Crédit Agricole als Weißer Ritter bei BPM
Crédit Agricole als Weißer Ritter bei BPM
Frankreichs zweitgrößte Bank Crédit Agricole hat die Beteiligung an Italiens drittgrößter Bank BPM über Finanzinstrumente um 5,2 Prozentpunkte auf 15,1% aufgestockt. Außerdem hat das Institut bei den Aufsichtsbehörden um Erlaubnis gebeten, bis auf 19,99% zu erhöhen. Crédit Agricole habe nicht vor, ein Übernahmeangebot für BPM zu machen, erklärte die französische Bank. Für die HVB-Mutter Unicredit dürfte es dennoch schwieriger werden, die geplante Übernahme der BPM zu realisieren. Die Unicredit-Offerte vom 25. November stieß bei der italienischen Regierung auf Zurückhaltung und wurde von der BPM-Führung zurückgewiesen. Der BPM-Aktienkurs liegt deutlich über dem Angebotspreis.
Französische Bank stockt Beteiligung an Italiens drittgrößter Bank auf und durchkreuzt Übernahmepläne von Unicredit
Der Crédit Agricole hat die Beteiligung an Italiens drittgrößter Bank BPM auf 15,1% aufgestockt und bei der Aufsichtsbehörde eine Erhöhung auf bis zu 19,99% beantragt. Damit werden die Franzosen zu einem zentralen Akteur bei dem Institut, für das die HVB-Mutter Unicredit ein Übernahmeangebot vorgelegt hat.
bl/wü Mailand/Paris
Crédit Agricole (CA) hatte 2022 einen Anteil von 9,2% an der BPM erworben, nachdem Unicredit kurz zuvor in letzter Minute auf eine Übernahme verzichtet hatte. Nach Angaben des Crédit Agricole entspricht der Erwerb weiterer Anteile seiner Strategie als langfristiger Investor und Partner von BPM. Die französische Bank, die sich von der Deutschen Bank und J.P. Morgan beraten ließ, will bestehende Handelsvereinbarungen mit der BPM im Bereich Konsumentenkredite und Versicherungen absichern. Crédit Agricole soll im Vorfeld die Zustimmung der italienischen Regierung eingeholt haben. Eine Bestätigung Roms dafür gab es zunächst nicht.
Gerüchten zufolge soll Italiens Regierung verärgert darüber sein, von Unicredit im Vorfeld des Übernahmeangebots nicht informiert worden zu sein. Auch substanziell liegt eine Übernahme der BPM durch die Unicredit nicht unbedingt im Interesse Roms: Denn die BPM ist kürzlich bei der teilstaatlichen Monte dei Paschi di Siena (MPS) eingestiegen. Die Regierung wünscht eigentlich eine dritte große Bankengruppe im Land aus BPM und MPS. Unicredit-CEO Andrea Orcel hat aber mehrmals erklärt, kein Interesse an der MPS zu haben. Damit müsste die Regierung einen neuen Partner für das Institut suchen, was schwierig wäre. Über eine Golden-Power-Regelung hat Rom erhebliche Mitsprache bei Veränderungen und könnte etwa eine Übernahme der BPM durch Unicredit sogar verhindern.
„Glücklich“ über das Engagement
BPM-CEO Giuseppe Castagna sagte, er sei „sehr glücklich über das Engagement“ des Crédit Agricole, das noch lange dauern soll. Der BPM-Chef wäre mit einem noch stärkeren Großaktionär auch besser abgesichert, sollte er weitere Anteile an der Monte dei Paschi erwerben.
Unicredit erklärte, es ändere sich nichts. Man sei bereit, mit dem Crédit Agricole zu sprechen. Das sei bereits bisher geplant gewesen, weil die Franzosen schon an der BPM beteiligt waren. Angeblich hat Unicredit auch deshalb ein Übernahmeangebot lanciert, weil die HVB-Mutter Wind von der geplanten Aufstockung durch den Crédit Agricole bekommen habe, die schon länger vorbereitet worden sei.
Offene Fragen
Analysten fragen sich auch, wie es mit der Partnerschaft der CA-Vermögensverwaltungssparte Amundis mit Unicredit und Amundis Kunden in Italien weitergeht. Orcel macht keinen Hehl daraus, dass er das 2017 im Rahmen des Verkaufs der früheren Unicredit-Vermögensverwaltungstochter Pioneer an den Crédit Agricole geschlossene Abkommen für den Vertrieb von Amundi-Produkten in Italien, Deutschland und Österreich gerne rekalibrieren würde. Er will die Einnahmen aus Kommissionen steigern. Das Abkommen endet eigentlich erst 2027.
BPM hat ein Übernahmeangebot für den italienischen Assetmanager Anima vorgelegt. Sollte die BPM-Akquisition gelingen, hätte Unicredit dann noch weniger Bedarf an Amundi-Produkten. Unicredit lehnt bisher eine Aufstockung der vom Markt und der BPM als unzureichend zurückgewiesenen Offerte vor Ende März ab.
Starke Position
Durch die Aufstockung der Beteiligung stärkt Crédit-Agricole-Chef Philippe Brassac seine Verhandlungsposition, um mit Orcel über eine Fortsetzung der Partnerschaft in der Vermögensverwaltung zu sprechen. Und selbst wenn Unicredit bei der BPM erfolgreich sein sollte, hätten die Franzosen eine stärkere Position: Ihre derzeitige BPM-Beteiligung würde ihnen einen Anteil von knapp 3% an der HVB-Mutter sichern.