Bain-Studie

Deutsche Banken weniger abhängig von Zins­einnahmen

Der Anstieg der Eigenkapitalrenditen der Banken droht nach Einschätzung der Unternehmensberatung Bain & Company von Inflation, Rezession und Lieferkettenengpässen wieder teilweise aufgezehrt zu werden.

Deutsche Banken weniger abhängig von Zins­einnahmen

lee Frankfurt

Die deutsche Kreditwirtschaft hat die vergangenen zwei Jahre genutzt, um profitabler zu werden. Wie die Unternehmensberatung Bain & Company auf der Basis der Datenreihen von Bundesbank und Europäischer Zentralbank (EZB) errechnet hat, haben Sparkassen und Banken ihre Eigenkapitalrendite im abgelaufenen Jahr um durchschnittlich 2,1 Prozentpunkte auf 3,2 % gesteigert. Die stärksten Zuwächse erzielten große Institute wie die DZ Bank, Landesbanken und die beiden privaten Großbanken (siehe Grafik).

Begünstigt worden sei der Renditeanstieg von einer im Vergleich zum Rezessionsjahr 2020 deutlich niedrigeren Risikovorsorge, aber auch von einem Anstieg des Provisionsüberschusses um 17 % auf 38,3 Mrd. Euro. „Die deutschen Kreditinstitute haben ihre traditionelle Abhängigkeit von zinstragenden Geschäftsfeldern verringert“, konstatierte Walter Sinn, Co-Studienautor und Deutschland-Chef von Bain. Er wertet dies als „sichtbaren Erfolg“ der Transformation vieler Institute. Vor allem in den Jahren niedriger und negativer Zinsen hatten die Bain-Berater und andere Branchenexperten eine bessere Ausbalancierung von Zins- und Provisionseinnahmen der deutschen Institute angemahnt. Die Übergewichtung der Zinseinnahmen gilt als ein Faktor für die im Vergleich zu ihren europäischen Wettbewerbern höhere Rentabilität der großen US-In­stitute.

Noch nicht in die Betrachtung eingeflossen sind die Folgen der erst in diesem Jahr eingeleiteten Zinswende im Euroraum, von der viele Banken profitieren dürften. Obgleich diese seit der zweiten Jahreshälfte die Zinseinnahmen anschwellen lässt, sehen die Branchenexperten schon wieder schwarz für die künftige Gewinnentwicklung der Branche. Als Gründe dafür nennen sie die hohe Inflation, die konjunkturelle Talfahrt, geopolitische Spannung sowie die anhaltende Störung der Lieferketten. Sofern nicht gegengesteuert werde, drohe den Banken dadurch ein erneuter Rückgang ihrer Eigenkapitalrendite auf 1,6 bis 1,7 %. Sinn relativierte zudem den positiven Effekt der steigenden Zinsen, indem er auf den damit einhergehenden Anstieg der Finanzierungskosten verwies sowie auf den Umstand, dass viele Kredite eine langfristige Zinsbindung vorweisen.

Neue Technologien nutzen

Um dem drohenden Renditerückgang entgegenzuwirken, empfiehlt Bain einerseits Kostensenkungen durch Automatisierung und Digitalisierung. Allein die Fortführung und Intensivierung der laufenden Effizienzprogramme könne die durchschnittliche Eigenkapitalrendite um 2 bis nahezu 3 % bewirken. Zugleich sollten die Banken nach Einschätzung der Branchenexperten aber auch wachstumsträchtige Geschäftsbereiche ausbauen, Firmenkunden mit zusätzlichen Dienstleistungen an sich binden sowie Firmenkredite systematisch syndizieren oder verbriefen. Sinn: „Die Banken sollten noch konsequenter neue Technologien nutzen, neue Märkte erschließen und alte Zöpfe abschneiden.“

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