Haupversammlung des Immobilienfinanzierers

Pfandbriefbank sieht Silberstreif am Horizont

Die Deutsche Pfandbriefbank sieht erste Ansätze für eine Überwindung der Immobilienkrise. Die Aktionäre zeigen allerdings wenig Interesse. Redner rügten derweil, dass die Eigenkapitalrendite weit unter den Kapitalkosten liege.

Pfandbriefbank sieht Silberstreif am Horizont

Pfandbriefbank sieht Silberstreif am Horizont

Vorstandsvorsitzender Wolf erkennt Anzeichen für verbesserte Stimmung der Anleger – Präsenz sinkt auf tiefsten Stand seit Beginn der Börsennotierung

Die Deutsche Pfandbriefbank sieht erste Ansätze für eine Überwindung der Immobilienkrise. Die Aktionäre zeigen allerdings wenig Interesse. Nur ein Zehntel des Grundkapitals war auf der Hauptversammlung vertreten. Redner rügten insbesondere, dass die Eigenkapitalrendite weit unter den Kapitalkosten liege.

mic München

„Positiv zu vermerken ist, dass es Anzeichen dafür gibt, dass sich die Stimmung der Anleger bessert“, sagte Kay Wolf, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Pfandbriefbank, in der Frage- und Antwortrunde der Hauptversammlung. Der Grund aus Sicht des Spezialisten für gewerbliche Immobilienfinanzierung: Die Gesamtrenditeprognosen sähen vor der erwarteten Senkung der Leitzinsen vielversprechender aus.

Der Chef der Deutschen Pfandbriefbank hielt aber zugleich an den bisherigen Formulierungen für die Marktprognose fest. Man rechne mit einer Stabilisierung in der zweiten Jahreshälfte 2024 und einer Marktbelebung ab Anfang 2025, sagte er. Der Immobilienfinanzierer, der eine stark gestiegene Risikovorsorge verdauen muss, rechnet trotz des optimistischeren Grundtons mit weiteren Auswirkungen der Krise: „Wir erwarten auf Einzelfallbasis durchaus weitere Belastungen aus diesen Entwicklungen.“

Dramatischer Kurseinbruch

Trotz des dramatischen Einbruchs des Aktienkurses zeigten die Aktionäre wenig Interesse an der virtuell veranstalteten Hauptversammlung. Es meldete sich nur eine Handvoll Redner zu Wort, nach vier Stunden war die Versammlung vorüber. Mehr noch: Die Präsenz sank auf 10,8% (10,2% ohne Briefwähler), der niedrigste Wert seit Beginn der Börsennotierung. Sie betrug damit weniger als die Hälfte des Niveaus im vorherigen Jahr.

Im Jahr 2022 hatte die Präsenz sogar gut vier Mal so hoch gelegen. Fast alle Tagesordnungspunkte wurden mit einer Zustimmungsquote von weit mehr als 90% durchgewunken. Lediglich beim Thema Vergütung betrug die Quote 66%.

Goldman Sachs häuft Optionen an

Es seien sehr wenig Aktionäre vertreten, rügte ein Privataktionär. Er selbst habe die Einladung über seine Banken erst spät bekommen. Das Grundkapital der Deutschen Pfandbriefbank ist vollständig im Streubesitz. Fünf institutionelle Investoren dirigierten am 5. Juni jeweils mehr als 3% des Grundkapitals, sagte Wolf: Goldman Sachs Group kommt auf 13,8%, David Einhorn/Greenlight Capital und Lancaster Investment Management auf jeweils 4,9%, Blackrock auf 3,7% und UBS auf 3,0%. Er wies darauf hin, dass Goldman Sachs nur 0,9% des Grundkapitals in Aktien halte. Der Rest seien Optionen. Allein im Dezember gibt es vier Goldman-Stimmrechtsmitteilungen. Die Redner der Aktionärsvereinigungen kritisierten den Geschäftsverlauf. „Ein sehr herausforderndes Jahr liegt hinter Ihnen“, sagte Ines Straubinger von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Insbesondere in den USA stehe die Pfandbriefbank vor großen Aufgaben. Der Vorstand habe reagiert, lobt Straubinger zugleich. Wolf führt die Bank seit März.

Kritik von Aktionärsvereinigungen

Markus Kienle schlug einen harscheren Tonfall ein. Der Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger rügte: „Berauschende Zahlen legen Sie uns für das abgelaufene Geschäftsjahr wahrlich nicht vor.“ Die Eigenkapitalrendite vor Steuern habe bei mageren gut 2% gelegen: „Damit haben Sie die Kapitalkosten nicht verdient.“ Sie wäre mit 6,7% selbst dann unter den Kapitalkosten gelegen, wenn die Risikovorsorge so niedrig wie im Jahr 2022 gelegen hätte, rechnete Kienle vor.

Der SdK-Vorstand zeigte sich angesichts der niedrigen Rendite verärgert, dass Wolf herausgestrichen hatte, die Bank sei selbst in dem extrem herausfordernden Jahr 2023 profitabel geblieben: „Generell scheint der Vorstand ein Liebhaber des Euphemismus zu sein.“

Wolf sagte, die – von seinem Vorgänger Andreas Arndt 2023 vorgestellte – Strategie „pbb 2026“ habe grundsätzlich die richtige Stoßrichtung: „Aber wir werden unsere Aufstellung vor dem Hintergrund der jüngeren Entwicklungen nochmals selbstkritisch hinterfragen und die Strategie gegebenenfalls auch adjustieren müssen.“ Das Ergebnis werde auf einem Kapitalmarkttag im Herbst präsentiert.

Überarbeitete Strategie im Herbst

Die kalkulatorischen Kapitalkosten der Bank lägen bei 10%, sagte Wolf. Die Rendite jedes Einzelgeschäfts solle größer sein. Im nicht strategischen Segment Non-Core würden die Kapitalkosten aufgrund ihres risikoarmen Staatsfinanzierungsgeschäfts nicht erzielt. Dieser Bereich werde sukzessive abgebaut.

Das Bilanzmanagement gehe weiter, sagte Wolf. In der Woche habe die Bank den Teilrückkauf von drei weiteren Benchmarkanleihen gestartet (Laufzeiten 2025, 2028 und 2035). Mit der neu gegründeten Marke pbb Invest sieht Wolf sich im Wettbewerb mit anderen Anbietern für institutionelle Investoren wie KGAL, Catella, Patrizia oder Bf.capital. Er rechne in den nächsten Jahren mit einem zusätzlichen Provisionsertrag im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Die neue Gesellschaft Eco Estate habe ihre Weiterentwicklung des Geschäftsmodells schon gestartet. Erste Ergebnisse sollten mit der Vorlage der Halbjahreszahlen kommuniziert werden.

Bilanzmanagement geht weiter

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.