.
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp stellte auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in der Frankfurter Konzernzentrale die neue Strategie bis 2028 vor – und wartete mit durchaus ambitionierten Zielen auf. Konkret will das Institut die Cost-Income-Ratio, die 2024 überraschend unter der 60%-Marke bei 59% lag, bis Ende 2028 auf „rund 50%“ drücken.
Die Eigenkapitalrendite (RoTE) soll bis dann auf 15% steigen und das Nettoergebnis bei 4,2 Mrd. Euro liegen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte das Institut mit 2,4 Mrd. Euro einen Rekordgewinn eingefahren. Bis 2027 strebt die Bank eine Eigenkapitalrendite von 13,6% an, statt der bisher geplanten 12,3%. Von der Benchmark der Unicredit ist das Institut damit nach wie vor ein Stück entfernt. Die Eigenkapitalrendite der italienischen Großbank lag 2024 bei 17,7 %.
Orlopp: „Informelle Gespräche mit Unicredit nicht mehr möglich“
Diese überarbeiteten Zielmarken können denn auch als indirekte Antwort auf die Vorwürfe von Unicredit-CEO Andrea Orcel gewertet werden, der seinen Ton dieser Tage nochmals verschärft hat. Schon vergangenes Jahr hatte er anlässlich seines Einstiegs beim Institut argumentiert, die Commerzbank sei nicht profitabel genug und arbeite zu ineffizient.
Kritiker warfen Orlopp bis zuletzt vor, dass sie keine Bereitschaft für informelle Gespräche mit Orcel zeige. Die Bankchefin entgegnete heute, dass es dafür ohnehin zu spät sei und der offizielle Start von Gesprächen, egal welcher Natur, mit der Unicredit als Shareholder aller Voraussicht nach der Ad-hoc-Pflicht unterliegen würde.
MBank-Probleme behoben
Für die „Momentum“ getaufte Strategie bis 2028 will Orlopp auf die „anerkannten Stärken“ der Bank im Geschäft mit Privat- und Unternehmerkunden, im Asset- und Wealth-Management, Mittelstandsgeschäft und bei der polnischen Tochter MBank setzen. Letztere ist allein letztes Jahr bei den Erträgen um 38% auf 1,7 Mrd. Euro gewachsen. Zudem habe die Bank bei der Reduzierung rechtlicher Risiken aus Fremdwährungskrediten deutliche Fortschritte gemacht. Die Zahl der Gerichtsverfahren belaufe sich aktuell auf 16.000.
Stellenaufbau bereits im Blick
Durch gezielten Stellenaufbau würde der nun zusätzlich geplante Abbau von 3.900 Jobs, der bereits einen Tag vor der Bilanzpressekonferenz durchgesickert war, bis 2028 mehr oder weniger kompensiert werden. Das sei wichtig, um die Zukunftsfähigkeit der Bank zu sichern und die Effizienz planmäßig steigern zu können.
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Mehrfach betonte Orlopp vor Journalisten den immer noch hohen Altersdurchschnitt der Belegschaft. In den letzten Jahren hat sich dieser allerdings nicht wirklich verändert. Lag er 2019 bei 45,5 Jahren, beträgt er in der deutschen Aktiengesellschaft derzeit 45,4 Jahre, wie die Bank auf Anfrage mitteilt. Nachwuchsprogramme liefen regulär weiter, sagte Orlopp. Der Personalstand beläuft sich derzeit auf etwa 36.700 Vollzeitkräfte.
Ausbau von Vertriebsaktivitäten und mögliche Technologie-Zukäufe
Die anstehenden Stellenkürzungen, für die das Institut im laufenden Geschäftsjahr 700 Mill. Euro an Restrukturierungskosten veranschlagt, sollen folglich sozialverträglich und zum Großteil durch altersbedingtes Ausscheiden von Mitarbeitern gestaltet werden. 3.300 davon würden bei der Commerzbank selbst gestrichen, der Rest bei Tochtergesellschaften und Service-Stellen im Ausland.
Für ihre Wachstumsambitionen will die Bank ihre Vertriebsaktivitäten ausbauen und zudem mithilfe von Partnerschaften, wie der am Donnerstag bekannt gegebenen mit dem Kreditkartenkonzern Visa für Privat-, Unternehmer- und Firmenkunden, ihre Provisionserträge im Mittel um 7% jährlich steigern. Zukäufe seien im Assetmanagement und Technologiebereich denkbar; ebenfalls ein Punkt, den Orcel kritisiert hatte: Die Bank investiere zu wenig in Netzwerke und Technologien.
Kosten nur leicht gestiegen
Der designierte Finanzvorstand Carsten Schmitt gab, auch wenn die offizielle Freigabe durch die Aufseher weiter aussteht, heute seinen Einstand und betonte in seinem Fazit, die Bank sei in Sachen Profitabilität und Effizienz auf dem richtigen Weg. Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist die Commerzbank im Geschäft mit Privat- und Unternehmerkunden stärker gewachsen (Erträge +7%) als im Firmenkundengeschäft (Erträge +5%).
Die gesamten Kosten fielen trotz Inflationsdrucks um knapp 2% höher aus, ohne die der mBank wären sie sogar leicht gefallen, sagte Schmitt. Die Eigenkapitalrendite lag für das Gesamtjahr zwar bei 9,2%, sei aber im Schlussquartal bereits zweistellig gewesen.