M&A im Sektor zeigt sich belebt

Krypto-Derivatehändler Deribit zieht Kaufinteressenten an

Die M&A-Aktivitäten im Krypto-Sektor nehmen zu. Schon in den ersten beiden Januarwochen gab es einige Deals. Und jetzt scheint sich auch der Krypto-Derivatehändler Deribit für strategische Käufer zu öffnen. Es wird eine Bewertung von 4 bis 5 Mrd. Dollar gehandelt.

Krypto-Derivatehändler Deribit zieht Kaufinteressenten an

Krypto-Derivatehändler Deribit zieht Kaufinteressenten an

Gründer lassen strategische Käufer beim Secondary zu

bg Frankfurt

In der Kryptobranche ziehen die M&A-Aktivitäten an. Nachdem im Dezember und Anfang Januar schon einige Deals abgeschlossen wurden, ist nun bekannt geworden, dass der Derivatehändler Deribit Kaufinteressenten anzieht. Dabei hatte Deribit eigentlich nur eine Secondary-Transaktion aufgesetzt und dafür Financial Technology Partners (FT Partners) als Berater mandatiert, der nun die Gebote sondiert. Das Echo aus dem Markt war aber so, dass FT Partners das Mandat nun auf die Evaluierung von Buy-out-Angeboten erweitert habe, berichtet Bloomberg.

Große Handelsvolumina

Die indikative Bewertung von Deribit wird auf 4 bis 5 Mrd. Dollar taxiert. 2016 in Amsterdam gegründet, gilt Deribit als größter Derivatehändler der Branche mit einem Fokus auf Kontrakte für Bitcoin und Ether. Es werden täglich Transaktionen im Wert von mehr als 1 Mrd. Dollar abgewickelt. Deribit macht auch regelmäßig auf Verfallsdaten bei den Terminkontrakten aufmerksam, was dann einen Blick auf die Positionierung der Anleger sowie der Volumina eröffnet. So beträgt das tägliche Handelsvolumen derzeit Coingecko zufolge 1,12 Mrd. Dollar bei offenen Positionen von 2,92 Mrd. Dollar. Am 10. Januar war zum Beispiel ein großer Verfallstag, als Kontrakte über 1,79 Mrd. Dollar auf Bitcoin und 451 Mill. Dollar auf Ether ausliefen.

Die Bedeutung der Derivatehändler für den Markt ist enorm, denn die Preissignale aus dem Terminmarkt bestimmen auch wesentlich die Entwicklungen am Spotmarkt. Da Anbieter wie Deribit auch extrem gehebelte Wetten (bis zu 50x auf Bitcoin) ermöglichen, wird der Marktplatz vor allem von institutionellen Investoren genutzt sowie von qualifizierten Retail-Anlegern. Im Spothandel groß gewordene Adressen gehen nun dazu über, auch den Handel mit Terminkontrakten (vor allem die ohne Verfallsdatum operierenden Perpetual Futures) aufzusetzen. So startet Coinbase in Kürze in Europa den Derivatehandel, nachdem man vorige Woche grünes Licht für die Übernahme der mit Mifid-II-Lizenz ausgestatteten Zypern-Aktivitäten von Bux erhalten hatte.

Kraken gilt als interessiert für Zukäufe

Mit Kraken gilt auch einer der großen Spot-Händler als Kaufinteressent für Deribit. Zwar habe es Bloomberg zufolge keine konkrete Offerte gegeben, aber Kraken hat zumindest vorgefühlt – und ist sicher nicht der einzige Interessent in einem Markt, der dank der Trump-Präsidentschaft vor einer Deregulierung steht.

