Diversifizierung zahlt sich für Crédit Agricole aus
Französische Banken
Diversifizierung zahlt sich
für Crédit Agricole aus
Ergebnisse über Erwartungen – Neue Partnerschaften
wü Paris
Gesche Wüpper, Paris
Die Ausweitung des Geschäftsmodells macht sich für Crédit Agricole bezahlt. Während heimische Wettbewerber wie BNP Paribas und Société Générale belastet vom schwachen Privatkundengeschäft in Frankreich im dritten Quartal sinkende Ergebnisse hinnehmen mussten, konnte die von der Börsenkapitalisierung her zweitgrößte französische Bank ihre steigern und sogar die Erwartungen übertreffen.
Die guten Ergebnisse seien Teil der ständigen Erweiterung des Geschäftsmodells, sagt Philippe Brassac, der Generaldirektor der börsennotierten Einheit Crédit Agricole SA (CASA). Die Einnahmen profitierten von dem kontinuierlichen Strom an Partnerschaften und Entwicklungsprojekten, erklärt die halbgenossenschaftliche Bankengruppe. Als Beispiel nennt sie die Integration der europäischen Aktivitäten von RBC Investment Services.
Die Crédit-Agricole-Tochter Caceis hatte die Übernahme der europäischen Assetdienstleistungen von Royal Bank of Canada vor einem Jahr angekündigt. Im Sommer dann hatte die Bankengruppe angekündigt, dass ihre Tochter Indosuez Wealth Management eine Mehrheitsbeteiligung an der belgischen Privatbank Degroof Petercam übernehmen werde, um sich in der Vermögensverwaltung zu stärken.
Fusion Autofinanzierungsaktivitäten
Anfang nächsten Jahres dann will sie ihre beiden Autofinanzierungsaktivitäten fusionieren, Sofinco Auto Moto Loisirs und CA Auto Bank, wie die von Stellantis im April übernommene, bis dahin als Gemeinschaftsunternehmen betriebene FCA Bank inzwischen heißt. Die Autofinanzierungsaktivitäten, die nach der Fusion zur Nummer 2 in Frankreich nach denen von BNP aufsteigen, werden künftig unter der Marke CA Auto Bank firmieren.
Ein weiteres Beispiel für die Ausweitung des Geschäftsmodells von Crédit Agricole sind unter anderem die Pläne der Gruppe, in die Produktion erneuerbarer Energien einzusteigen, und die im Sommer besiegelte Partnerschaft mit Worldline. Der Kurssturz, den die Aktie des Bezahldienstleisters nach einer Gewinnwarnung Ende Oktober erlebte, habe keine Auswirkungen darauf, meint CASA-Chef Brassac. Ziel der Partnerschaft sei, in Frankreich führend für Bezahldienstleistungen zu sein.
Dank solcher Diversifizierungen legten die Einnahmen von CASA im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19,2% auf 6,34 Mrd. Euro zu. Bis 2025 dürften die Akquisitionen der vergangenen Jahre bei der börsennotierten Einheit für zusätzliche Einnahmen in Höhe von rund 1,9 Mrd. Euro sorgen, erklärt die Bank.
Im französischen Privatkundengeschäft kann CASA wie ihre heimischen Wettbewerber bisher nicht von den gestiegenen Zinsen profitieren, da fast alle Kredite in Frankreich zu festen Zinsen vergeben werden. Die Einnahmen der Privatkundensparte LCL blieben deshalb mit einem Plus von 0,4% auf 944 Mill. Euro nahezu stabil. In Italien dagegen stiegen sie um 26,8% auf 783 Mill. Euro und im internationalen Privatkundengeschäft um 27,3% auf 1,02 Mrd. Euro.
Die Investment-Banking- und Finanzierungsaktivitäten legten 9,2% auf 1,42 Mrd. Euro zu, die Versicherungs- und Assetmanagementaktivitäten 10,2% auf 1,66 Mrd. Euro. Der Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen legte 25,6% zu, so dass CASA dabei besser abschnitt als heimische und ausländische Wettbewerber. Unter dem Strich verdiente die Bank mit 1,75 Mrd. Euro 33% mehr als vor einem Jahr – und mehr als von Analysten erwartet. Sie hatten im Schnitt laut Crédit Agricole mit 1,37 Mrd. Euro gerechnet.