Standard Chartered

Pandemiejahr geht ins Geld

Die britische Großbank Standard Chartered hat im Schlussquartal die Markterwartungen enttäuscht. Für CEO William „Bill“ Winters und Finanzchef Andy Halford bedeutet das weniger Geld. Die Aktionäre dürfen sich dagegen über die Wiederaufnahme der Dividende und ein Aktienrückkaufprogramm freuen.

Pandemiejahr geht ins Geld

hip London

– Standard Chartered hat für das Schlussquartal einen doppelt so hohen Vorsteuerverlust ausgewiesen wie am Markt erwartet. Das Management tröstete die Aktionäre mit der Wiederaufnahme der Ausschüttungen und einem 254 Mill. Dollar schweren Aktienrückkaufprogramm. CEO William „Bill“ Winters, der bereits von sich aus auf die Cash-Komponente seiner Leistungsanreize für das vergangene Jahr verzichtet hatte, erhält für 2020 insgesamt 3,8 Mill. Dollar – 29% weniger als für das Jahr davor. Finanzchef Andy Halford muss sich mit 27% weniger zufriedengeben.

„Wir halten der Gesundheitskrise und den geopolitischen Spannungen sehr gut stand“, schrieb Winters den Aktionären. „Wir bleiben stark und rentabel, obwohl sich Herausforderungen im Kreditgeschäft und niedrige Zinsen ganz klar auf uns auswirken.“ Die britische Großbank, die den Großteil ihres Geschäfts in Asien macht, stellte im vergangenen Jahr 2,3 Mrd. Dollar für mögliche Kreditausfälle zurück. Der Großteil davon fiel aber bereits im ersten Halbjahr an. Im Schlussquartal waren es noch 374 Mill. Dollar. Analysten hatten mit Wertberichtigungen von 475 Mill. Dollar gerechnet.

Für Oktober bis Dezember wies das Institut einen Vorsteuerverlust von 449 Mill. Dollar aus. Am Markt hatte man im Schnitt lediglich ein Minus von 215 Mill. Dollar erwartet. Der bereinigte operative Verlust bewegte sich mit 192 Mill. Dollar immer noch über den Analystenschätzungen, die bei 149 Mill. Dollar gelegen hatten. Die Bank buchte zudem Restrukturierungskosten von 248 Mill. Dollar. Branchenanalysten hatten lediglich 8 Mill. Dollar angesetzt.

Für das laufende Jahr rechnet das Management mit stagnierenden Erträgen. Ab 2022 sollen sie jährlich um 5% bis 7% steigen. Bis 2023 soll die Eigenkapitalrendite (RoTE) von zuletzt 3% auf mehr als 7% steigen. Mittelfristig werden mehr als 10% angestrebt. „Wir werden diese Ziele schneller erreichen, sollten sich die Leitzinsen früher als erwartet normalisieren“, schrieb Winters. „Aber wir erwarten, dass wir in diesem Zeitraum auf jeden Fall Überschusskapital in wesentlicher Höhe generieren werden, das an die Aktionäre zurückgegeben wird, sollten wir es nicht für die Finanzierung zusätzlichen Wachstums einsetzen.“

Die Kernkapitalquote von 14,4% per Ende Dezember lag um 40 Basispunkte über den Markterwartungen. Er glaube nicht, dass sich der Welthandel auf Dauer im Rückwärtsgang befinden werde, schrieb Winters: „Während der Verkehr in manchen Handelskorridoren wie dem zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China vom hohen Niveau der vergangenen Jahre zurückgehen könnte, werden sie durch andere ersetzt, insbesondere innerhalb der Regionen Asien und Afrika, in denen wir unsere Stärken ausspielen können.“

Wie schon HSBC und Lloyds Banking Group kündigte auch Standard Chartered an, an den Immobilien zu sparen. Halford sagte, in den kommenden drei bis vier Jahren solle die genutzte Bürofläche um ein Drittel reduziert werden. Die Pandemie und der Wandel hin zu einem hybriden Modell aus Arbeit im Büro und von zu Hause wirken sich nicht nur auf die Londoner City aus. In Hongkong ist der Leerstand von hochwertigen Büros im Zentrum im Dezember erstmals über 7% gestiegen.

Standard Chartered
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Dollar20202019
Erträge gesamt14 75415 417
Operative Kosten10 38010 933
Wertberichtigungen2 325908
Vorsteuerergebnis1 6133 713
Nettoergebnis7242303
Nettozinsmarge* (%)1,311,62
Kernkapitalquote (%)14,413,8
Bilanzsumme (Mrd.)789720
*) bereinigtBörsen-Zeitung