Kryptobranche

Heftiger Stellenabbau im Bärenmarkt

Das Handelsvolumen am Kryptomarkt hat sich infolge von skandalösen Pleiten wie FTX sowie anziehender Wertpapier-Regulierung ausgedünnt. Damit einhergehend bauen große US-Adressen umfangreich Stellen ab.

Heftiger Stellenabbau im Bärenmarkt

Von Björn Godenrath, Frankfurt

In der Kryptobranche hatte das neue Jahr angefangen, wie das alte aufgehört hatte. Man werde sich von rund einem Drittel der Beschäftigten trennen müssten, teilte das in Bedrängnis geratene amerikanische Kryptolender Unternehmen Genesis gleich am 5. Januar mit. Dabei hatte die Tochter der Digital Currency Group (DCG) schon im August des Vorjahres ihre Mitarbeiterzahl um rund 20 % reduziert und CEO Michael Moro hatte konsequenterweise seinen Hut genommen.

Seitdem befindet sich die durch die Pleite von Three Arrows Capital (3AC) in die Bredouille geratene Genesis in einem Restrukturierungsprozess mit dem Ziel, eine Flucht in den Gläubigerschutz eines Chapter-11-Verfahren zu verhindern – und dafür muss der Aufwand deutlich sinken. Dabei dürften die Personalkosten da der größte Hebel sein – insbesondere wenn man kaum noch Neugeschäft macht und es im Wesentlich nur noch um die Bewirtschaftung des Bestandsgeschäfts geht.

Die Zahl der Pleiten in Krypto ist lang und dabei sind einige tausend Beschäftigte freigesetzt worden: FTX ist dabei nur die größte und spektakulärste Pleite.

Der Griff zum Beil

Aber auch wer eigentlich ganz gut positioniert und finanziert ist, wie Consensys und Coinbase, greift zum Beil: Consensys gab am 10. Januar die Entlassung von mindestens 100 Beschäftigten bekannt, zwei Tage zuvor hatte Coinbase darüber informiert, dass weitere 950 Beschäftigte gehen müssen. Seit Juni wurde der Personalbestand damit um rund 2 000 Stellen verringert. Einem Restrukturierungsaufwand von rund 300 Mill. Dollar stehen dann mit Absolvierung des Programms Einsparungen des operativen Aufwands von 25 % gegenüber. Coinbase reagiert damit auf den ausgedünnten Handel im Kryptowinter.

Der setzt entweder direkt oder als Kollateralschaden eigentlich allen Kryptofirmen zu. Eine alternative Strategie der Kostensenkung ist es, Gehälter zu kürzen. So hatte Paradigm über eine verkürzte Vergütung um 15 % berichtet – ausdrücklich mit dem Verweis, dass man mit diesem Schritt, den Druck verringere, Entlassungen vorzunehmen.

Alles, was an Handel und Vermögensverwaltung digitaler Assets hängt, leidet. Außer Binance, die den Spot- und Derivatehandel zunehmend dominiert. Mitte 2022 hatte CEO Changpeng Zhao (CZ) bekannt geben, dass man 2 000 offene Stellen habe – und Binance ist immer noch mit Neueinstellungen beschäftigt. In diesem Jahr wolle man den Personalbestand um 15 bis 30 % erhöhen, so CZ auf einer Konferenz in St. Moritz Mitte Januar. Im Vorjahr hatte Binance den Personalbestand von 3 000 auf 8 000 Mitarbeiter erhöht.

Angeheuert wird vor allem in drei Bereichen: Risk, Compliance und Kundenbetreuung – so wie beim Onboarding von Neukunden, um die verschärften KYC-Anforderungen zur Verhinderung von Geldwäsche zu erfüllen. Selbst Musterknabe Coinbase hat da noch Nachholpotenzial, wurde die Firma doch kürzlich wegen KYC-Verstößen zu einer Geldstrafe sowie zusätzlichen Investitionen in Compliance-Systeme verdonnert.

Damit wird allerdings ein weiterer wunder Punkt der Branche offenbar: Die regulatorischen Kosten steigen, während die Einnahmen erodieren. Immerhin zeigte sich die Bitcoin-Notiz – an der als Gradmesser in dieser Branche vieles hängt – zuletzt leicht erholt, auch die Futures-Volumina legten dezent zu. Steigende Assetpreise stärken die Bilanzen, lassen auf steigende Einnahmen hoffen und sind vor allem wichtig für die Anlegerpsyche, denn mit der Aussicht auf Kursgewinne können auch die Handelsvolumina zurückkommen.

Kein Mikromanagement

Jobofferten gibt es immer, aber das Angebot an internationalen Vakanzen ist ausgedünnt. CZ als größter Arbeitgeber der Branche legt Wert darauf, dass Mitarbeiter eine hohe intrinsische Motivation haben und eigenständig in einer Remote-Umgebung mit langen Arbeitszeiten zurechtkommen: „We don’t micromanage people“, sagt CZ in einem Linkedn-Beitrag zum Anforderungsprofil von Binance.

