Finanzaufsichtsbehörde lässt Euwax zappeln
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) lässt die Euwax AG bei der Bestellung zweier Vorstandsmitglieder zappeln. Nachdem die Aufsicht die Geschäftsleitereignung für beide noch nicht erteilt hat, droht der Stuttgarter Brokergesellschaft, dass sie am 1. Juli mit nur einem Vorstand dasteht. Wie gestern am Rande der virtuellen Hauptversammlung bekannt wurde, warten Aufsichtsratschef Michael Völter als designierter Vorstandsvorsitzender und Manfred Pumbo, bisher Leiter des Kostencontrollings der W&W-Gruppe, als CFO sowie CRO auf das Plazet der BaFin. Rechtsgrundlage hierfür ist §25c des Kreditwesengesetzes (KWG), das die Prüfung der fachlichen Eignung sowie die Zuverlässigkeit der Geschäftsleiter in spe vorschreibt.
Weiter auf Eis liegt damit die Nachfolge des ehemaligen Vorstandschef Alexander Höptner, der die Euwax im November 2020 verließ. Auch sein Stellvertreter Stefan Bolle scheidet zum Monatsende aus. Damit wäre der für den Börsenbetrieb zuständige Dragan Radanovic im Vorstand zunächst allein zu Haus. Unter der Annahme, dass die Euwax die geplanten Personalien der Aufsicht frühzeitig mitgeteilt hat, dürften gute Chancen bestehen, dass die BaFin es nicht beanstandet, wenn das Unternehmen vorübergehend von nur einem Vorstand geführt wird. Für sich genommen, ist eine derartige Situation also auch kein Beinbruch. Allerdings gibt es Stimmen am Börsenplatz Stuttgart, die das Zögern der BaFin mit dem groß angelegten organisatorischen und personellen Umbau in Zusammenhang bringen, den die Börse im vergangenen Jahr angestoßen hat. Dadurch sei eine Menge offener Baustellen entstanden, die eine Organisation erst einmal abarbeiten müsse, heißt es. Die BaFin betrachte eben die Summe aller Dinge, wie ein Insider sagt. Und dazu gehöre auch der Umstand, dass es bei Controlling und Compliance Schwachstellen geben könnte. Die Euwax unterliegt den Organisationspflichten des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG), das eine funktionierende Compliance-Funktion und ein wirksames Risikomanagement vorschreibt.
Diese Unruhe kommt der Euwax derzeit besonders ungelegen, weil sie sich einem verstärkten Wettbewerb im Wertpapierhandel ausgesetzt sieht. Die Börsentochter bekommt sowohl die Konkurrenz mit dem außerbörslichen als auch börslichen Handel zu spüren – etwa der Börse Frankfurt, der Tradegate Exchange oder den neu belebten Handelsplätzen Gettex und Quotrix, wie der stellvertretende Vorstandschef, Stefan Bolle, auf der Hauptversammlung sagte. Nicht zuletzt wegen des Aufkommens der Neobroker geht der Vorstand davon aus, dass sich der intensive Wettbewerb fortsetzen werde – auch mit Blick auf die Transaktionsgebühren.
Immerhin bilden für die Euwax die Orderentgelte einen Großteil des Provisionsergebnisses und damit eine wichtige Ertragssäule. „Als Konsequenz der intensiven Wettbewerbssituation wird somit auch der Margendruck weiter bestehen bleiben“, sagte Bolle. Trotz harten Wettbewerbs war 2020 für die Euwax eines ihrer erfolgreichsten Jahre der Firmengeschichte, in dem das Nachsteuerergebnis auf 14,2 Mill. Euro mehr als verdreifacht werden konnte. Für das laufende Jahr erwartet Bolle ein geringfügig schwächeres Provisionsergebnis, während für das Nettoergebnis des Handelsbestands ein deutlicher Anstieg erwartet wird. Unter anderem wegen höherer Verwaltungsaufwendungen geht der Vorstand für 2021 von einem leicht unter Vorjahr liegenden Jahresergebnis aus.
Indessen wurden Katharina Gehra, Geschäftsführerin des Blockchainhauses Immutable Insight, und Alena Kretzberg von der Commerzbank auf der Hauptversammlung neu in den Aufsichtsrat gewählt. Sie ersetzen Christian Holzherr und Michael Völter, die ihre Aufsichtsratsmandate niedergelegt haben. Darüber hinaus wurden die bisher gerichtlich bestellten Aufsichtsräte Jürgen Steffan und Andreas Torner in das Gremium gewählt.
Euwax AG | ||
Konzernzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Nettoergebnis aus Handelsbestand | 41,2 | 14,2 |
Provisionsergebnis | 8,2 | 4,8 |
Gesamterträge | 49,9 | 5,8 |
Gesamtaufwand | 27,9 | 13,7 |
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit | 22 | 5,8 |
Ergebnis nach Steuern | 14 | 4,2 |
Eigenkapital | 82,9 | 82,9 |
Ergebnis je Aktie in Euro | 2,72 | 0,82 |
Dividende in Euro | 3,26 | 3,26 |
Mitarbeiter | 64 | 62 |
Börsenwert (17.6.2021) | 401,7 | |
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