Italiens drittgrößte Bank BPM steigt bei Monte dei Paschi ein
BPM steigt bei Monte dei Paschi di Siena ein
BPM steigt bei Monte dei Paschi ein
Rom verkauft weitere 15 Prozent der Anteile – Italiens drittgrößte Bank erwirbt bis zu 9 Prozent
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Mit dem Verkauf eines Anteils von weiteren 15% an der Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) für rund 1,1 Mrd. Euro hat Rom den Weg für eine erneute Konsolidierung im italienischen Finanzsektor geebnet. Denn Italiens drittgrößte Bank BPM ist nun mit 5% einer der größten Anteilseigner bei der MPS und könnte bald 9% kontrollieren. Schließlich stockt der Vermögensverwalter Anima, für dessen Übernahme die BPM erst vor wenigen Tagen insgesamt 1,6 Mrd. Euro geboten hat, seinen Anteil von 1 auf 4% auf.
Zwei weitere Großaktionäre
Mit der Holding Delfin der Unternehmerfamilie Del Vecchio (EssilorLuxottica) und dem Bau- und Medienunternehmer Francesco Gaetano Caltagirone, die jeweils 3,5% übernehmen, hat Monte dei Paschi künftig zwei weitere Großaktionäre von Gewicht. Beide zusammen halten bereits 27,6% der Anteile der Investmentbank Mediobanca und 16,9% der Versicherung Generali.
Staat bleibt vorerst größter Aktionär
Größter Einzelaktionär der Monte dei Paschi bleibt aber mit 11,7% zunächst weiter der italienische Staat. Er erlöst aus dem Verkauf einer dritten Tranche von diesmal 15% insgesamt 2,7 Mrd. Euro aus der Abgabe von 52% seit November 2023. Rom musste sich gegenüber der Europäischen Zentralbank und der EU verpflichten, den Anteil bis Jahresende auf unter 20% zu reduzieren.
Italienische Lösung gefunden
Der Verkauf erfolgte im Rahmen eines beschleunigten Bookbuilding-Verfahrens. Angesichts der großen Nachfrage gab die Regierung nicht nur, wie ursprünglich geplant, 7% der Anteile ab, sondern verdoppelte den Anteil. Rom geht dabei geschickter vor als etwa die Bundesregierung bei der Abgabe von Commerzbank-Anteilen. Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti zeigt sich zufrieden, eine italienische Lösung gefunden zu haben und einen wichtigen Akteur auf dem Kreditmarkt – die Monte dei Paschi – gestärkt zu haben.
Weiterer Ausbau 2027 möglich
BPM erklärte, die Beteiligung nicht auf mehr als 10% aufstocken zu wollen. Den für die Öffentlichkeit überraschenden Schritt begründete CEO Giuseppe Castagna mit dem Ziel, bestehende Vertriebskooperationen des Vermögensverwalters Anima mit der MPS absichern zu wollen. Der Einstieg sei kohärent mit der Unternehmensstrategie. Beobachtern zufolge könnte BPM ihren Anteil nach dem Auslaufen von Kooperationen der Monte dei Paschi mit der französischen Versicherung Axa im Jahr 2027 ausbauen.
Dritte große Bankengruppe
Mit dem nun erfolgten Verkauf eines weiteren Monte-dei-Paschi-Anteils verhindert Rom nicht nur den Einstieg eines ausländischen Instituts. Die Regierung legt auch die Basis für die Entstehung einer dritten großen Finanzgruppe neben Unicredit und Intesa Sanpaolo. Neben BPM/Monte dei Paschi könnten dazu mittel- bis langfristig auch die Mediobanca und Generali gehören.
Deutlicher Kursanstieg
Die italienische Regierung hatte Monte dei Paschi im Jahr 2017 mit einer Finanzspritze von insgesamt 5,4 Mrd. Euro „gerettet“ und dabei zunächst 68% der Anteile erworben. Im Herbst 2022 hatte der Steuerzahler im Rahmen einer Kapitalerhöhung noch einmal 1,6 Mrd. Euro zuschießen müssen. Das war jedoch die Voraussetzung für die Erholung des Instituts, das per Ende September einen Nettogewinn von 1,6 Mrd. Euro ausgewiesen hat – ein Zuwachs von 69% gegenüber dem Vorjahr. Die Aktienkurse beider Institute reagierten am Donnerstag mit einem deutlichen Plus. BPM legten um 3% und MPS um mehr als 8% zu. Der MPS-Kurs ist somit binnen zwölf Monaten um 106% gestiegen.
Mit dem Verkauf von weiteren 15% an der Monte dei Paschi di Siena (MPS) hat Italiens Regierung den Weg frei gemacht für eine Neuordnung in Italiens Bankenlandschaft. Mit der BPM ist Italiens drittgrößte Bank bei der MPS eingestiegen, die sich bis zu 9% der Anteile sichern kann. Größter Eigner bleibt aber vorerst der Staat.