Unicredit

HVB-Mutter verselbständigt Italien-Geschäft

Der neue CEO Andrea Orcel setzt die Neuordnung der Unicredit fort und wertet das Geschäft in der Heimat auf. Auch bekräftigt die Bank die Eigenständigkeit der HypoVereinsbank (HVB).

HVB-Mutter verselbständigt Italien-Geschäft

bl Mailand

Die HypoVereinsbank-Mutter Unicredit setzt die unter dem neuen CEO Andrea Orcel seit Anfang Mai eingeleitete Umstrukturierung fort. Deutlich gestärkt wird das italienische Geschäft, das bis dato keine eigene Länderverantwortung hatte und nun als eigenständige geografische Einheit mit allen notwendigen Kompetenzen geführt wird. Das italienische Geschäft, das für etwa die Hälfte des Volumens steht und bisher eine Art Wurmfortsatz der Holding war, wird damit zu einer Vollbank mit Niccolò Ubertalli als CEO. Barbara Tamburini leitet in Italien das Retail-Geschäft, Andrea Casini den Bereich Unternehmen und Alfredo De Falco das italienische Corporate & Investment Banking (CIB).

Orcel hatte bereits vor einigen Wochen die Verantwortlichkeiten in der ersten Ebene aller Geschäftsbereiche und Regionen neu geordnet. Dabei wurde Michael Diederich als Verantwortlicher für das Deutschland-Geschäft bestätigt. Markus Beumer zeichnen verantwortlich für das Unternehmensgeschäft, Jan Kupfer für das CIB Deutschland. Ein neuer Leiter für den Retail-Sektor solle „in Kürze“ ernannt werden. Diederich ist einer von vier Länder- bzw. Regionen-CEOs: Die anderen sind Ubertalli, der Zentraleuropa-Chef Gianfranco Bisagni und die Osteuropa-Chefin Teodora Petkova.

Keine Übernahmepläne

Einer Übernahme erteilte Orcel zum derzeitigen Zeitpunkt eine eindeutige Absage. Das Mailänder Institut ist der Wunschkandidat der Regierung in Rom für eine Übernahme der mehrheitlich staatlichen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS), die bis Ende 2021 privatisiert werden muss. Bisher gibt es jedoch keinen Interessenten für MPS.

Sinngemäß ließ Orcel mitteilen, es gelte erst einmal das eigene Haus in Ordnung zu bringen. Er hatte bereits kürzlich erklärt, es gebe zu viele Überschneidungen, die Organisation sei zu komplex und müsse effizienter und klarer werden. In einem ersten Schritt hatte der seit 15. April amtierende CEO das 27-köpfige Führungsgremium Executive Management Committee (EMC) auf ein 15-köpfiges Group Executive Committee (GEC) reduziert und diversifiziert. Dem GEC gehören sechs Frauen an und es ist wesentlich internationaler zusammengesetzt. Zudem wurde eine Digital-Einheit geschaffen und es gibt einen länderübergreifenden Verantwortlichen für das Corporate und Investmentbanking (CIB), aber auch CIB-Verantwortliche für die vier regionalen Einheiten.

Orcel will die Potenziale der Bank besser ausschöpfen und ortet zu viele Doppelstrukturen, Strukturen und Prozesse, die die Bank bremsten. Höchste Priorität für den neuen Bankenchef hat die Digitalisierung. Da die Aufteilung der Verantwortlichkeiten in den eigenständigen Regionen die Strukturen des GEC widerspiegeln soll, dürfte demnächst auch ein Digitalverantwortlicher in Deutschland ernannt werden. Weitere Details zu der Neuausrichtung dürften im Rahmen des neuen Strategieplans bekannt gegeben werden, der für den Herbst erwartet wird.

Bilanzielle Überlegungen haben keine Rolle bei den Plänen für die Umstrukturierung gespielt. Orcels Vorgänger Jean Pierre Mustier wollte alle nichtitalienischen Aktivitäten in einer in Deutschland ansässigen Holding bündeln, um bei einer finanziellen Krise in Italien die Fundingkosten für die ausländischen Aktivitäten senken zu können. Das Thema hat sich inzwischen politisch erledigt.