Mediobanca organisiert Widerstand gegen Übernahmeangebot
Mediobanca lehnt Übernahme-Offerte ab
Zweifel am Erfolg des Monte-dei-Paschi-Angebots – Kampf zweier Konzepte
bl Mailand
Die italienische Investmentbank Mediobanca organisiert den Widerstand gegen das als feindlich betrachtete Übernahmeangebot der teilstaatlichen Monte dei Paschi di Siena (MPS). Verwaltungsrat wies die Offerte zurück. Das Angebot sei nicht abgestimmt, wertzerstörend und gegen die Interessen der Bank gerichtet.
Analysten zeigen sich unisono skeptisch, dass die angepeilten Synergien von 700 Mill. Euro realistisch sind. Deutsche Bank, Barclays, HSBC und Equita sehen erhebliche Gefahren für das Geschäftsmodell der Mediobanca.
Offerte kaum attraktiv
Auch finanziell ist die Monte-dei-Paschi-Offerte kaum attraktiv. Der Mediobanca-Aktienkurs stieg seit Vorlage des Angebots deutlich und liegt mehr als 10% über dem Angebotspreis der MPS. Analysten bemängeln auch, dass die Offerte keine Barkomponente enthält. Die Monte dei Paschi hofft auf Steuergutschriften (DTA) von 3,3 Mrd. Euro im Fall einer Übernahme. Die gäbe es nur, wenn es gelänge, mehr als 51% des Mediobanca-Kapitals zu überzeugen. Das ist unsicherer denn je. Denn der bestens in der Finanzwelt verdrahtete Mediobanca-CEO Alberto Nagel mobilisiert institutionelle Investoren dagegen. Sie repräsentieren etwa 35% der Anteile. Dazu kommen Aktionäre, die für etwa 20% des Kapitals stehen und teilweise in einem Konsultationspakt organisiert sind.
Unterstützung nötig
Die Holding Delfin der Unternehmerfamilie Del Vecchio und der Bau-Unternehmer Francesco Caltagirone, die das Übernahmeangebot unterstützen, kommen bei der Mediobanca auf zusammen 27% und brauchen weitere Unterstützung. Sie machen seit Jahren Front gegen Nagel, zielen aber vor allem auf die Versicherung Generali, bei der die Mediobanca mit 13% größter Aktionär ist. Die beiden Unternehmer halten gemeinsam etwa 17% der Generali- und 15% der Monte-dei-Paschi-Anteile. Ihnen stößt auf, dass die Versicherung ein Joint Venture im Assetmanagement mit der französischen Natixis plant. Hier treffen sich ihre Interessen mit denen der italienischen Regierung. Rom will, dass das Sparvermögen der Italiener unter italienischer Kontrolle bleibt.
Rom unterstützt den Vorstoß der MPS, der letztlich zur Bildung eines großen Finanzkonzerns aus Monte dei Paschi, Mediobanca und Generali führen könnte, auch aus einem anderen Grund. Durch die Offerte der Unicredit für die Bank BPM, die sich kürzlich an der teilstaatlichen Monte dei Paschi beteiligt hat, droht die geplante Bildung einer dritten großen Bankengruppe in Italien aus BPM und der MPS zu scheitern. Sollte die MPS die Mediobanca schlucken, wäre das eine Alternative. De facto handelt es sich auch um eine Konfrontation zwischen einem offenen Finanzsystem und einer protektionistischen Lösung, bei der Rom Banken und Versicherungen nach außen abschottet.