Geteilte Meinungen zu EIF-Dateninitiative
Geteilte Meinungen zu EIF-Dateninitiative
EU-Fonds startet Gratis-Portal für Privatmarktdaten – Uneinigkeit über Effekt auf Investitionen
kro Frankfurt
Der Europäische Investitionsfonds EIF will mit dem Start eines kostenlosen Online-Datenportals für mehr Transparenz an Europas privaten Kapitalmärkten sorgen – und stößt damit auf geteilte Meinungen in der Investorenszene. Gemeinsam mit dem US-Vermögensverwalter Blackrock habe man eine Plattform namens „TrackVC.eu“ geschaffen, die Investoren „erstmals öffentlichen Zugang zu einer Auswahl historischer Performancedaten europäischer Venture-Capital- und Private-Equity-Fonds“ biete, so der EIF. Mit der Initiative sollen Wagniskapital- und Private-Equity-Investitionen auf dem Kontinent angekurbelt werden.
In der Branche können die Argumentation nicht alle nachvollziehen. „Mehr Transparenz auf den Privatmärkten wäre natürlich zu begrüßen, und ich denke, dass sich jeder auch dafür einsetzen sollte", sagt Yaron Valler, Gründer und Partner der Londoner VC-Gesellschaft Target Global, die hierzulande unter anderem an der Digitalspedition Sennder und an dem Elektronikgerätevermieter Grover beteiligt ist. "Aber diese Initiative zeigt, dass Regierungen dazu neigen, Lösungen für Probleme zu schaffen, die nicht existieren. Denn es gibt bereits mehrere kommerzielle Datenbanken wie Dealroom oder PitchBook. Und diese Plattformen verfügen über enorme Datenmengen über die Privatmärkte."
Die Anbieter hinter solchen Plattformen agieren in einem Wachstumsmarkt. Denn nicht-öffentliche Anlagenklassen wie beispielsweise Private Equity, Venture Capital oder Private Credit – also die Vergabe von Krediten durch Nicht-Banken an nicht-börsennotierte Unternehmen – erfreuen sich gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit immer größerer Beliebtheit. Damit steigt auch der Bedarf an Informationen. Laut Blackrock wird der Markt für Privatmarktdaten derzeit auf insgesamt 8 Mrd. Dollar geschätzt und soll jährlich um 12% auf 18 Mrd. Dollar im Jahr 2030 anschwellen.
Blackrock war „beste Wahl“
Pitchbook und Dealroom sind entsprechend nicht die einzigen Anbieter in dem Segment. Eine beliebte Plattform für Daten aus den privaten Kapitalmärkten ist beispielsweise auch Preqin aus London. Das Unternehmen wurde 2003 gegründet und zählt derzeit nach eigenen Angaben 200.000 Nutzer aus 180 Ländern, darunter Vermögensverwalter, Versicherer, Pensionskassen und Banken. Blackrock hat Preqin vor Kurzem für gut 3 Mrd. Dollar gekauft und mit der französischen Softwarefirma eFront zusammengelegt. Diese hatte der US-Vermögensverwalter bereits im Jahr 2019 für gut 1 Mrd. Dollar gekauft.
Mit eFront unterhält der EIF nach eigenen Angaben „eine langjährige Geschäftsbeziehung“. Die Firma „verfügt über eine Datenbank, die noch umfangreicher ist als die des EIF, und aus diesem Grund wurde die Venture-Capital- und Private-Equity-Datenbank von Blackrock als beste Wahl für den Start von TrackVC.eu gewertet“, erklärte eine Sprecherin der Europäischen Investitionsbank.
Die Fondsauswahl des neuen Portals geht laut Mitteilung „über das EIF-Portfolio hinaus“. Investoren könnten anhand von Daten zu verschiedenen Vintage-Jahren und Strategien „zentrale Performance-Kennzahlen wie IRR (interner Zinsfuß), DPI (Distributed to Paid-In Capital) sowie TVPI (Total Value to Paid In Capital) vergleichen“. In Europa fehle es an ausreichenden Daten aus diesem Bereich, was dazu führe, „dass institutionelle Investoren und Privatanleger weniger investieren“.
Investor Valler von Target Global kann diesen Zusammenhang nicht ganz so eindeutig erkennen. „Das Fehlen von Datenportalen ist nicht Europas Problem", sagt er. Schließlich fließe in den USA mehr Geld in die privaten Märkte als in Europa. „Allerdings sind die privaten US-Märkte ja auch sehr undurchsichtig.“ Im Wagniskapitalbereich waren 2024 laut Pitchbook 57 Mrd. Euro in europäische Start-ups geflossen. In den USA waren es 209 Mrd. Dollar.

Neben kommerziellen Anbietern haben Akteure der privaten Kapitalmärkte in der Vergangenheit auch selbst Datenpools geschaffen. Ein Beispiel ist die European Data Cooperative des europäischen Private-Capital-Verbands Invest Europe. Die Initiative sammelt europaweit Daten zu den Aktivitäten, zum ökonomischen Einfluss und zu ESG-Themen rund um die Privatmärkte. Stand heute umfasst die Plattform 4.000 Gesellschaften, 10.900 Fonds sowie 86.700 Portfolio-Firmen.
Daten oft nicht sehr verlässlich
Ein tatsächliches Problem ist aus Sicht von Valler also nicht die Quantität von Daten. Vielmehr sei es die oft mangelnde Qualität, die logische Folge fehlender Publikationspflichten ist. „Private Unternehmen verbreiten teilweise absichtlich ungenaue Daten, weil sie undurchsichtig bleiben wollen“, sagt der Investor. „Das kann nämlich auch ein Vorteil sein.“
Hendrik Brandis, Mitgründer des VC-Investors Earlybird, sieht hierin jedoch eine Chance für TrackVC.eu. Denn keiner der bisherigen kommerziellen Anbieter „bietet eine ähnlich vollständige, zuverlässige sowie vertrauenswürdige Datenbasis, insbesondere für europäische VC-Fonds“, sagt er. Das Portal habe das Potenzial, diese Lücke zu schließen.