Fondssiegel werden immer beliebter
la Frankfurt
Mit dem zunehmenden Wettbewerb im nachhaltigen Fondsgeschäft bemühen sich immer mehr Anbieter um Qualitätssiegel oder Label für ihre Produkte. Laut einer Studie des französischen Analyse- und Beratungshauses Novethic hat sich 2021 die Zahl der Fonds, die eines der neun qualitativen europäischen Siegel erhalten haben, im Vergleich zum Vorjahr um fast 50% auf 2119 erhöht. Das in den Siegel-Fonds verwaltete Vermögen hat sich dabei auf 1,3 Bill. Euro fast verdoppelt.
Die seit März 2021 mit der Offenlegungsverordnung (SFDR) eingeführte Klassifizierung von Fonds mit einer ESG-Strategie als Artikel-8-Fonds und Fonds mit einer spezifischen nachhaltigen Wirkung als Artikel-9-Fonds hat Novethic zufolge dem Wachstum der Siegel keinen Abbruch getan.
Kriterien überarbeitet
Die Label hätten sich jedoch an die neue Regulierung angepasst. Demnach haben sechs der neun Siegel die Selbstdeklaration der Fonds nach Artikel 8 oder 9 der SFDR als zusätzliches Bewertungskriterium eingeführt. Und vier der Label – das sind das in der DACH-Region beheimatete FNG-Siegel, das luxemburgische LuxFlag-ESG-Siegel, das skandinavische Nordic Swan Ecolabel und das belgische Towards-Sustainability-Label – haben ihre Kriterien überarbeitet, um sie besser auf die SFDR und die Taxonomie abzustimmen. Der Großteil der Fonds, die ein Siegel erhalten, ist Novethic zufolge daher nach Artikel 8 klassifiziert.
Die zunehmende Beliebtheit der Label wird auch dadurch unterstrichen, dass sich immer mehr Fonds mit mehreren Siegeln auszeichnen lassen, also länderübergreifend Label suchen. Die Zahl der Fonds mit mindestens zwei Labeln hat sich seit dem letzten Novethic-Überblick um fast 80% von 171 auf 306 erhöht. Davon haben 254 Fonds zwei Label, 38 weitere haben drei und 14 Fonds verfügen sogar über vier Siegel.
Führend hinsichtlich der Zahl der Fonds und des von ihnen verwalteten Vermögens sind das französische SRI-Siegel und der belgische Towards-Sustainability-Standard. Beide sind die einzigen, die bereits mehr als 600 Fonds und ein verwaltetes Vermögen von weit über 500 Mrd. Euro verwalten (s. Grafik). Auch das FNG-Siegel der deutschsprachigen Länder wächst deutlich.
SRI-Siegel hinkt hinterher
Dagegen habe es das Luxemburger LuxFlag-Label aufgrund seines auf Klimafinanzierung und Umwelt fokussierten Ansatzes schwer, Vermögensverwalter anzulocken, die einen ESG-Ansatz bei den Siegeln bevorzugen würden, heißt es in der Studie. Was die Anpassung an die europäische Regulierung angehe, hinke das zahlen- und volumensmäßig führende französische SRI-Label den Konkurrenten noch hinterher, so die Analyse. Hier sei die Reform noch in vollem Gange. Dagegen habe das skandinavische Nordic-Swan-Label die fortschrittlichsten Kriterien-Leitlinien. Sie basierten auf der doppelten Wesentlichkeit sowie auf differenzierten sektoralen Ansätzen je nach der Exposition gegenüber Umweltrisiken.
Insgesamt verfeinern die Siegelanbieter ihre Bewertungskriterien immer mehr. Gerade die seit 2021 aktualisierten Label hätten sich insbesondere bei den sogenannten wesentlichen ESG-Risiken und den Mindestanforderungen an die Umweltanalyse weiterentwickelt. Dabei heben die Autoren den belgischen Towards-Sustainability-Standard hervor, der inzwischen dem Ansatz der SFDR folge und von den Fonds eine Bewertung sowohl der wahrscheinlichen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsrisiken auf die Rendite als auch der Risiken der wichtigsten nachteiligen Auswirkungen (PAI) auf die E-, die S- sowie die G-Faktoren jeder Investition verlange.
Glaubwürdigkeit im Fokus
Drei Gütesiegel arbeiten mit einem Punktesystem. Bei Nordic Swan und dem österreichischen Umweltzeichen wird das Punktesystem verwendet, um zu prüfen, ob die Mindestanzahl von Anforderungen erfüllt ist.
Das FNG-Siegel-Bewertungssystem jedoch fördere die Anwendung der umfassendsten ESG-Managementpraktiken und belohne die „institutionelle Glaubwürdigkeit“, d.h. das gesamte ESG-/SRI-Engagement der Vermögensverwaltungsgesellschaft, betont Novethic.