Commerzbank zahlt wieder Dividende
lee Frankfurt
Die Commerzbank konkretisiert ihre Ausschüttungspläne. Wie das vor dem Aufstieg in den Dax 40 stehende Institut nach der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch ad hoc mitteilte, sollen die Aktionäre zum ersten Mal seit vier Jahren wieder eine Dividende erhalten. Der Vorstand plane, der Hauptversammlung am 31. Mai eine Dividende von 20 Cent pro Aktie vorzuschlagen, heißt es in der Pflichtveröffentlichung. Außerdem will er in Übereinstimmung mit der vor einem Jahr beschlossenen Kapitalrückgaberichtlinie das erste Aktienrückkaufprogramm in der Geschichte des Instituts auf den Weg bringen.
Details zum Umfang und der Umsetzung des Aktienrückkaufs nannte die Commerzbank nicht. Gut möglich, dass der 2021 als Sanierer angetretene Vorstandschef Manfred Knof und seine Stellvertreterin Bettina Orlopp die Pläne am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz erläutern werden. Die Veranstaltung findet erstmals seit der Coronakrise wieder als Präsenzveranstaltung statt. Vor einem Jahr hatte Knof den Ausschüttungsplan damit begründet, dass die Aktionäre in der Vergangenheit ja „nicht immer nur Freude“ an der Commerzbank gehabt hätten. Tatsächlich hat das Institut im vergangenen Jahrzehnt nur zweimal Dividenden von jeweils 20 Cent pro Aktie ausgeschüttet (siehe Grafik).
Die Börse nahm die Ankündigung der Ausschüttungspläne wohlwollend auf. Der Aktienkurs verzeichnete am Mittwoch ein Plus von etwa 2 % und schloss bei 10,28 Euro. Nachdem das noch im MDax notierte Institut kürzlich publik gemacht hat, dass es die formalen Vorgaben erfüllt, um den vor dem Delisting stehenden Industriegasehersteller Linde im Dax zu ersetzen, erfreute sich der Titel einer regen Nachfrage. Das liegt zum einen daran, dass viele passive Anlagestrategien Auswahlindizes nachbilden, zum anderen aber auch daran, dass internationale Investoren lieber nach den darin enthaltenen Titeln greifen als nach Nebenwerten.
Auch hinter den Plänen für das Aktienrückkaufprogramm dürfte das Ziel stehen, die Commerzbank für internationale Investoren attraktiver zu machen. Diese vor allem in der angelsächsischen Aktienkultur übliche Ausschüttungsform hat erst in jüngerer Zeit in Deutschland an Popularität gewonnen. Rechnerisch macht es keinen Unterschied für die Aktionäre, ob die auf die bestehende Aktienzahl gezahlte Dividende erhöht wird oder die Zahl der Aktien entsprechend reduziert wird. Optisch sind Aktienrückkäufe jedoch wirkungsvoller, weil sie den von vielen Marktteilnehmern beachteten Gewinn pro Aktien (Earnings per Shares, EPS) in die Höhe treiben. Im Zuge der Teilverstaatlichung war das Aktienkapital der Commerzbank enorm verwässert worden. Ob der Aktienrückkauf tatsächlich umgesetzt werden kann, steht nach Angaben der Commerzbank unter dem Vorbehalt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und die mit der Verwaltung der Beteiligung des Bundes betraute Finanzagentur grünes Licht geben. Auch wenn die Aufsicht die Banken zuletzt mehrfach zur Zurückhaltung ermahnt hatte, käme ein Veto angesichts der vergleichsweise bescheidenen Ausschüttungspläne überraschend. Auch der als größter Einzelaktionär im Aufsichtsrat vertretene Bund wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gegen die ihm ebenfalls zugutekommenden Dividenden wehren.
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