Marktinfrastrukturbetreiber im Fokus

London Stock Exchange brummt

Londons Börsenbetreiber ist nach einem überraschend guten zweiten Halbjahr 2024 optimistisch für das laufende Jahr. Das gilt auch für das Geschäft mit Börsengängen.

London Stock Exchange brummt

Bei der London Stock Exchange brummt das Geschäft

Chief Executive David Schwimmer gibt sich zuversichtlich, was Börsengänge betrifft. Partnerschaft mit Microsoft trägt Früchte.

hip London

Die London Stock Exchange Group hat im abgelaufenen Halbjahr sowohl mit ihrem Umsatz als auch mit ihrem bereinigten operativen Ergebnis die Markterwartungen übertroffen. Dazu trug die elektronische Bondhandelsplattform Tradeweb maßgeblich bei. Sie habe ein „außerordentliches Jahr“ hinter sich, ließ sich CEO David Schwimmer in der Pflichtveröffentlichung des Marktinfrastrukturbetreibers zitieren. Die Gruppe habe „signifikante Fortschritte“ mit ihrer Strategie gemacht. Die operative Marge (Ebitda) verbesserte sich im vergangenen Jahr von 47,2% auf 48,8%. Schwimmer nennt das „effizientes Wachstum“.

Wachstum im Terminal-Geschäft

Der am Markt mit großer Aufmerksamkeit verfolgte Annual Subscription Value (ASV) des Terminal-Geschäfts stieg im vierten Quartal um 6,3%. Das waren 30 Basispunkte mehr als im vorangegangenen Quartal. „Das ist eine solide Basis für Wachstum 2025“, sagte Finanzchef Michel-Alain Proch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Sparte Data & Analytics zeigte im Schlussquartal ein Wachstum von 4,8%.

„Die London Stock Exchange Group macht ihre Arbeit gut, übertrifft die Gewinnerwartungen und zeigt Schwung bei der Umsatzentwicklung, was die Pessimisten widerlegt, die eine Verlangsamung befürchtet hatten“, schrieb der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown in einer ersten Einschätzung.

Überraschend hohe Dividende

Aktionäre dürfen sich über eine Dividendenerhöhung von 13% auf 130 Pence je Anteilsschein freuen. Analysten hatten im Schnitt lediglich 12 Pence angesetzt. zudem kündigte die Gruppe für das erste Halbjahr einen weiteren Aktienrückkauf im Volumen von 500 Mill. Pfund an. Dann werde es ein weiteres Update geben, abhängig von anderen Kapitalverwendungsmöglichkeiten.

Im vergangenen Jahr hatte die London Stock Exchange Group für 1 Mrd. Pfund Aktien von den ehemaligen Eigentümern des Finanzdatenanbieters Refinitiv zurückgekauft. Seit der 27 Mrd. Pfund schweren Fusion im Jahr 2021 hält das Konsortium aus Blackstone-Fonds, Canada Pension Plan Investment Board, dem Staatsfonds GIC aus Singapur und Thomson Reuters Aktien des Marktinfrastrukturbetreibers. Er sei weiterhin zuversichtlich, was die Pipeline für Börsengänge angehe, sagte Schwimmer in der Telefonkonferenz.

In der britischen Presse wurde in den vergangenen Monaten immer wieder der vermeintliche Niedergang des Finanzplatzes beklagt. Eine Reihe von Unternehmen bereiteten sich auf ein Initial Public Offering (IPO) vor, sagte Schwimmer. Auch anderenorts habe es zuletzt nicht viele IPOs gegeben.

„London spielt für die europäischen Kapitalmärkte eine sehr aktive Rolle", sagte Schwimmer. Für Börsenkandidaten sei die London Stock Exchange mit Abstand der größte Zielort. Nach dem Brexit habe es vorübergehend eine „Kälteperiode“ gegeben. Aber das liege in der Vergangenheit, wie das IPO des französischen Bezahlfernsehsenders Canal+ im Dezember vergangenen Jahres zeige.

Veränderte Stimmung

Mit Blick auf die Abwanderung von Firmen an die Wall Street sagte er, dass sich die Stimmung geändert habe. Nach der Wahl von Donald Trump habe es große Hoffnungen auf Steuersenkungen und Deregulierung gegeben. Mittlerweile sei das Bild wesentlich gemischter. Es gebe mehr Ungewissheiten, was Zölle und geopolitische Fragen angehe.

„Ich denke nicht, dass dieses Umfeld ein großer Treiber dafür ist, wo Unternehmen an die Börse gehen“, sagte Schwimmer. Investoren schätzten Stabilität. „Ungewissheit macht sie nervös. Ungewissheit macht es schwieriger, langfristige Investitionsentscheidungen zu treffen. Politische und regulatorische Stabilität macht Großbritannien attraktiv.“

Erste Produkte verfügbar

In der Partnerschaft mit Microsoft sei man von der Entwicklung in die Implementierung übergegangen, sagte Schwimmer. Die ersten Produkte seien verfügbar. Die ersten LSEG-Anwendungen und Datensätze seien auf die Microsoft-Cloud-Plattform Azure migriert. Für 2025 rechnet das Management auf organischer Basis und zu konstanten Wechselkursen mit einem Wachstum von 6,5% bis 7,5%. Die operative Marge solle sich um 50 bis 100 Basispunkte verbessern.

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