Die Deutsche Bank beklagt die wachsende Dominanz großer US-Geldhäuser am heimischen Markt. Seit dem Porsche-Börsengang, bei dem keine einzige deutsche Bank in einer führenden Rolle mandatiert wurde, wird die Kritik im Vorstand der Deutschen Bank am Vorgehen der US-Rivalen lauter. US-Institute tendierten dazu, ihre Kreditangebote je nach Marktumfeld hoch- und runterzuschrauben, sagte Fabrizio Campelli, Chef der Unternehmens- und Investmentbank.

„Wir haben Fälle gesehen, wie während der Pandemie Kreditangebote nichtdeutscher Banken vom Tisch waren, während deutsche Kreditinstitute ihre Kreditlinien ausweiteten.“ Campelli nannte keine Beispiele. Die großen US-Banken, die ihren Marktanteil in der Unternehmensfinanzierung im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt haben, weisen die Vorwürfe zurück.

„Eine Reihe von europäischen Unternehmen erkennt bereits die Risiken, wenn sie nicht mit Firmen zusammenarbeiten, die in der Region langfristig engagiert bleiben“, sagte Campelli. Dass keine deutschen Institute beim größten hiesigen Börsengang des Jahres eine führende Rolle gespielt haben, zeigt aus seiner Sicht, dass noch viel Arbeit vor der Deutschen Bank und anderen europäischen Geldinstituten liege.

US-Geldhäuser gewinnen Marktanteile in Deutschland nicht nur in der traditionell von US-Adressen do­minierten M&A-Beratung. Auch in der Unternehmensfinanzierung ho­len die US-Wettbewerber auf: 2021 stieg der Marktanteil der fünf größten US-Geldhäuser gemessen an den Erträgen laut Daten von Dealogic auf 35%. Vor zehn Jahren lag er mit 18% nur etwa halb so hoch. Auf die wiederholten Vorwürfe, sie würden in schwierigen Zeiten ihre Kreditvergabe für deutsche Kunden herunterfahren, verweisen die US-Institute auf ihr wachsendes Engagement am Frankfurter Finanzplatz. J.P. Morgan Chase zählt mittlerweile zu den Top 5 der Geldinstitute in Deutschland.