Mediobanca will sich Banca Generali einverleiben
Bankenkonsolidierung in Italien
Mediobanca greift nach Banca Generali
Investmentbank wehrt sich mit der Offerte auch gegen das Übernahmeangebot der Monte dei Paschi
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Die Bankenkonsolidierung in Italien geht weiter. Die Investmentbank Mediobanca hat ein Übernahmeangebot über 6,3 Mrd. Euro für die Banca Generali vorgelegt. Die zu 50,2% von der Versicherung Generali kontrollierte Bank soll im Rahmen eines Aktientausches erworben werden: Die Mediobanca will mit ihrem Aktienpaket von 13% an der Generali im Wert von 6,5 Mrd. Euro bezahlen.
Die Offerte ist eine Giftpille, mit der sich die Mediobanca gegen das Übernahmeangebot der teilstaatlichen Monte dei Paschi di Siena (MPS) von mehr als 13 Mrd. Euro wehrt. Die Mediobanca-Großaktionäre Francesco Caltagirone (7%), ein Unternehmer, sowie die Holding Delfin (19,8%) der Familie Del Vecchio unterstützen die MPS-Offerte. Die beiden Anteilseigner sind zusammen auch mit 15% an der Monte dei Paschi beteiligt und halten 16,9% an der Generali.
Herausforderung an Rom
Das Angebot der MPS für die Mediobanca wurde vor wenigen Tagen auf einer Hauptversammlung mit großer Mehrheit angenommen. Caltagirone, Delfin, der Staat und Unicredit scheiterten jedoch bei der Generali-Hauptversammlung am Donnerstag mit dem Versuch, Generali-CEO Philippe Donnet zu stürzen.
Die Mediobanca fordert mit ihrer Offerte auch Italiens Regierung heraus, die über eine Golden-Power-Regelung massiv Einfluss auf die Konsolidierung nehmen will. Rom hat das Unicredit-Angebot für die Bank BPM nur unter strengen Bedingungen genehmigt und unterstützt die Monte-dei-Paschi-Offerte für die Mediobanca.
Prämie von 11%
Mediobanca will mit der Übernahme der 1997 in Triest gegründeten Banca Generali ihr Assetmanagement ausbauen. Mit den knapp 104 Mrd. Euro an Assets under Management der Banca Generali käme die Mediobanca auf 210 Mrd. Euro. Sie rechnet mit einem jährlichen Zuwachs von 15 Mrd. Euro. Die Vermögensverwaltung würde dann etwa 50% zum Nettogewinn des neuen Instituts beisteuern. Derzeit trägt die Generali-Beteiligung fast ein Drittel zum Mediobanca-Gewinn bei.
Die Banca-Generali-Aktionäre sollen für einen Anteilschein 1,7 Generali-Aktien erhalten. Das Umtauschangebot entspricht einem Preis von 54,17 Euro je Aktie. Das ist ein Aufschlag von 11% gegenüber dem Schlusskurs vom Donnerstag. Angestrebt wird die Zustimmung von mindestens 50% plus eine Stimme des Kapitals. Ohne die Unterstützung der Generali ist diese Quote nicht zu erreichen.

Mediobanca-CEO Alberto Nagel erwartet Synergien von 300 Mill. Euro. Die Einnahmen würden auf über 2 Mrd. Euro steigen, der Nettogewinn um 15% auf 1,5 Mrd. Euro wachsen. Die Offerte soll nach der Zustimmung einer außerordentlichen Hauptversammlung am 16. Juni voraussichtlich Ende Oktober starten. Nagel glaubt nicht, dass die Regierung das Vorhaben blockiert.
Aktienkurse steigen
Die Aktien der betroffenen Banken reagierten mit Kursgewinnen. Besonders stark legte die Banca-Generali-Aktie zu.
Der Generali-Anteil ist die letzte große Beteiligung der Mediobanca. Das Institut hielt bis Ende des 20. Jahrhunderts hinein Beteiligungen an den wichtigsten Unternehmen des Landes und steuerte viele Operationen aus dem Hinterzimmer. Das hat sich unter Nagel geändert. Die Mediobanca ist heute eine hochrentable Investmentbank mit starken Säulen in der Vermögensverwaltung und im Bereich Konsumentenkredite.
Nagel sieht eine starke Komplementarität mit der Banca Generali. Bei Erlösen von 981 Mill. Euro kam das Institut 2024 auf einen Nettogewinn von 431,2 Mill. Euro und eine Aufwandsquote von 30%. Die Mediobanca hat schon 2020 eine Offerte für die Banca Generali geprüft.
Sechs Offerten
Mit der jüngsten Offerte wächst die Zahl der laufenden Übernahmeangebote auf sechs. Dazu kommt der Erwerb von fast 30% an der Commerzbank durch Unicredit, der ebenfalls in ein Übernahmeangebot münden könnte.
Die Investmentbank Mediobanca hat ein Übernahmeangebot für die Banca Generali von 6,3 Mrd. Euro vorgelegt. Es ist derzeit die sechste Übernahme-Offerte in Italien. Die Mediobanca, selbst Ziel eines Angebots der Monte dei Paschi, will die Banca Generali mit ihrer 13-prozentigen Beteiligung an der Generali bezahlen.