„ETF ist für viele ein Buzzword"
„ETF ist für viele ein Buzzword"
BVI-Präsident Liermann über Altersvorsorge, Versicherer und Indexfonds
wbr Frankfurt
Trotz der politischen Turbulenzen, die durch den Bruch der Ampel-Koalition entstanden sind, bleibt Mattias Liermann hinsichtlich der Reform der Altersvorsorge optimistisch. Der Präsident der Fondsverbands BVI hob die Bedeutung eines langfristigen neuen Ansatzes hervor: „Es muss weitergehen, und es wird weitergehen.“ Die Basis sei gelegt, und die Diskussion über Reformen der drei Säulen der Altersvorsorge werde weiterhin breit getragen. Liermann betonte, dass das Konzept des Altersvorsorgedepots zunehmend als ernstzunehmende Alternative wahrgenommen werde. Durch Aufklärungsarbeit und Studien habe man bewiesen, dass Fondsprodukte für die Mehrheit der Bevölkerung eine tragfähige Vorsorgelösung darstellten.
Kritik an den Versicherern
Besonders bei der privaten Vorsorge sieht der BVI-Präsident Handlungsbedarf: „Es ist heute angesichts des demografischen Wandels wichtiger denn je, privat vorzusorgen.“ Auch ohne staatliche Förderung sei es essenziell, Eigenverantwortung zu übernehmen. Hierbei kritisierte er indirekt die Versicherungsbranche, die durch nicht sachgerechte Argumente ihre Position verteidige.
Liermann zeigte sich erfreut über das wachsende Interesse an ETFs, insbesondere bei der jüngeren Generation. Er warnte jedoch davor, diese Produkte als universelle Lösung zu betrachten: „ETF ist für viele ein Buzzword. Das ist eine gute Entwicklung, aber es ist wichtig zu verstehen, dass ETFs allein nicht immer die beste Lösung sind.“ Während ETFs durch niedrige Kosten und Transparenz punkten, bieten aktive Fonds die Möglichkeit, durch gezieltes Management Marktchancen zu nutzen. Letztlich hänge die Wahl des Produkts von den individuellen Zielen und der finanziellen Situation der Anleger ab.
Größter ETF-Markt Europas
Die Diskussion über aktiv gemanagte Fonds versus ETFs sei jedoch weniger hitzig als in der Vergangenheit, da beide Ansätze ihre Berechtigung gefunden hätten. In Deutschland, dem größten ETF-Markt Europas mit einem Volumen von rund 450 Mrd. Euro, herrsche eine „friedliche Koexistenz“ zwischen passiven und aktiven Fonds, so Liermann.
Interview Seite 4