Gewinnentwicklung von Paypal überrascht positiv
Paypal steht vor großen Herausforderungen – mit umso größerer Erleichterung nehmen Investoren die robusten Zahlen des Zahlungsdienstleisters zum Schlussquartal 2022 auf. Die Erlöse stiegen zwischen Oktober und Dezember um 7% auf 7,4 Mrd. Dollar, wie die ehemalige Ebay-Tochter nach Handelsschluss an der Wall Street am Donnerstag mitteilte. Der Nettogewinn kletterte um 15% auf 921 Mill. Dollar und damit stärker als von Analysten erwartet.
Zudem erwartet Paypal für das Gesamtjahr 2023 nun einen Gewinn von 3,27 Dollar pro Aktie und überraschte damit positiv. Bereinigt um Einmaleffekte soll der Gewinn pro Aktie gar um 18% auf 4,87 Dollar steigen. Auf die Veröffentlichung hin legten Paypal nachbörslich zeitweise um mehr als 5% zu.
Zuletzt machte sich das schwierige Wirtschaftsumfeld auch bei dem Zahlungsdienstleister zunehmend bemerkbar. So reagiert Paypal mit Einsparungen auf gestiegene Zinsen und die Volatilität an den Finanzmärkten : In der vergangenen Woche kündigte das Unternehmen an, 2.000 Mitarbeiter zu entlassen – dies entspricht 7% der Belegschaft.
Für negative Aufmerksamkeit sorgte zudem, dass Hacker über Datenlecks auf anderen Plattformen Zugang zu fast 35.000 Paypal-Accounts erhielten. Dabei betonte der Finanzdienstleister gegenüber betroffenen Nutzern allerdings, infolge des Angriffs sei es zu keinem Missbrauch persönlicher Daten oder unautorisierten Transaktionen gekommen.
Für das Unternehmen gilt es aktuell als besonders wichtig, Kunden bei Laune zu halten – denn ihm droht steigender Konkurrenzdruck. So haben sich J.P. Morgan, Bank of America, Wells Fargo und vier weitere Banken verbündet, um gemeinsam ein digitales Wallet an den Markt zu bringen. Dieses soll mit den Debit- und Kreditkarten von Nutzern verbunden sein und Online-Zahlungen erleichtern. Verwaltet werden soll es von der im gemeinschaftlichen Besitz der Kreditinstitute betriebenen Early Warning Services (EWS), die auch das Zahlungsnetzwerk Zelle betreibt.
Bei den Geldhäusern macht sich die Sorge vor einem Verlust von Kundenbeziehungen breit. Neben Paypal stellt aus ihrer Sicht insbesondere der Technologiekonzern Apple eine Bedrohung dar. Dieser betreibt den Bezahldienst Apple Pay und arbeitetet an einem „Buy Now, Pay Later“-Angebot. Zudem will er in Kooperation mit Goldman Sachs ein Sparkonto entwickeln.
Die Banken hinter EWS wollen 150 Millionen Debit- und Kreditkarten für die Nutzung des neuen Wallets freischalten, sobald dieses an den Markt kommt. Offenstehen soll es US-Kunden, die mit ihren Zahlungen nicht im Rückstand sind, ihre Karten in den vergangenen Jahren online genutzt haben und sich mit einer E-Mail-Adresse und Telefonnummer anmelden.
Noch arbeiten die Banken wohl am konkreten Ablauf des Bezahlprozesses mit dem Wallet. Die Anwendung soll getrennt von Zelle aufgesetzt werden – obwohl die Banken hinter EWS noch im vergangenen Jahr darüber diskutierten, das Netzwerk für Online-Shopper zugänglich zu machen. Letztendlich behielten aber Bedenken bezüglich Betrugsgefahren sowie des Vorgehens bei Beanstandungen von Transaktionen die Oberhand. Bei Nutzung des Wallets müssten Kunden unterdessen voraussichtlich keine Kreditkartennummer angeben. Dies soll das Betrugsrisiko reduzieren.
Die neue Anwendung soll zusammen mit Debit- und Kreditkarten von Visa und Mastercard an die Kunden gebracht werden. Damit wollen sich die Banken auf die Konsumgewohnheiten in den USA eingehen und eine höhere Nutzerzahl für das Wallet erreichen.
Paypal muss in diesem Umfeld steigender Konkurrenz und weiterer Herausforderungen indes schon bald ohne seinen CEO auskommen. Dan Schulman tritt zum Jahresende vom Vorstandsvorsitz zurück, um sich stärker privaten Interessen widmen zu können. Der ehemalige American-Express-Manager führte Paypal 2015 durch die Abspaltung vom Online-Marktplatz eBay, schloss Deals mit Banken und Kreditkarten-Netzbetreibern und gab Milliarden für Zukäufe aus, um den Bezahldienst zu einem diversifizierten Finanz- und Tech-Unternehmen zu formen. Nun läuft die Suche nach seinem Nachfolger.