Die deutschen Banken laufen Gefahr, ihre gerade erst wiedergewonnene Stärke wieder zu verlieren. Profitierte die Branche in den Vorjahren von der Zinswende, zeichnet sich nun eine gegenläufige Entwicklung ab. Zwischen 2015 und 2023 stieg die Bilanzsumme deutlich. Gleichzeitig wuchsen vor dem Hintergrund steigender Zinsen und stabiler Kapitalmärkte die Erträge von 130 auf 156 Mrd. Euro. Doch wirtschaftliche Schwäche, geopolitische Unsicherheiten und steigende Risikokosten setzen die Ertragskraft zunehmend unter Druck, schreibt die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman in ihrem Bankenreport.

Die Ertragspoolentwicklung zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Segmenten. Während Wealth und Assetmanagement stabil bleiben, steht das Privat- und Firmenkundengeschäft im Feuer. Ein stagnierender Konsum und die geringe Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen bremsen das Wachstum. Bis 2026 wird ein Rückgang des Ertragspools auf 142 Mrd. Euro erwartet, ein Minus von 9% gegenüber 2023.

Parallel dazu steigen die Kosten deutscher Banken. Zwischen 2015 und 2020 konnten sie um 3% gesenkt werden, doch von 2020 bis 2023 wuchsen sie um 11%. Treiber sind steigende Personalkosten durch Tarifsteigerungen, Investitionen in Digitalisierung und regulatorische Anforderungen. Bis 2026 könnten die Kosten auf über 104 Mrd. Euro steigen. Das belastet die Profitabilität weiter.

Zudem schreitet die Konsolidierung im Bankensektor voran. Die Zahl der Banken sank von 1.960 (2015) auf 1.403 (2023), ein Minus von 28%. Besonders betroffen sind kleinere Institute. Auch die Zahl der Bankfilialen reduzierte sich kräftig, getrieben durch Digitalisierung und Online-Banking. Dieser Trend dürfte anhalten.