Digitalisierung birgt Risiken

Pannenserie im Online-Banking britischer Banken

Britische Banken haben eine IT-Pannenserie hinter sich. Nun fordert der Finanzausschuss des Unterhauses Klarheit über das Ausmaß der Probleme.

Pannenserie im Online-Banking britischer Banken

Pannenserie im Online-Banking

HSBC entschuldigt sich bei Kunden – Britischer Finanzausschuss schreibt CEOs der Banken an

hip London

Großbritannien ist von einer Pannenserie im Online-Banking heimgesucht worden. Zuletzt traf es die HSBC. Bei der Website Downdetector gingen am Dienstag bis kurz vor 17.00 Uhr mehr als 1.700 Störungsmeldungen von Nutzern ein, die online oder per App nicht mehr auf ihre Konten zugreifen konnten. Das Institut entschuldigte sich für den rund zweistündigen Ausfall.

Bereits am 17. Januar hatte es eine Stunde lang Probleme mit online oder mobil beauftragten Zahlungen gegeben. Britische Banken haben in den vergangenen Jahren große Summen in die Digitalisierung des Retailgeschäfts gesteckt und ihr Filialnetz immer weiter ausgedünnt.

Enorme Investitionen

Dem Datenanbieter Globaldata zufolge wurden die Ausgaben von HSBC für IT und Telekommunikation 2022 auf 10,5 Mrd. Dollar jährlich geschätzt. „Die Performance und Effizienz der digitalen Angebote der Großbanken rechtfertigt einfach nicht die enormen Ressourcen, die in die IT- und Telekommunikationssysteme gesteckt werden“, sagt der Globaldata-Analyst Jonathan Vaughan Burleigh.

„In einem Markt, in dem die Kunden Komfort und reibungslosen Service schätzen, müssen die Großbanken ihre Herangehensweise an Online-Plattformen radikal überdenken, um den Erwartungen gerecht zu werden“, sagt Burleigh. Digitalbanken hätten im Vergleich zu den traditionellen Instituten deutlich überlegene Plattformen aufgebaut.

Viele Großbanken betroffen

Mit mehr als 34 Millionen Nutzern digitaler Dienstleistungen gehört HSBC zu den größten Anbietern digitaler Bankdienstleistungen. Auch andere Institute blieben von Pannen nicht verschont: Bei Barclays fielen die Systeme gleich für drei Tage – vom 31. Januar bis zum 2. Februar – aus. Zahlungen wurden nicht getätigt, Kontostände falsch angezeigt. Am 3. Februar hatten die zur Lloyds Banking Group gehörende Lloyds Bank und Halifax IT-Probleme.

Das rief den Finanzausschuss des Unterhauses auf den Plan. Dessen Vorsitzende, Meg Hillier (Labour), wandte sich schriftlich an die CEOs von Allied Irish Banks, Bank of Ireland, Barclays, Danske Bank, HSBC, Lloyds Banking Group, Nationwide und Santander UK, um mehr Klarheit über das Ausmaß des Problems zu erhalten.

Abgeordnete fordern Klarheit

Hillier forderte sie auf, dem Ausschuss mitzuteilen, wie häufig und wie lange Kunden in den vergangenen zwei Jahren wegen IT-Pannen nicht auf Online-Bankdienstleistungen zugreifen konnten. Zudem fragte sie die Bankchefs, wie viele Kunden betroffen waren. Auch zur Höhe der in den vergangenen zwei Jahren geleisteten Entschädigungszahlungen sollen die Institute Auskunft geben.

Von Vim Maru, dem Chef von Barclays UK, wollte Hillier noch mehr wissen: Wie viele besonders verletzliche Kunden waren betroffen? Wie will das Institut verhindern, dass es erneut zu so einem Ausfall kommt? Wie hat der Board darauf reagiert? Wird die Bank proaktiv auf Kunden zugehen, die darunter gelitten haben könnten, oder wird es sich allein um die Beschwerden kümmern, die eingegangen sind?

Alles andere als zahnlos

Das Gremium ist keinesfalls zahnlos. Vielleicht erinnert sich ja noch der eine oder andere CEO an Paul Pester. Der ehemalige Chef der TSB Banking Group musste 2018 gehen, nachdem es bei der Migration von Kunden auf eine neue Plattform zu schwerwiegenden Problemen gekommen war. Zuvor hatte ihm der Finanzausschuss das Vertrauen entzogen.

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