Restrukturierungen und Schließungen

Frankreichs Finanzsektor bangt um Stellen

Wegen Restrukturierungen und dem Aus von zwei Digitalbanken sind im französischen Finanzsektor mehr als 6.000 Stellen gefährdet.

Frankreichs Finanzsektor bangt um Stellen

Frankreichs Finanzsektor baut ab

Wegen Restrukturierungen und Schließungen fallen Arbeitsplätze weg

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Von Gesche Wüpper, Paris

Nicht nur der Industrie steht in Frankreich ein Aderlass bevor. Auch im Finanzsektor drohen im Rahmen von Restrukturierungen Stellen gestrichen zu werden. Gewerkschaftsvertreter sehen derzeit insgesamt 175.000 bis 200.000 Arbeitsplätze in Frankreich bedroht, davon mehr als 6.000 bei Banken und Versicherungen. Ein Großteil der gefährdeten Stellen entfallen laut einer von der Gewerkschaft CGT veröffentlichten Übersicht auf Société Générale, Crédit Commercial de France (CCF) sowie die beiden Digitalbanken Orange Bank und My French Bank. Letztere werden gerade von ihren Müttern, dem Telekomkonzern Orange bzw. der Banque Postale, geschlossen.

Durch die Schließung von My French Bank, deren 675.000 Kunden die Banque Postale zu sich zu locken hofft, fallen 155 Arbeitsplätze weg. Bei Orange Bank waren es 650. Die früher unter dem Namen Consorsbank bekannte BNP Paribas-Tochter Hello Bank hat 250.000 Kunden von Orange Bank übernommen.

Schließung von Filialen im Privatkundengeschäft

CCF wiederum kündigte gerade an, 1.428 Stellen bis Ende 2026 abbauen und 84 Bankfilialen schließen zu wollen. Das zur Private-Equity-Gesellschaft Cerberus Capital gehörende Finanzinstitut hatte vor einem Jahr das französische Privatkundengeschäft von HSBC in Frankreich für den symbolischen Preis von einem Euro gekauft. HSBC hat laut Informationen von „Le Monde“ bei dem Verkauf einen Veräußerungsverlust von 1,6 Mrd. Euro gemacht. CCF-Mutter My Money Group hatte damals versprochen, im folgenden Jahr keine Stellen abbauen zu wollen. Jetzt will CCF die Zahl der Stellen in Frankreich von 3.912 auf 2.484 reduzieren. Dabei soll nach Möglichkeit auf Entlassungen verzichtet werden.

Société Générale wiederum hatte im Februar bekanntgegeben, im Rahmen von Kosteneinsparungen 947 Stellen am Firmensitz in Paris abbauen zu wollen. Außerdem sollen durch die Zusammenlegung des Privatkundengeschäfts ihrer beiden Marken Société Générale und Crédit du Nord in Frankreich zwischen 2023 und 2025 insgesamt 3.700 Stellen wegfallen und 650 von zuvor 2.100 Zweigstellen geschlossen werden.

Nicht in den von der CGT veröffentlichten Zahlen enthalten ist die Restrukturierung der Konsumentenkreditsparte, die BNP Paribas gerade in Frankreich abgeschlossen hat. BNP Personal Finance hatte den Abbau von 950 Stellen auf freiwilliger Basis 2023 angekündigt.

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