US-Bankenkrise

Regulierer wittern Morgenluft

Die britische Aufsicht könnte sich nach dem Kollaps der SVB neue Kompetenzen sichern. Viel wichtiger als ihre Zuständigkeiten immer weiter auszuweiten, wäre eine Aufarbeitung ihrer Fehler.

Regulierer wittern Morgenluft

Von Andreas Hippin, London

Für Großbritannien war es vermutlich die kürzeste Bankenkrise der Geschichte. Nach einem hektischen Wochenende stand fest, dass die HSBC die britische Tochter der Silicon Valley Bank (SVB) übernimmt. Thema beendet, sollte man meinen. Doch die britische Finanzbürokratie hält nun ihre Stunde für gekommen. Offenbar glaubt man, den Fall nutzen zu können, um die von Premierminister Rishi Sunak und Schatzkanzler Jeremy Hunt angestrebten Reformen zu torpedieren. „Das Schatzamt muss sich hüten, dem Beispiel der USA zu folgen und die Regulierung im Namen des Wettbewerbs zu schwächen“, sagte Nick Macpherson der „Financial Times“. Er war ranghöchster Beamter im Schatzamt, als Bank of England und Finanzaufsicht in die Finanzkrise schlafwandelten.

Dass Sunak und Hunt die bei der Zentralbank angesiedelte Bankenaufsicht PRA (Prudential Regulation Authority) und die Finanzaufsicht FCA (Financial Conduct Authority) auf die Förderung von Wachstum und internationaler Wettbewerbsfähigkeit verpflichten wollen, kam bei den Regulierern schlecht an. City-Minister Andrew Griffith hatte zudem angemahnt, sie sollten künftig „Geschwindigkeit und Effizienz“ den Vorzug geben – in den meisten Amtsstuben Fremdworte. Bei der Reform von Solvency II, auf die man in der Versicherungsbranche wartet, kann davon jedenfalls keine Rede sein. Stattdessen ergeht sich die Aufsicht in düsteren Warnungen vor dem Zusammenbruch von Versicherern und den für die Versicherten daraus entstehenden Risiken.

Doch nicht nur die Blockade un­erwünschter Veränderungen könnte den Aufsehern vor dem Hintergrund des jüngsten Debakels leichter fallen. Sie könnten sich auch neue Kompetenzen sichern. Der Fall SVB „unterminiert die Idee, dass kleinere Institute von einigen der Baseler Regeln notwendigerweise ausgenommen werden sollten, wurde Simon Gleeson auf den lachsfarbenen Seiten zitiert. Der Partner der Kanzlei Clifford Chance berät den Finanzausschuss des Unterhauses. Dabei dürfte die Auslegung von Basel 3.1. durch die PRA auch so schon dazu führen, dass sich die Kosten der Kreditvergabe an kleine und mittelgroße Firmen für die Banken deutlich erhöhen. Richard Davies, der Chef der Allica Bank, rechnet mit um gut ein Drittel höheren Kapitalanforderungen für Mittelstandskredite.

Viel notwendiger als eine weitere Ausweitung der Zuständigkeit der Aufsichtsbehörden wäre eine Aufarbeitung ihrer Fehler in der Vergangenheit. Zudem stellt sich die Frage, welche unerwarteten Nebenwirkungen die rasante Erhöhung der Leitzinsen durch die großen Notenbanken noch zeigen wird. Schließlich war ein Problem der SVB der Wertverlust ihres Anleihenportfolios.