Jeremy Hunt will Bankern mehr Spielraum geben
hip London
Der britische Schatzkanzler Jeremy Hunt hat der „Financial Times“ zufolge 30 Reformen der Finanzregulierung vorbereitet, darunter die Überarbeitung des Senior Managers’ Regime. Es sollte ermöglichen, Topmanager der Finanzbranche persönlich zu belangen. Sie hätten im Falle des Zusammenbruchs einer Bank nachweisen müssen, alles getan zu haben, um so ein Ereignis zu verhindern. Die Strafen reichten von Geldbußen bis hin zum Berufsverbot. Für die Bank of England war es ein kritischer Bestandteil der Reformen nach der Finanzkrise. Aufgeweicht wurde das Regime aus dem Jahr 2016 aber schon, nachdem der ehemalige Schatzkanzler George Osborne den in der Branche äußerst unbeliebten Chef der Finanzaufsicht FCA, Martin Wheatley, entfernte.
„Wir werden einen agilen, aber verhältnismäßigen regulatorischen Rahmen vorstellen“, zitiert das Blatt einen Verbündeten Hunts. „Aber wir werden die hohen Standards aufrechterhalten, für die wir in der ganzen Welt bekannt sind.“ Das Senior Managers’ Regime werde von den Aufsichtsbehörden und der Regierung Anfang kommenden Jahres auf den Prüfstand gestellt, berichtet die Zeitung. Es kam bislang nur selten zum Einsatz. Der ehemalige Barclays-Chef Jes Staley erhielt vor vier Jahren eine Geldstrafe von 640 000 Pfund, weil er alles darangesetzt hatte, einen Whistleblower zu enttarnen. Für die Führungskräfte der Branche wäre ein Ende des Senior Managers’ Regime ein weiterer Erfolg, nachdem Hunt bereits angekündigt hatte, den Bonideckel abzuschaffen. Auch Mifid II kommt dem Bericht zufolge auf den Prüfstand. Die Brandmauer (Ringfencing), mit der Großbanken das Retailgeschäft von riskanteren Geschäften trennen müssen, wackelt ebenfalls (vgl. BZ vom 30. November).