London will binnen fünf Jahren die Nummer 1 sein
hip London
Die Finanzlobby The City UK hat eine neue Strategie vorgestellt, die London binnen fünf Jahren erneut zur Nummer 1 unter den Finanzzentren weltweit machen soll. Zuletzt hatte New York die britische Metropole vom Spitzenplatz in den Finanzplatz-Rankings verdrängt. „Die britische Finanzbranche und die mit ihr verbundenen Dienstleistungsbranchen sind ein strategisches nationales Asset, das im ganzen Land Millionen hochwertiger Arbeitsplätze zur Verfügung stellt, Investitionen anzieht, wesentliche Steuereinnahmen liefert und Exportüberschüsse erzeugt“, sagte Verbandschef Miles Celic bei der Vorstellung der Strategie. Die größte Gefahr für ein erfolgreiches Finanzzentrum sei Selbstzufriedenheit. Europa sei übersät von Städten, die zu ihrer Zeit führende internationale Zentren gewesen seien. Im vergangenen Jahrzehnt sei die Branche zwar gewachsen, doch die globalen Wettbewerber seien schneller gewachsen.
Er glaube jedoch, dass sich Großbritannien von der Konkurrenz absetzen könne. Während New York und London mehr oder weniger in Symbiose existieren, gewannen zuletzt gleich mehrere asiatische Finanzzentren wie Singapur oder Hongkong deutlich an Bedeutung.
Für Nicola Watkinson, die bei The City UK als Managing Director für die Themen International Trade & Investment verantwortlich zeichnet, geht es darum, „das wettbewerbsfähigste Zentrum der Welt“ zu werden. Dafür müsse die Branche partnerschaftlich mit Regierung und Regulierern zusammenarbeiten. Talentierte Mitarbeiter seien „eine der wichtigsten Zutaten, die man benötigt“, sagte Watkinson. Visa müssten billiger werden. Die Bearbeitung der Anträge müsse schneller gehen.
Zu den großen Zukunftsthemen zählt der Verband das Geschäft mit Daten. Mit Refinitiv ist einer der großen Finanzdatenanbieter in Großbritannien ansässig. Daten sind die Grundlage für Fintech-Geschäftsideen. Wenn man zum Ort des Vertrauens werden könne, an dem die Leute ihre Daten ablegen wollen, biete das große Wachstumschancen, sagte Watkinson. Allerdings ist Großbritannien gerade dabei, den Abschied von Teilen der EU-Datenschutzgrundverordnung einzuleiten – nicht gerade eine vertrauensfördernde Maßnahme. Auch beim Wachstumsthema nachhaltige und grüne Finanzen gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten, hatte man es doch erst vergleichsweise spät entdeckt. „Wir müssen wirklich hart daran arbeiten, um eine Führungsposition zu erreichen“, gab Watkinson zu. Die Branche will sich für weltweite ESG-Offenlegungsstandards und eine größere Interoperabilität von ESG-Taxonomien einsetzen.
Celic sieht eine Perspektive darin, die Entwicklung von Finanzzentren in den Emerging Markets zu unterstützen. Die City könne bei der Einführung von Standards und von Rechtssicherheit behilflich sein. Risikomanagement ist ein weiteres großes Zukunftsthema für die Branche, die alternative Instrumente für den Risikotransfer entwickeln will. Natürlich dürfen die Forderungen nach Veränderungen im Steuersystem, um ausländische Direktinvestitionen zu fördern, und einer „agileren und dynamischeren Herangehensweise“ bei der Regulierung nicht fehlen.