Italiens Banken

Kapital­erhöhung der Monte dei Paschi stockt

Die Kapitalerhöhung der mehrheitlich staatlichen italienischen Bank Monte dei Paschi verzögert sich, die Risiken wachsen. Der hohe Bestand an italienischen Staatsanleihen belastet das Institut.

Kapital­erhöhung der Monte dei Paschi stockt

bl Mailand

Es sind entscheidende Tage für die zu 64% staatliche italienische Bank Monte dei Paschi di Siena­ (MPS). CEO Luigi Lovaglio versucht, Investoren zu überzeugen, sich an der Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro zu beteiligen. Doch die ursprünglich für den 10. Oktober ge­plante Maßnahme verschiebt sich um mindestens eine Woche.

Lovaglio läuft allmählich die Zeit davon. Das makroökonomische Um­feld ist nicht günstig für eine Kapitalmaßnahme. Und der Aktienkurs hat seit der staatlichen Kapitalspritze von 5,2 Mrd. Euro vor fünf Jahren massiv an Wert verloren und ist von damals etwa 1,5 Euro auf 23,06 Cent abgestürzt. Die Bank ist an der Börse nur noch 249 Mill. Euro wert, ein Bruchteil der geplanten Kapitalmaßnahme. Der Staat beteiligt sich daran entsprechend seiner Beteiligung mit 1,6 Mrd. Euro. Die restlichen 900 Mill. Euro sollen von Investoren wie Axa, Anima und anderen kommen. Darüber verhandelt Lovaglio seit Wochen. Die Kapitalerhöhung ist Voraussetzung für die Finanzierung des geplanten Abbaus von 3500 der 21000 Stellen, der rund 800 Mill. Euro kosten soll.

Die von der EU gesetzte Privatisierungsfrist ist Ende Dezember 2021 abgelaufen. Eine Verlängerung um bis zu 36 Monate ist genehmigt. Da­für hat die EU 22 Bedingungen ge­stellt, darunter neben der Kapitaler­höhung der Verkauf von Immobilien im Umfang von 100 Mill. Euro, Beteiligungsverkäufe, die Abgabe der Be­teiligung an Banca d’Italia und das Verbot von Dividendenzahlungen.

Die künftige Premierministerin Giorgia Meloni will einen Verkauf an ein ausländisches Institut möglichst verhindern und hat vor den Wahlen eine Verschiebung der Maßnahme gefordert, diese Forderung aber nicht wiederholt. Italiens drittgrößtes Institut BPM hat zwar grundsätzliches Interesse bekundet, aber was würde passieren, wenn es nur ausländische Interessenten gäbe?

Die Risiken sind groß, meint etwa Citi. Keine andere italienische Bank hat im Verhältnis so viele Bonds aus Italien in der Bilanz stehen und ist im Falle eines Kursrutsches so gefährdet. Anders als der Großteil der Banken des Landes, die diese Papiere zu 80% zu historischen Kaufwerten verbucht haben, hat MPS mehr als 8 der über 13 Mrd. Euro an italienischen Bonds entsprechend den schwankenden Marktpreisen (Fair Value) verbucht. Bei einem nur 10-prozentigen Wertverlust droht ein Kapitalverlust von 800 Mill. Euro. Die Bank ist au­ßerdem nicht sehr glaubwürdig und hat bei Kapitalmaßnahmen seit der Finanzkrise 25 Mrd. Euro verbrannt. Das stimmt nicht zuversichtlich.

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