Rekordausschüttung

Deutsche Börse will 1,2 Mrd. Euro an Aktionäre auskehren

Die Deutsche Börse hat die Übernahme von Simcorp gut verdaut und ist 2024 stark gewachsen. Davon profitiert auch der Finanzinvestor General Atlantic – der dieses Jahr seinen Exit forcieren könnte.

Deutsche Börse will 1,2 Mrd. Euro an Aktionäre auskehren

Deutsche Börse kündigt Rekordausschüttung an

Simcorp gewinnt Neukunden und steigert jährlich wiederkehrende Erlöse – CEO Stephan Leithner muss sich mit Exit von General Atlantic beschäftigen

Von Philipp Habdank, Frankfurt
phh Frankfurt

Die Deutsche Börse will ihren Aktionären dieses Jahr über Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe mit rund 1,2 Mrd. Euro so viel ausschütten wie nie zuvor. CEO Stephan Leithner präsentiert bei seiner ersten Bilanzpressekonferenz wachsende Erlöse und Gewinne – auch weil Simcorp wie versprochen abliefert.

Die Deutsche Börse konnte im vergangenen Jahr ihren Umsatz und Gewinn steigern und kündigt ein Aktienrückkaufprogramm über 500 Mill. Euro an. Das geht aus den veröffentlichten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024 hervor. Die Börse schlägt der Hauptversammlung vor, die Dividende von 3,80 auf 4 Euro anzuheben. Insgesamt will der Börsenbetreiber seinen Aktionären in diesem Jahr somit rund 1,2 Mrd. Euro ausschütten, knapp ein Viertel mehr als im Vorjahr und so viel wie nie zuvor.

Die Nettoerlöse legten im vergangenen Jahr um 16% auf rund 4,1 Mrd. Euro zu. Das Wachstum verteilt sich prozentual gesehen in etwa zu gleichen Teilen auf organisches und M&A-bedingtes Wachstum. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 18% auf rund 2,3 Mrd. Euro. Beide Zahlen sind bereits ohne Berücksichtigung des Treasury-Ergebnisses, das die Börse künftig separat ausweist. 2024 lag dieses bei rund 1 Mrd. Euro. Im kommenden Jahr soll das stark vom aktuellen Zinsniveau abhängige Ergebnis auf rund 800 Mill. Euro sinken.

Software Solutions liefert nach Plan ab

Von Analysten mit Spannung erwartet wurden die Zahlen für das vierte Quartal zu den jährlich wiederkehrenden Erlösen im Bereich Software Solutions, zu dem neben Simcorp auch Axioma gehört. Im Jahresvergleich legten diese um 17% auf 608 Mill. Euro zu und lagen damit innerhalb des Zielkorridors von 13-18%. Das Segment habe dabei von einem Anstieg bei den SaaS-Erlösen profitiert.

Ein wichtiges Ziel von Simcorp ist es, die bestehenden Kunden auf ein Software-as-a-Service-Modell umzustellen, wodurch sich als Faustformel der Erlös pro Kunde in etwa verdoppeln lassen, wie Finanzchef Gregor Pottmeyer auf der Bilanzpressekonferenz erläuterte. Derzeit würde bereits rund die Hälfte der Simcorp-Kunden ein SaaS-Modell nutzen. Pottmeyer geht davon aus, die Quote auf 70 bis 80% erhöhen zu können.

Mehr wiederkehrender Erlöse

CEO Leithner zeigte sich mit der Entwicklung von Simcorp zufrieden. Bereits heute trage das Geschäftsfeld Investment Management Solutions (IMS) mit 22% der Gruppenumsätze wesentlich zu den wiederkehrenden Einnahmen bei. In der Gruppe würden diese inzwischen 62% der Nettoerlöse ausmachen.

Bis 2026 sollen die um das Treasury-Ergebnis bereinigten Nettoerlöse der Deutschen Börse auf rund 5,7 Mrd. Euro und das ebenso bereinigte Ebitda auf 3,1 Mrd. Euro steigen. „Die strukturellen Trends in unserer Industrie sind weiter voll intakt. Deshalb erwarten wir auch für das laufende Geschäftsjahr wieder deutliches organisches Wachstum“, lässt sich Deutsche-Börse-CEO Stephan Leithner in einer Mitteilung zitieren.

Die größten durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten erwartet die Deutsche Börse mit 11% im Fondsdienstleistungsgeschäft, gefolgt vom Bereich Investment Management Solutions (9%). Die erwarteten Wachstumsraten im Trading & Clearing betragen 8% und im Wertpapierdienstleistungsgeschäft 7%.

Simcorp-Übernahme treibt operative Kosten nach oben

Die operativen Kosten stiegen gegenüber dem Vorjahr um 17% auf rund 2,5 Mrd. Euro. Das meiste davon führt die Börse nach der Übernahme und Integration von Simcorop auf M&A-Kosten zurück. Organisch hätten die Kosten lediglich um 3% angezogen, wovon die Börse auch dieses Jahr ausgeht.

Nachdem die Börse im vergangenen Jahr noch die größte Übernahme ihrer Unternehmensgeschichte zu verdauen hatte und sich folglich bei Zukäufen zurückgehalten hatte, könnte sie dieses Jahr wieder an den M&A-Markt zurückkehren. Priorität habe zwar das organische Wachstum, doch Zukäufe kämen in Betracht, sofern sie finanziell und strategisch attraktiv seien.

Deutsche Börse bereitet sich auf Exit von General Atlantic vor

Die Deutsche Börse wird sich in diesem Jahr zudem mit einem möglichen Exit von General Atlantic befassen müssen. Der US-Finanzinvestor war 2019 im Zuge der 850 Mill. Dollar schweren Übernahme des Risikosoftware-Anbieters Axioma an Bord gekommen und war mit rund 19% an der Geschäftseinheit „Qontigo“ beteiligt, in der neben Axioma auch das Index-Geschäft Stoxx lag.

Als die Deutsche Börse Simcorp übernommen hat, wurde Qontigo in eine Software-Einheit (Simcorp und Axioma) und eine Daten-Einheit (ISS Stoxx) aufgespalten. General Atlantic ging mit dem Index-Geschäft in die Daten-Einheit. Für einen Exit kommen zwei Möglichkeiten infrage: Die Börse könnte die Anteile abkaufen oder sie bringt die ISS-Stoxx-Sparte an die Börse.

„Beide Wege bereiten wir vor – dazu gehört auch, dass wir in den nächsten Monaten den Markt für einen möglichen IPO sondieren und mehr Informationen zu ISS Stoxx veröffentlichen werden", so Leithner.