Wertverluste

Nullrunde für deutsche Geldvermögen

Nach hohen Wertverlusten im ersten Halbjahr dürfte sich das Geldvermögen in Deutschland leicht erholen, so dass sich für das Gesamtjahr eine Nullrunde abzeichnet. Inklusive Inflation sieht die Rechnung freilich anders aus.

Nullrunde für deutsche Geldvermögen

jsc Frankfurt

Die Ersparnisse der deutschen Privathaushalte dürften im laufenden Jahr stagnieren oder leicht fallen: Im erste Halbjahr sank das Geldvermögen um 126 Mrd. Euro auf insgesamt 7,50 Bill. Euro, wie die Deutsche Bundesbank berichtet – das entspricht pro Kopf einem Rückgang von etwa 1500 Euro auf 89100 Euro. Allerdings dürfte die Sparleistung die Lücke teilweise wieder schließen, während die Wertentwicklung an den Aktienmärkten nach derzeitigem Stand im zweiten Halbjahr in etwa stagniert.

Schulden sind in dieser Rechnung nicht enthalten – werden sie einbezogen, fiel das Vermögen im ersten Halbjahr sogar noch schneller ab, und zwar um 3,1% auf 5,41 Bill. Euro, also pro Kopf um annähernd 2100 Euro auf 64300 Euro.

Hinter dem Rückgang stehen vor allem fallende Börsenkurse: Allein das Volumen börsennotierter Aktien sank im ersten Halbjahr um 17% auf 451 Mrd. Euro, während die Fondsbestände um 12% auf 849 Mrd. Euro nachgaben. Andere Positionen wie Einlagen sowie Versicherungen und Pensionssysteme stiegen zwar leicht, konnten den Rückgang aber nicht ausgleichen. Für das zweite Halbjahr ist ein ähnlich starker Einbruch aber unwahrscheinlich. Die Aktienmärkte sind in Deutschland und Europa seit Jahresmitte nur leicht gefallen, während die Wertverluste am US-Aktienmarkt durch den steigenden Dollar­kurs ausgeglichen wurden.

Zugleich strömen laufend neue Vermögen hinzu, weil die Haushalte Geld sparen. Allerdings fällt die Sparleistung voraussichtlich ab, da die Inflation das Einkommen schmälert und somit den Spielraum nimmt. So rechnet etwa der Bankenverband BVR damit, dass die Sparquote im laufenden Jahr auf ein Niveau von 9 bis 10% fällt, nachdem sie in den Vorjahren meist oberhalb dieser Spanne rangierte. Ein Zufluss von 121 Mrd. Euro wie im zweiten Halbjahr 2019 – also dem letzten Vergleichsjahr vor der Coronakrise – dürfte somit im aktuellen Halbjahr verfehlt werden. Zwar kamen in der ersten Jahreshälfte bislang 157 Mrd. Euro zusammen. Allerdings sparen die Haushalte zu Jahresbeginn besonders viel, so dass sich der Wert nicht auf das Jahr hochrechnen lässt.

Hoher Verlust durch Inflation

Mit einem schrumpfenden Geldvermögen läge die Bundesrepublik im globalen Trend. So hatte die Allianz vor wenigen Tagen weltweit ebenfalls einen Rückgang prognostiziert und die Bundesrepublik dabei nicht ausgenommen. Der im internationalen Vergleich geringe Wertpapierbestand in Deutschland könnte aber diesmal vor höheren Verlusten schützen, während die deutschen Sparer in den Vorjahren im internationalen Vergleich eher geringere Zuwächse erzielten, als die Kurse noch stiegen.

Doch selbst wenn das Geldvermögen in Deutschland nominal nicht schrumpfen sollte – unter Berücksichtigung der Inflation erscheint ein Einbruch unvermeidbar. Zuletzt stieg die Inflationsrate laut Statistischem Bundesamt auf 10,0%. Selbst wenn das Geldvermögen im Gesamtjahr nominal unverändert bliebe, würde es real bei einer so hohen Teuerungsrate bereits 9,1% an Wert verlieren. Zum Vergleich: Während der Finanzkrise im Jahr 2008 schrumpfte das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland nominal bereits deutlich um 4,4%, allerdings unter Berücksichtigung der damals noch niedrigen Inflation nur um 5,5%.

Wertberichtigt Seite 2