Neben Linkedin können sich Interessierte auch auf Twitter vernetzen und umschauen. Dort, auf „Kryptotwitter“, gibt es immer wieder Gründer, die per Tweet eine bestimmte Position insbesondere für Software-Entwickler ausschreiben – und man kann direkt per Tweet Interesse bekunden und sich dann für einen weiteren Austausch von Informationen verabreden.

Wenn Firmen suchen, dann gehen sie auch ganz traditionell über Jobportale. Und da ist einiges los, wenn man den Fokus auf den breiteren Blockchain-Sektor erweitert: Allein in Frankfurt sind knapp 30 Stellen ausgeschrieben, das Spektrum reicht vom Bilanzexperten bis zum Projektmananager – auch die WM Gruppe (Herausgeber der Börsen-Zeitung) sucht für ihren Datenservice einen „Produktspezialist Blockchain, digitale Assets“. Die Deutsche Börse fahndet nach einem „Product Designer for Crypto Risk Management“. Und Crypto Castle sucht einen Eventmanager für Bildungsprojekte am Standort Laucha an der Unstrut. Das zeigt, was für ein breites Spektrum sich an Jobperspektiven im Umfeld von digitalen Assets auftut.

Anlaufstellen für Bewerber

Weitere Anlaufstellen für Bewerber, die den Einstieg in die Kryptobranche suchen, sind im Boom entstandene Jobvermittler wie Proof of Talent. Die „Expert Crypto Recruiters“ werben so für sich: „Matching talent with high-impact careers“. Gesucht wird zum Beispiel aktuell ein Solidity-Programmierer (für Smart Contracts auf Ethereum) mit „sehr wettbewerbsfähiger Vergütung und Cash-Bonus.“ Auch den bei Coinbase nun freigesetzten Leuten bietet Proof-of-Talent-Chef Rob Paone per Tweet die Vermittlung an einen seiner Personalberater an.

Weitere Anlaufstellen sind Plattformen für die Vermittlung von selbstständigen Arbeitskräften wie Opolis – und natürlich die Branchentreffen auf den Konferenzen, wo Manager und Personalvermittler wie Paone greifbar sind und fleißig Visitenkarten ausgetauscht werden. Und auch wenn nicht mehr ganz so viel Lametta ist auf den Kryptokonferenzen: Alle, die heute noch dabei sind, wollen den nächsten Boom nicht verpassen.

Bisher erschienen:

Umfrage unter Banken zur Recruiting-Strategie (17. Januar)

Talentsuche: Ihr habt keine Ideen! (13. Januar)

Die „Glass Ceiling“ ist schwer zu überwinden (12. Januar)

In Frankfurt werden über Online-Portale noch viele Kryptojobs angeboten
Mehr als 30 Stellen mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen ausgeschrieben
UnternehmenProfilPlattform
BinanceAffiliate & Partner ManagerLever
Suspicious Activity InvestigatorTalent.com
Community & Social Media ManagerLinkedin
Junior Marketing & Community AssociateLever
BitmexSenior Java Developer (Low Latency)Blockchain4Talent.com!
Boston Consulting GroupConsultant – Blockchain/Cryptocurrencies/DeFi esp. in Financial InstitutionsLinkedin
Caiz Development GmbHProjekt Manager Blockchain4Talent.com!
Content WriterBlockchain4Talent.com!
Customer SupportBlockchain4Talent.com!
CaizcoinBusiness DeveloperBlockchain Jobs Europe
Backend DeveloperBlockchain Jobs Europe
Coinunited.ioAdministration Assistant – Crypto & BlockchainIndeed
Administration Assistant – Crypto & BlockchainBlockchain4Talent.com!
Crypto Finance AGManaging DirectorJobs By Workable
Chief Compliance and AML OfficerXing
Crypto CastleEvent ManagerLinkedin
CryptoryVideo Cutter/-editor (m/w/d)Blockchain4Talent.com!
Deutsche Börse AGProduct Designer for Crypto Risk Management (f/m/d)Deutsche Börse Group
Product Designer for Crypto Derivatives Trading (f/m/d)Xing
Senior Quantitative Risk Manager for Crypto Assets (f/m/d)Deutsche Börse Group
EtoroAMLCORecruit.net
Gunzilla GamesContent Specialist (Crypto & Gaming)Gamejobs.co
HrpeopleAccount Executive, Banking, Finance – Crypto, NFT, Coin, w/m/dXing
intas.techBlockchain Consultant (m/w/d)Blockchain4Talent.com!
Ive OneProject Manager Blockchain (m/f/d)Join
JCW ResourcingConsultant – Cryptocurrencies & Digital AssetsIndeed
Ubique SystemsCrypto Solution ArchitectIndeed
Quelle: Google, Daten vom 16.1.2023Börsen-Zeitung
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