Kreditwirtschaft

OLB rückt Börsengang nach weiterem Rekordjahr näher

In den vergangenen Jahren durchkreuzten Verwerfungen am Kapitalmarkt die Börsenpläne der OLB. Nun scheint ein IPO – möglicherweise nach Ostern – näher zu rücken. Die Marktbedingungen seien so gut wie lange nicht mehr, so Vorstandschef Stefan Barth nach einem weiteren Rekordjahr der Bank.

OLB rückt Börsengang nach weiterem Rekordjahr näher

„Wir sind börsenfähig und börsenwillig“

OLB-Chef sieht gute Bedingungen am Kapitalmarkt für IPO – Aufwandsquote nach Degussa-Bank-Integration als Baustelle

In den vergangenen Jahren durchkreuzten Verwerfungen am Kapitalmarkt die Börsenpläne der OLB. Nun scheint ein IPO – möglicherweise nach Ostern – näher zu rücken. Die Marktbedingungen seien so gut wie lange nicht mehr, so Vorstandschef Stefan Barth nach einem weiteren Rekordjahr der Bank.

Von Carsten Steevens, Hamburg

Die Oldenburgische Landesbank (OLB) könnte nach einem weiteren Rerkordjahr bald an die Börse kommen. Zwar hielt sich das Institut, dessen Haupteigentümer die Private-Equity-Gesellschaft Apollo Global Management, der Pensionsfonds Teacher Retirement System of Texas und die Investmentfirma Grovepoint sind, bei der Vorlage der Geschäftsjahresbilanz am Freitag mit konkreteren Angaben bedeckt. Doch die für Banken derzeit günstige Verfassung am Kapitalmarkt spricht für ein IPO in diesem Jahr.

„Wir sind börsenfähig und wir sind börsenwillig als Bank“, unterstrich Vorstandschef Stefan Barth in der OLB-Jahrespressekonferenz in Frankfurt. „Wir haben jetzt drei Jahre lang bewiesen, dass wir nachhaltig profitabel sind.“ Man habe es dabei geschafft, in jedem Jahr „eine Schippe draufzulegen – was wir auch in der Zukunft vorhaben“. Die Entscheidung über einen Börsengang liege aber bei den Eigentümern. Für einen Börsengang gebe es im Frühjahr und Herbst „zwei natürliche Zeitfenster“. Für das nächste müsse bald eine Entscheidung getroffen werden. Barth sagte, er halte die Marktbedingungen derzeit für „so gut wie seit langem nicht mehr“. Mehrere Eigentümer bedeuteten aber auch mehrere Meinungen.

Von Verwerfungen gebremst

Zu Bewertungsfragen wollte sich der Bankchef nicht äußern. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unlängst unter Berufung auf eingeweihte Personen berichtet, die OLB strebe ein IPO Mitte April an, die mögliche Bewertung liege bei 1,5 Mrd. bis 2 Mrd. Euro. Die Bank verfolgt Börsenpläne bereits längere Zeit, wurde aber von Marktverwerfungen nach Beginn des Ukraine-Kriegs 2022 sowie im Jahr darauf im Zuge der Pleite der Silicon Valley Bank in den USA sowie der Turbulenzen bei der Credit Suisse gebremst. Zu den Organisatoren einer möglichen Transaktion sollen nun als globale Koordinatoren UBS, Citigroup, Deutsche Bank und Barclays gehören.

Mit Blick auf das laufende Jahr kündigte die Bank an, den digitalen Kundenservice im Sommer durch Etablierung einer modernisierten Banking-App und einer neuen Online-Banking-Plattform auszubauen. Zugleich soll das neue Filialkonzept schrittweise an den Standorten weiter umgesetzt werden. Im Private Bank Wealth Management will die OLB nach Hamburg in Düsseldorf und Frankfurt jeweils einen neuen Standort eröffnen. Im Segment Unternehmens- und Spezialfinanzierungen soll mit Infrastrukturfinanzierungen ein neuntes Subsegment entstehen.

