Howden treibt Expansion voran
Der britische Versicherungsmakler Howden ist dabei, den deutschen Markt aufzumischen. Die deutsche Tochtergesellschaft hat sich im größten EU-Mitgliedsland ehrgeizige Expansionsziele gesetzt. Die Nummer 6 in der deutschen Branche fordert damit die Marktführer heraus. Und das in einer sich eintrübenden Konjunktur bei einer galoppierenden Inflation aufgrund der Energiekrise als Resultat des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine.
„Wir bekräftigen unser Wachstumsziel. Trotz einer möglichen Rezession wollen wir unseren Umsatz in Deutschland bis 2026 auf mindestens 150 Mill. bis 200 Mill. Euro verdoppeln“, sagte Holger Schäfer, CEO von Howden Deutschland, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Das ist sicherlich ambitioniert, aber als langfristiger Plan nach wie vor realistisch. Natürlich kann in diesem Umfeld niemand vorhersagen, wie sich die Dinge in naher Zukunft entwickeln“, ergänzte er mit Blick auf die derzeitige Lage der Wirtschaft.
Die Zuversicht des Deutschland-Ablegers der Briten basiert auf den langen Erfahrungen der 1994 gegründeten Howden-Gruppe, die sich auf ihrer Internetseite als Marktführer für Managerversicherungen (Directors & Officers, D&O) präsentiert. Das Geschäftsmodell der Gruppe habe sich in der Vergangenheit in einem schwierigen Umfeld – zum Beispiel in der Finanzmarktkrise – bereits als „krisenresistent“ erwiesen, urteilte Schäfer.
„Wir wollen jeweils rund zur Hälfte organisch und anorganisch wachsen, um unser Ziel zu erreichen. Bei Letzterem schauen wir uns nach Zukäufen in Deutschland um. Wir sind in Gesprächen. Näheres können wir dazu aber momentan noch nicht sagen.“ Die Aktivitäten sind Teil eines aggressiven weltweiten Expansionskurses der Muttergesellschaft. Howden hatte in jüngster Vergangenheit mehrere Übernahmen verkündet, darunter befanden sich spezialisierte Adressen wie zum Beispiel Expat Marine aus Hongkong.
Konsolidierungsdruck
In Deutschland ist die Branche stark fragmentiert. In der größten Volkswirtschaft Europas gibt es über 5 000 Versicherungsmakler. Es herrscht ein wachsender Konsolidierungsdruck. Das liegt daran, dass die zunehmende Regulatorik und die steigenden Bedürfnisse der Kunden – Stichwort Globalisierung – größere Makleranbieter erforderlich machen, um mit der Entwicklung Schritt halten zu können. Viele Adressen liegen allerdings unter einer kritischen Betriebsgröße, ab der eine Überlebensfähigkeit gesichert wäre.
Howden macht den größeren Adressen verstärkt Konkurrenz. Die beiden führenden Anbieter in Deutschland sind mit Abstand Aon und Ecclesia. Das Hamburger Maklerhaus ist bereits seit über 100 Jahren tätig. Die Ecclesia Versicherungsdienst GmbH mit Sitz in Detmold befindet sich in Trägerschaft u. a. der Evangelischen Kirche und des Deutschen Caritasverbands. Ecclesia hat sich in den vergangenen drei Jahren ebenfalls mit Zukäufen ausgedehnt. Darunter befand sich nach Firmenangaben die Schunck Group (2021).
Howden Deutschland will sich derweil mit Übernahmen vor allem im Bereich Kompositmakler verstärken. Aber auch Spezialmakler bleiben für Howden interessant.
„Die Howden Group ist als international tätiger Anbieter sehr erfahren und verfügt über ein weltweites Netz in über 90 Ländern. Davon profitieren wir mit unseren Aktivitäten in Deutschland. In der größten Volkswirtschaft Europas wollen wir vor allem im Mittelstand und bei Großunternehmen wachsen und unser Vertretungsnetz auf Regionen ausweiten, in denen wir noch nicht so stark präsent sind. Das wäre zum Beispiel Baden-Württemberg. Insgesamt wollen wir uns in Deutschland flächendeckender aufstellen“, berichtet Schäfer. Howden Deutschland beabsichtigt, auch über ihren Spezialmakler Hendricks zum Beispiel das Geschäft mit D&O-Versicherungen und Deckungen gegen Cyberrisiken auszubauen.
Faktisch handelt es sich Schäfer zufolge um einen geschäftlichen Expansionsansatz, der „querbeet“ verläuft, also eine breite Angebotspalette umfasst.
Deutlicher Personalaufbau
Um seine selbstgesteckten Vorgaben zu erreichen, muss der CEO zugleich den Mitarbeiterbestand erweitern. „In Deutschland umfasst Howden rund 400 Mitarbeiter. Bis zum Jahr 2026 wollen wir unseren Personalstand um 150 bis 200 Mitarbeiter ausweiten.“ Schäfer selbst leitet die Aktivitäten von seinem Münchner Büro aus.
Die erwirtschafteten Ergebnisse können sich aus seiner Sicht sehen lassen. „Wir sind mit der Profitabilität des Geschäfts von Howden in Deutschland zufrieden.“
Top-10-Versicherungsmakler in Deutschland | ||
Rangfolge nach Umsatz im Segment Industrieversicherung in Mill. Euro | ||
Ranking | Name | Summe |
1 | Aon | 185 |
2 | Ecclesia | 181 |
3 | Marsh | 150 |
4 | Funk | 147 |
5 | Martens & Prahl | 80 |
6 | Howden | 80 |
7 | Willis Towers Watson | 56 |
8 | Artus Gruppe | 49 |
9 | Leue & Nill | 48 |
10 | MRH Trowe | 46 |
Quelle: Versicherungsmonitor, Stand 2020 |