HSBC trumpft nach starkem Quartal auf
HSBC trumpft nach starkem Quartal auf
Aktienrückkauf für weitere 2 Mrd. Dollar – Höhere Eigenkapitalrendite erwartet – Transformation der Bank abgeschlossen
hip London
Die HSBC wird nach einem starken Quartal für weitere 2 Mrd. Dollar Aktien zurückkaufen. CEO Noel Quinn erklärte die Transformation der Bank für beendet. Ein Großteil der Repositionierung des Portfolios sei abgeschlossen. Nun stehe Wachstum im Mittelpunkt. Er erwartet für 2023 und 2024 eine höhere Eigenkapitalrendite.
Die HSBC hat nach einem starken Quartal angekündigt, für weitere 2 Mrd. Dollar Aktien zurückzukaufen. Eine Dividende von 10 Pence bekommen die Anteilseigner obendrauf. Wie die britische Großbank mitteilte, belief sich ihr bereinigtes Vorsteuerergebnis auf 9,02 Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt lediglich 8,09 Mrd. auf der Rechnung. Sowohl das Zinsergebnis als auch die sonstigen Erträge übertrafen die Markterwartungen. Das Management rechnet nun für 2023 und 2024 mit einer Eigenkapitalrendite (RoTE) im mittleren Bereich zwischen 10% und 20%. Zuvor hatte man für das laufende Jahr mehr als 12% angestrebt. Analysten rechneten im Schnitt bereits mit 16,3%. CEO Noel Quinn sprach in einer Telefonkonferenz mit Journalisten von “guten” Geschäftszahlen. “Sie können den Schwung über alle Geschäftsbereiche hinweg sehen”, sagte er. Man behalte die Kosten fest im Griff, um weiter in die Digitalisierung des Geschäfts investieren zu können.
Fokus auf Wachstum
Die Transformation der Bank sei abgeschlossen, erklärte Quinn. Nun stehe Wachstum im Mittelpunkt. Ein Großteil der Repositionierung des Portfolios sei abgeschlossen. Die Strategie bleibe im Kern unverändert. Man stehe weiteren kleinen Akquisitionen, die das Angebot ergänzen, offen gegenüber. HSBC hatte separat mitgeteilt, ein Joint Venture mit dem Fintech-Unternehmen Tradeshift an den Start zu bringen. Zudem will das Institut in zwei Schritten 35 Mill. Dollar in das B2B-Unternehmen investieren und in dessen Board einziehen.
Was das Wirtschaftswunderland China angeht, auf das die Bank große Hoffnungen gesetzt hat, äußerte sich Quinn eher zurückhaltend. “Man kann sagen, dass das Wachstum im zweiten Quartal unter den Erwartungen lag, auch unter meinen Erwartungen”, sagte er. Die Wirtschaft der Volksrepublik entwickele sich ungleichmäßig. In einigen Bereichen laufe es gut, in anderen sei das Wachstum gedämpft. Bis das Land zu einem nachhaltigen, starken Wachstum zurückkehre, “wird es vermutlich länger dauern, als wir alle erwartet hätten”, sagte Quinn. Man sei deshalb nicht besorgt, beobachte die Entwicklung aber genau. Was das 14,3 Mrd. Dollar schwere Exposure zum chinesischen Gewerbeimmobilienmarkt angeht, wies der HSBC-Chef darauf hin, dass es sich dabei im Wesentlichen um das Hongkonger Offshore-Buch handele. “Die Branche geht immer noch durch eine schwierige Zeit”, sagte er. Er wolle das nicht herunterreden. Der Markt sei “unvorhersehbar”, fügte er hinzu. In Hongkong verzeichne man gutes Wachstum im Wealth Management und im Versicherungsgeschäft, sagte Finanzchef Georges Elhedery. Bei der Kreditvergabe erwarte er erst 2024 etwas Wachstum. Was den Handel angeht, gebe es in der ehemaligen britischen Kronkolonie Anzeichen für eine Normalisierung. Die Risikovorsorge bewegte sich mit 913 (i.V. 442) Mill. Dollar auf Höhe der Markterwartungen. Davon bezog sich rund ein Drittel auf chinesische Gewerbeimmobilien, ein weiteres Drittel auf das Geschäft auf dem britischen Heimatmarkt.
Ping An im Abseits
Der Streit mit dem Großaktionär Ping An, der sich vehement für die Ausgliederung des Asiengeschäfts eingesetzt hatte, steht für Quinn nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit. Auf der Hauptversammlung habe es ein “sehr entscheidendes und endgültiges Ergebnis” gegeben, sagte er. Die Aktionäre hatten sich für die Ideen des chinesischen Versicherers nicht erwärmen können. Die Geschäftszahlen des ersten Halbjahres belegten die gute Performance des Instituts. “Die Strategie funktioniert”, sagte Quinn.
Die steigenden Zinsen werden aus Sicht von Elhedery weiter zum Ergebniswachstum beitragen, aber auch das Wachstum der Bilanzsumme, die Absicherungsgeschäfte der Bank (Structural Hedge) und steigende Gebühreneinnahmen. Im abgelaufenen Quartal hatte sich die Nettozinsmarge im Vergleich zum Auftaktquartal um drei Basispunkte auf 1,76% verbessert. Damit lag sie sechs Basispunkte über dem Schnitt der Analystenschätzungen. Im durch eine Brandmauer vor riskanteren Aktivitäten geschützten britischen Retailgeschäft fiel sie mit 2,49% wesentlich höher aus als im Hongkonger Geschäft, wo sie 1,83% betrug.
Der HSBC-Chef äußerte sich auch kurz zum Rücktritt von Natwest-Chefin Alison Rose, nachdem die Privatbanksparte Coutts Nigel Farage aus politischen Gründen sein Konto gekündigt hatte. “Unsere Politik ist, dass wir uns von Kunden nicht wegen gesetzlich zulässigen persönlichen Ansichten trennen”, sagte Quinn.
Netto hatte sich das Ergebnis von HSBC im ersten Halbjahr verdoppelt. Das weckte Begehrlichkeiten. Die Liberaldemokraten forderten, die im April erfolgte Senkung der Bankenabgabe von 8 auf 3% zurückzunehmen. Dabei ließen sie unerwähnt, dass sie nur reduziert wurde, weil zugleich die Körperschaftsteuer von 19 auf 25% heraufgesetzt wurde. “Das Kabinett hat komplett dabei versagt, strauchelnde Eigenheimbesitzer vor steigenden Zinsen zu schützen, während sie den Banken erlaubten, Gewinne einzustreichen, die einem die Tränen in die Augen treiben”, sagte die bei der Partei für Finanzthemen zuständige Abgeordnete Sarah Olney. Auch Harriett Baldwin, die konservative Vorsitzende des Finanzausschusses des Unterhauses, zeigt sich kampfeslustig. “Heute morgen haben wir einen weiteren Beleg dafür bekommen, dass High-Street-Banken aus den hohen Zinsen Geld machen, während sie loyalen Sparern wenig bieten”, sagte Baldwin. Zur Wahrheit gehört, dass das Nettoergebnis durch milliardenschwere Sondereffekte aufgehübscht wurde. Dazu gehört eine Zuschreibung von 2,1 Mrd. Dollar auf den Verkauf des französischen Retailgeschäfts.