HVB rechnet 2023 mit Gewinnschub
sck München – Nach einem Gewinnsprung 2022 blickt die HypoVereinsbank (HVB) trotz anhaltender Marktvolatilitäten sehr zuversichtlich ins laufende Jahr. In den beiden Kerngeschäftssegmenten Corporates und Retail rechnet der Vorstand mit „sehr deutlichen Verbesserungen“ des operativen Ergebnisses nach Kreditrisikovorsorge. Das geht aus dem dieser Tage auf der Internetseite des Unternehmens veröffentlichten Geschäftsbericht 2022 hervor.
Treiber des Geschäfts mit Privat- und Firmenkunden sowie des Investment Bankings sind die Zinswende und aus Sicht des Instituts eine absehbar spürbar geringere Kreditrisikovorsorge. Zudem erwartet die Geschäftsleitung unter der neuen Vorstandssprecherin Marion Höllinger einen „deutlichen Rückgang“ der Restrukturierungsaufwendungen.
Keine Angabe zu Bankenkrise
Die Expertin fürs Geschäft mit Retailkunden und vermögenden Privathaushalten folgte in der Funktion des CEO per 1. März dieses Jahres auf Michael Diederich, der zum Fußballerstligisten FC Bayern München wechselte, um dort den vakanten Posten des CFO anzutreten. Der Vorstand unterschrieb den Geschäftsbericht am 28. Februar, am 10. März unterzeichnete Aufsichtsratchef Andrea Orcel, Unicredit-CEO. KPMG testierte am 1. März. Das heißt, dass die beiden HVB-Organe und der Abschlussprüfer kurz vor der Krise der US-Bank SVB und den Stützungsmaßnahmen für Credit Suisse das Dokument billigten. Über die möglichen Risiken der aktuellen Verwerfungen enthält daher der Geschäftsbericht keine Angaben. Nach derzeitigem Stand wird in Westeuropa mit keinem Übergreifen der noch lokal begrenzten Existenzkrise mittelgroßer Spezialinstitute in den USA gerechnet. Das Desaster der SVB ist auch eine indirekte Folge der Zinswende.
Die mit Kapital gut ausgestattete HVB selbst sieht sich als Profiteur der stark gestiegenen Marktzinsen nach der geldpolitischen Umkehr der führenden Notenbanken der Welt. „Wir erwarten für das Geschäftsjahr 2023, dass die operativen Erträge (…) merklich“ über jenen von 2022 „liegen werden“, formuliert der Vorstand. „Dabei erwarten wir aufgrund des durchschnittlich höheren Zinsniveaus für den Zinsüberschuss, das Provisionsergebnis und das Handelsergebnis einen merklichen Anstieg im Geschäftsjahr 2023.“
Trotz einer allgemein erwarteten „milden Rezession“ geht die HVB-Führung davon aus, dass die Risikovorsorge sich im laufenden Berichtsturnus wieder „normalisiert“.
Kosten erheblich reduziert
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die HVB ein operatives Ergebnis nach Risikovorsorge von 1,8 (i.V. 1,4) Mrd. Euro. Nach Steuern vervierfachte sich der Konzernüberschuss auf 1,3 Mrd. Euro. Über die Eckdaten ihrer Deutschland-Aktivitäten berichtete die Unicredit bereits Ende Januar im Rahmen ihrer Bilanzvorlage (BZ vom 31. Januar). Die um 10 % auf 4,7 Mrd. Euro gesteigerten operativen Erträge konnten den Sprung bei der Risikovorsorge – von 114 Mill. auf 299 Mill. Euro – mehr als kompensieren. Seinerzeit reagierte das Institut wie die gesamte Branche auf erhöhte Unsicherheiten infolge des Ukraine-Kriegs. Mehr als die Hälfte der gesamten operativen Erträge machte der Zinsüberschuss mit 2,6 (2,5) Mrd. Euro aus.
Die drittgrößte deutsche Geschäftsbank drückte zugleich ihre Verwaltungsaufwendungen um 7 % auf 2,6 Mrd. Euro. Die Restrukturierungskosten fielen auf 80 (617) Mill. Euro zurück. 2021 sorgte einer abermaliger Personalabbau noch dafür, dass die HVB seinerzeit einen Ergebniseinbruch verbuchen musste (vgl. BZ vom 23.3.2022). Ende 2022 zählte das weiß-blaue Geldhaus 10 866 (11 406) Mitarbeiter. Dieser personelle Aderlass trug dazu bei, das die Retailsparte dank geringerer Kosten mit erwirtschaften 432 (−222) Mill. Euro vor Steuern 2022 schwarze Zahlen schrieb. Der Bereich Corporates verdoppelte seinen Vorsteuergewinn auf 1,3 Mrd. Euro.