Aufgabe bei Kostenquote

Die OLB sieht sich vor allem gefordert, ihre Kostenquote zu verbessern. Man habe alle strategischen Mittelfristziele erreicht. Einzige Ausnahme sei das Verhältnis von Aufwand zum Ertrag, weil man, so Vorstandschef Barth, die hohe Kostenbasis der Degussa Bank „mitschleppen“ musste. Integration und Verschmelzung mit dem in Frankfurt ansässigen Institut hatte die OLB Ende August 2024 vier Monate nach Vollzug der Transaktion abgeschlossen.

Eine Verbesserung der 2024 auf 47 (i.V. 42,7)% verschlechterten Cost-Income-Ratio erwartet die Bank nun durch den Wegfall von Einmalkosten im Zusammenhang mit dem Erwerb der Degussa Bank, die im vorigen Jahr bei gut 26 Mill. Euro lagen. Finanzchef Rainer Polster zeigte sich zuversichtlich, die Kostenquote „sehr rasch“ – bis 2026 – unter den mittelfristigen Zielwert von höchstens 40% zu reduzieren. Ohne Aufwendungen von 6 Mill. Euro für Bankenabgabe und Einlagensicherung sowie ohne die Degussa-Bank-Einmalkosten lag die „normalisierte“ Cost-Income-Ratio 2024 bei 42,6 (37,0)%.

Viertes Quartal als Referenz

Eine Ergebnisprognose für 2025 gab die Bank, die mit einer Bilanzsumme von 34,3 Mrd. Euro künftig direkt durch die EZB beaufsichtigt wird, nicht bekannt. Finanzchef Polster verwies auf das „normalisierte“ Nachsteuergebnis im vierten Quartal 2024, das – mit rund 70 Mill. Euro – ein Referenzniveau sei. Hinzu komme noch das Wachstum auf nun größerer Kundenbasis. Ohne die Degussa Bank lag das Kredit- und Einlagenwachstum zwischen 2020 und 2024 bei 7% bzw. 8%.

Vorstandschef Barth kündigte an, man werde im Einklang mit dem Mittelfristziel für 2024 zumindest die Hälfte des Jahresüberschusses von 270 (230) Mill. Euro als Dividende zahlen. Der Rest reiche aus, um auch einen Kapitalpuffer für mögliche Zukäufe aufzubauen. Sollten innerhalb von zwei bis drei Jahren keine Akquisitionen möglich sein, will die Bank über eine höhere Ausschüttungsquote oder einen Aktienrückkauf nachdenken.

Profitabilität als Schutzschild

Ohne Zukäufe kommt die OLB derzeit auf ein Bilanzsummenwachstum von 1,5 bis 2 Mrd. Euro, wie Barth hinzufügte. Innerhalb der nächsten fünf Jahre könne die Bank durch organisches Wachstuum um 8 bis 10 Mrd. Euro größer sein. Mit Blick auf die Möglichkeit einer Übernahme der OLB sagte der Bankchef, man strebe im Interesse der derzeit rund 1.700 Mitarbeiter und der Kunden an, die Unabhängigkeit bewahren. „Unser bestes Abwehrschild ist unsere höhere Profitabilität, das macht uns teurer als es andere Assets sind.“

Nach den 2024 um 15% auf 599 Mill. Euro gestiegenen operativen Erträge will die OLB das Zinsergebnis in diesem Jahr durch weiteres Wachstum im Kredit- und Einlagenvolumen steigern. Potenzial zur Steigerung der zuletzt auf 2,58 (2,71)% gesunkenen Nettozinsmarge sieht die Bank durch eine Neubepreisung übernommener Degussa-Bank-Assets.

Balance zwischen Segmenten

Um robust zu bleiben, strebt die Bank ein ausgewogenes Verhältnis ihrer beiden Hauptsegmente Private & Mittelstandskunden (PBC) sowie Unternehmens- und Spezialfinanzierungen (CDL) bei Erträgen und Kreditvolumen an. Durch den zu Beginn dieses Jahres vollzogenen Transfer der Aktivitäten aus dem bislang eigenständigen Degussa-Kundensegment, das 2024 mit 55 Mill. Euro auf 8% der operativen Erträge und mit 4,9 Mrd. Euro auf 19 des Kreditvolumens kam, habe die Retailseite nun einen „gewissen Überhang“, so Vorstandschef Barth. Bei Unternehmens- und Spezialfinanzierungen wachse man aufgrund der Ticketgrößen aber schneller, sodass die Relation in den nächsten zwei Jahren erreicht werden könne.

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