Britische Banken

Natwest profitiert von steigenden Zinsen

Die ehemalige Royal Bank of Scotland hat mit ihrem Quartalsergebnis die Markterwartungen übertroffen. Anders als die heimischen Rivalen löste sie weitere Rückstellungen für faule Kredite auf.

Natwest profitiert von steigenden Zinsen

hip London

Natwest hat im Auftaktquartal von steigenden Zinsen und der wirtschaftlichen Erholung auf dem britischen Heimatmarkt profitiert. Anders als die britischen Rivalen, die mehr Geld für die Risikovorsorge zurücklegten, löste das einst unter dem Namen Royal Bank of Scotland bekannte Institut weitere Rückstellungen auf. Mit 38 (i.V. 98) Mill. Pfund leisteten sie zwar nur einen kleinen Ergebnisbeitrag, hoben sich jedoch von der von Sorgen um steigende Lebenshaltungskosten und die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und der chinesischen Zero-Covid-Politik auf die Weltwirtschaft geprägten Stimmung in der Branche ab. Darin spiegele sich das niedrige Niveau der Kreditausfälle wider, das man auch weiterhin über das ganze Portfolio hinweg verzeichne, obwohl der wirtschaftliche Ausblick „ungewiss“ bleibe, teilte Natwest mit.

„Die Welt hat sich in den vergangenen drei Monaten erheblich verändert“, sagte CEO Alison Rose. Man sei sich der Sorgen und Nöte der von steigenden Kosten betroffenen Kunden sehr bewusst. Man bemühe sich, den Menschen, Familien und Firmen praktische Hilfe und Unterstützung zu bieten. Die Geschäftsentwicklung böte dafür Spielraum: Die Nettozinsmarge stieg seit Jahresbeginn um 15 Basispunkte, was dazu führte, dass das Nettozinsergebnis der Gruppe etwas über dem Schnitt der Analystenschätzungen hereinkam. Aus Sicht des Jefferies-Bankexperten Joseph Dickerson erfüllte der Zahlenkranz alle Erwartungen. Er geht davon aus, dass seine Kollegen ihre Schätzungen für das Vorsteuerergebnis im laufenden Jahr nach oben nehmen könnten, „wenn auch nicht in wesentlichem Umfang“.

Über den Markterwartungen

Das Vorsteuerergebnis von 1,25 (0,89) Mrd. Pfund bewegte sich weit über dem Schnitt der vom Institut selbst zusammengetragenen Analystenschätzungen, der bei 0,76 Mrd. Pfund gelegen hatte. Das bereinigte Vorsteuerergebnis der „Go Forward“-Gruppe, in der die irische Ulster Bank und das nicht fortgeführte Geschäft nicht mehr enthalten sind, lag um gut ein Fünftel über den Markterwartungen. Natwest hatte im vergangenen Jahr das Firmenkundengeschäft der Ulster Bank in Irland an Allied Irish Banks sowie Filialen, Hypotheken und Mittelstandskredite an Permanent TSB verkauft. Für das Gesamtjahr geht das Management davon aus, dass das bereinigte Ergebnis der „Go Forward“-Gruppe „komfortabel“ über 11 Mrd. Pfund liegen wird. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die Bank of England den Leitzins im Jahresverlauf bis auf 1,25 % erhöhen wird. Zwischen 2021 und 2023 will Natwest 3 Mrd. Pfund investieren, doch sollen die Betriebskosten der „Go Forward“-Gruppe durch die Vereinfachung der Geschäftsabläufe sowohl 2022 als auch 2023 um jeweils rund 3 % gedrückt werden.

Im laufenden und kommenden Jahr sollen jeweils rund 1 Mrd. Pfund in Form von gewöhnlichen und Sonderdividenden ausgekehrt werden. Natwest erwägt weitere Aktienrückkäufe über die bei Bekanntgabe der Jahreszahlen angekündigten 750 Mill. Pfund hinaus und will zudem Mittel für direkte Aktienrückkäufe von der öffentlichen Hand vorhalten, deren Anteil vergangenen Monat unter 50 % gefallen war.

Wertberichtigt Seite 8

Natwest Group
Konzernergebnis nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Pfund20222021
Erträge gesamt3 0272 591
Wertberichtigungen+38+98
Vorsteuerergebnis1 245885
Nettoergebnis841620
Nettozinsmarge (%)2,462,32
Cost-Income-Ratio (%)59,769,2
Eigenkapitalrendite (%)11,37,9
Kernkapitalquote (%)15,218,2
Leverage Ratio (%)5,56,4
Bilanzsumme (Mrd.)785770
Börsen-Zeitung