Greenwashing

Neue Vorwürfe gegen die DWS

Die Fondsgesellschaft DWS bleibt im Kreuzfeuer der Kritik: Die Bürgerbewegung Finanzwende erneuert mit einer Studie die Greenwashing-Vorwürfe bei Fonds. Dabei bleibt aber einiges im Unklaren.

Neue Vorwürfe gegen die DWS

sto Frankfurt

Die DWS bleibt die beliebteste Zielscheibe von Aktivisten beim Thema Greenwashing: Die Bürgerbewegung Finanzwende veröffentlichte zu Wochenschluss eine Auswertung zur europäischen Fondsbranche. Darin wird der Fondstochter der Deutschen Bank vorgeworfen, im vergangenen Jahr im Vergleich zu Wettbewerbern am meisten in fossile Unternehmen investiert zu haben. Die DWS habe 2022 für ihre als nachhaltig eingruppierten Fonds Aktien fossiler Unternehmen (Öl, Kohle) im Wert von mehr als 850 Mill. Dollar zugekauft, deutlich mehr als der nächste Wettbewerber in diesem Vergleich, Northern Trust, mit rund 500 Mill. Euro.

Insgesamt kämen die „grünen“ DWS-Fonds per Ende 2022 auf einen Bestand fossiler Aktien im Wert von über 5 Mrd. Dollar (vor allem Total, Shell und Enbridge), deutlich mehr als J.P. Morgan mit 2,5 Mrd. Euro, hieß es. Die Amerikaner sind mit knapp 103 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen laut Finanzwende der größte Anbieter von grünen Aktienfonds in Europa. Dieser hohe Anteil an fossilen Investments bekäme bei der DWS eine zusätzliche Bedeutung, da die DWS im Aktienbereich mit 88 Mrd. Dollar verwalteten Vermögens weniger nachhaltige Fonds im Angebot habe als J.P. Morgan.

Die Investments von DWS im Bereich der erneuerbaren Energien bezifferte die Studie mit 194 Mill. Dollar. Der Anteil fossiler Konzerne betrage 5,7 % am Aktienportfolio der „grünen DWS-Fonds“, der Anteil von Firmen mit erneuerbaren Energien dagegen nur 0,2 %. Durch die höheren Investments in klimaschädliche Unternehmen stieg den Angaben zufolge die CO-Intensität der „grünen DWS-Fonds“ von 164 auf 176 Tonnen CO pro 1 Mill. Dollar Umsatz. „Die DWS macht ihren Kunden bei nachhaltigen Fonds ein X für ein U vor”, kritisierte Finanzwende-Referentin Magdalena Senn. Die Bürgerbewegung forderte den sofortigen Ausstieg aus Kohle- oder Öl-Investments.

Fehlende Unterscheidung

Für die Auswertung hatte Finanzwende Daten von Morning­star ausgewertet. Diese beziehen sich auf nachhaltige Fonds nach Artikel 8 und 9 der europäischen Offenlegungsverordnung. Diese tragen nicht unbedingt den Begriff Nachhaltigkeit oder ESG (Umwelt, Soziales, gute Unternehmensführung) im Titel, sondern wenden ESG-Kriterien im Portfolio an (Artikel 8) oder haben ein Nachhaltigkeitsziel (9). Auch werden diese Produkte nicht zwangsläufig als nachhaltig beworben. Zudem werden deutsche Produkte mit den Begriffen Nachhaltigkeit oder ESG strenger reguliert als in anderen europäischen Ländern. Für Luxemburger ESG-Fonds etwa gelten weniger strenge Vorgaben für fossile Investments. Solche Unterscheidungen fehlen in der Studie, die pauschal von „grünen Fonds“ spricht.

„Die DWS misst dem Klimaschutz und dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern eine hohe Bedeutung bei. Forderungen an Unternehmen wie ‚entweder sofortiger Ausstieg oder umgehende Desinvestition‘ halten wir jedoch aus mehreren Gründen nicht für zielführend“, so ein DWS-Sprecher. Man sei davon überzeugt, dass die Energiewende nicht ohne massive Investitionen der Versorger in die Erzeugung erneuerbarer Energien gelingen werde. „Als verantwortungsbewusster Investor halten wir es für wichtig, die Unternehmen bei ihrem Ausstieg aus dem Kohlegeschäft zu begleiten.“ Dies gelinge aber einer Fondsgesellschaft nur, wenn die Investments aufrecht erhalten werden, was eine Einflussnahme auf die Unternehmensführung möglich macht. Zögen sich die Vermögensverwalter ad hoc zurück, wie von Aktivisten gefordert, würden andere Investoren die Anteile übernehmen, was die öffentliche Einflussnahme auf die Energieunternehmen womöglich erschwere.

Auch Abbau von Kupfer

Zugleich bauten die Kohleunternehmen auch andere Rohstoffe wie Kupfer ab, die für E-Autos gebraucht werden, so der DWS-Sprecher weiter. „Diese Unternehmen durch sofortige Desinvestition vom Kapitalmarkt abzuschneiden, wäre daher kontraproduktiv und würde nicht zuletzt auch den Erfolg der Energiewende in Frage stellen.“ Seit August 2021 ermitteln Behörden in Deutschland und in den USA gegen die Deutsche-Bank-Tochter wegen des Verdachts des Kapitalmarktbetrugs bei nachhaltigen Fonds.