Pensionskassen fordern Erleichterung
kb Frankfurt
Pensionskassen in Deutschland sehen sich zunehmend unter Druck und fordern regulatorische Änderungen. Wie aus einer Umfrage im Rahmen des Pensionskassentages der Unternehmensberatung Willis Towers Watson hervorgeht, fordern fast zwei Drittel (62%) der befragten Verantwortlichen von Pensionskassen, dass sich regulatorisch einiges ändern sollte, damit Pensionskassen positive Zukunftsaussichten haben.
Umfrage von Willis Towers
Die regulatorischen Anforderungen seien in den letzten 15 Jahren erheblich gestiegen, kommentierte Heinke Conrads von Willis Towers Watson die Umfrageergebnisse. Viele Pensionskassen seien allein aufgrund der ausufernden Masse an regulatorischen Anforderungen und Umsetzungsnotwendigkeiten zunehmend überfordert. Zugleich seien im Niedrigzinsumfeld mit den für Pensionskassen vorgeschriebenen sicheren Anlagen kaum noch auskömmliche Erträge zu erzielen. Insofern benötigten Pensionskassen mehr Flexibilität. Rafael Krönung von der Unternehmensberatung schlägt deshalb vor, unter genau definierten Voraussetzungen temporäre Unterdeckungen zuzulassen, damit die Einrichtungen chancenreicher investieren und die damit einhergehenden Volatilitäten besser aushalten könnten. Mehr Freiheitsgrade seien auch zwischen Pensionskassen und Arbeitgebern wünschenswert, damit bislang über eine Pensionskasse finanzierte Leistungen wieder vom Arbeitgeber übernommen werden können, um Pensionskassen zu entlasten. Hierzu ist es nach Ansicht von Krönung „dringend erforderlich, arbeitsrechtliche und versicherungsaufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen zu harmonisieren“.
In Pensionskassen sind den Angaben Stand 2018 zufolge mit rund 174,9 Mrd. Euro Deckungsmitteln rund 28% der Deckungsmittel für die betriebliche Altersversorgung (bAV) von insgesamt 631 Mrd. Euro gebunden. Damit stellen sie nach der Direktzusage, auf die mit 305,9 Mrd. Euro knapp die Hälfte aller Deckungsmittel entfallen, den zweitgrößten Durchführungsweg der bAV in Deutschland dar. Bei den unter Versicherungsaufsicht stehenden 138 Pensionskassen waren 2018 rund 8,1 Millionen Anwärter und 1,4 Millionen Versicherungsempfänger versichert.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen schätzen die Pensionskassenvertreter der Umfrage zufolge die Perspektiven eher kritisch ein. Lediglich ein Siebtel (14%) schätzt die Pensionskasse uneingeschränkt als interessanten Durchführungsweg der bAV. Ein Fünftel (22%) erklärt, dass Pensionskassen in der derzeitigen Form kein attraktiver Durchführungsweg mehr seien.
Die Umfrage von Willis Towers Watson zeigt auch, dass Pensionskassen stärker auf eine nachhaltige Anlage ihrer Vermögen achten. So gab fast die Hälfte der Befragten an, dass die Kriterien für ESG (ökologisch, sozial, gute Unternehmensführung) bereits jetzt für zukünftige Investments eine Rolle spielen. Ein Siebtel (15%) überprüfe heute schon das Bestandsportfolio auf diese Kriterien.