Deribit legt aber Wert auf die Feststellung, dass man sich nicht zum Verkauf stelle, sondern dass nur Altaktionäre in einer Secondary-Runde begrenzt Anteile verkaufen wollten. Man habe über die Zeit aber schon Interessensbekundungen von einigen strategischen Käufern erhalten, gibt Deribit zu. Die in Panama und Dubai registrierten Niederländer hatten zuletzt im Herbst 2022 frisches Kapital aufgenommen, wobei neben den Gründern nur Altaktionäre wie QCP Capital, Akuna Capital und 10T Holdings Geld gaben, das als Brückenfinanzierung nach der Pleite des Krypto-Hedgefonds Three Arrows diente. Die letzte echte Bewertung stammt aus dem August 2021, als 100 Mill. Dollar aufgenommen wurden mit einer Post-Money-Bewertung von 2,1 Mrd. Dollar.

Öffnet sich die Tür?

Und da sich die Deribit-Gründer um CEO John Jansen nun zumindest mit den (unerbetenen) Offerten begleitet von FT Partners beschäftigen, könnte sich die Tür für einen strategischen Käufer öffnen – auch wenn die Gründer nicht den Eindruck machen, als wollten sie das Zepter aus der Hand geben. Aber allein die Tatsache, dass sich die Tür für eine Transaktion öffnet, zeigt, dass Druck auf dem Kessel ist für M&A in Krypto.

Vorzeichen stehen gut für M&A

Treiber dafür ist zum einen der Bull Run im Markt, der auch die aktuelle Schwächephase bei Bitcoin überwinden dürfte. Zum anderen dürften sich mit regulatorischer Klarheit (Micar in Europa und bevorstehende Gesetzgebung in den USA) sowie der zunehmenden Akzeptanz bei institutionellen Investoren (Bitcoin-ETFs) der Markt für Geschäfte aller Art öffnen, was grundsätzlich steigende Mittelzuflüsse bedeutet. Und das wiederum verbessert die Möglichkeit der Skalierung von Geschäftsmodellen – wie bei Finanzinstrumenten, die auf Deribit gehandelt werden und von institutionellen Kunden zur Absicherung von Spot-Positionen (auch ETF-Exposure) genutzt werden.

Aktienkomponente salonfähig

Zu den kürzlich vollzogenen M&A-Transaktionen im Sektor zählt die Übernahme von Helios, einem Zahlungsabwickler, durch Moonpay für 175 Mill. Dollar. Damit will Moonpay ihre Händleranbindung verbessern. FalconX griff am 3. Januar beim noch jungen Derivatehändler Arbelos Markets zu. Neben einer Barkomponente kommt auch eine Aktienkomponente für die Transaktion zum Einsatz. Das kombinierte Angebot soll bei institutionellen Digital-Asset-Händlern für mehr Traktion sorgen. Man wolle mit dem Zukauf die Grundlage für die nächste Phase des Kryptomarktwachstums legen, so FalconX-CEO Raghu Yarlagadda. Gegenüber Cointelegraph erklärte Yarlagadda, dass FalconX noch weitere strategische Zukäufe tätigen wolle. FalconX dürfte als Prime Broker mit 1,5 Bill. Dollar auf ein ähnlich hohes Brutto-Handelsvolumen wie Deribit kommen.

Zwei Zukäufe von Chainalysis

Chainalysis hat zuletzt sogar zwei Akquisitionen getätigt: Nach der Übernahme von Hexagate (Betrugsverhinderung) Mitte Dezember wurde nun am Montag die Akquisition von Alterya für 150 Mill. Dollar bekannt gegeben. Dieses Start-up hat eine KI-unterstützte Geldwäsche-Analyse entwickelt, womit man proaktiv bei Geldflüssen eingreifen könne, so Chainalysis. Zu den Kunden von Alterya zählen schon Coinbase und Binance. Neben Krypto-Transaktion (Onchain) zählen auch gewöhnliche Dollar- und Euro-Transfers zum Monitoring von Alterya. Chainalysis ist mit den beiden Transaktionen breiter aufgestellt und kann die Produkte der Zukäufe nun über ihre bestehenden Kanäle internationalisieren.

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