Deutsche Bank erteilt Commerzbank-Kauf Absage
lee/fir Frankfurt
Deutsche Bank erteilt Commerzbank-Kauf Absage
Vorstand priorisiert Ausschüttungspläne – Aktienkurs fällt trotz Rekordgewinn
Die Deutsche Bank hat am Mittwoch weder mit dem Ende des seit Jahren anhängigen Rechtsstreits um die Postbank-Übernahme noch mit einem Rekordergebnis an der Börse gepunktet. Nach einem anfänglichen Minus von nahezu 5% grenzte der Titel seine Verluste im Tagesverlauf jedoch ein. In einer telefonischen Pressekonferenz anlässlich der Veröffentlichungen der Quartalszahlen erteilte Finanzvorstand James von Moltke den Fantasien über einen Einstieg bei der von unerbetenen Avancen der italienischen Großbank Unicredit bedrängten Commerzbank eine deutliche Absage.
Integration würde Wettbewerber ablenken
„Wir warten nicht auf einen Anruf aus Berlin“, so seine Antwort auf die Frage, ob er sich die Deutsche Bank in der Rolle des Weißen Ritters vorstellen könne. Auch hielten sich die Sorgen um die Marktposition in Grenzen. Zwar würde durch den Zusammenschluss der HVB-Mutter mit der Commerzbank ein Institut entstehen, das auf dem deutschen Heimatmarkt auf Augenhöhe mit der Deutschen Bank rangiert. „Der Markt ist aber ohnehin sehr wettbewerbsintensiv“, ergänzte Moltke, der zugleich stellvertretender Vorstandschef ist. Sein Institut konkurriere bereits sowohl mit Unicredit als auch mit der Commerzbank. Vor diesem Hintergrund sei es womöglich von Vorteil, wenn die beiden Wettbewerber eine Weile durch die Integration abgelenkt seien.
Neues Rückkaufprogramm beantragt
Die Deutsche Bank wolle sich vorerst auf die Umsetzung ihrer strategischen Ziele konzentrieren. Explizit nannte Moltke dabei den Ausschüttungsplan. Für die Jahre 2021 bis 2025 hat er den Aktionären Ausschüttungen und Aktienrückkäufe in Höhe von 8 Mrd. Euro versprochen. Bislang umgesetzt sind davon 3,3 Mrd. Euro. Für 2025 habe das Institut bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ein weiteres Rückkaufprogramm in nicht genannter Höhe beantragt. Gemessen an der Marktkapitalisierung ist die Deutsche Bank in Europa nicht mehr Spitze, auch weil sie nicht an der Konsolidierung teilhatte.
Rekordgewinn im Quartal
Für das dritte Quartal wies die Deutsche Bank einen Gewinn vor Steuern von 2,3 Mrd. Euro aus. Das ist fast ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch wenn man die Auflösung in Höhe von 440 Mill. Euro aus Rückstellungen für den Rechtsstreit mit früheren Postbank-Aktionären herausrechnet, ist das nach Angaben der Bank der höchste Gewinn, den das Institut jemals in einem dritten Quartal erzielt hat. Die ebenfalls am Mittwoch in dem Rechtsstreit vor dem Oberlandesgericht Köln erlittene Niederlage wird nach Angaben eines Sprechers keine nennenswerten finanziellen Folgen mehr haben. Das Institut hatte sich im Sommer bereits mit einem großen Teil der Kläger geeinigt.
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