Jahresbericht

SNB stuft Archegos-Pleite nicht als Systemrisiko ein

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) betont in ihrem jährlichen Bericht über die Finanzstabilität zwar auch die Überbewertung von Vermögenspreisen in zahlreichen Ländern als eines der drei Hauptrisiken für die unmittelbare Sicherheit des...

SNB stuft Archegos-Pleite nicht als Systemrisiko ein

dz Zürich

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) betont in ihrem jährlichen Bericht über die Finanzstabilität zwar auch die Überbewertung von Vermögenspreisen in zahlreichen Ländern als eines der drei Hauptrisiken für die unmittelbare Sicherheit des heimischen Bankensystems. Doch die Archegos-Pleite, welche den beiden Großbanken Credit Suisse und UBS, vor allem aber Credit Suisse, im Frühjahr Verluste von um die 6 Mrd. sfr eingetragen hatte, wertet die Notenbank im Rückblick nicht als systemrelevantes Großrisiko. Die Ereignisse im Zusammenhang mit Archegos illustrierten vielmehr, „dass signifikante Verluste auch unabhängig von einem makroökonomischen oder systemweiten Schock auf den Finanzmärkten auftreten können“, kommentiert die SNB die Vorgänge um Archegos, welche im April eine Vielzahl global tätiger Banken in Atem gehalten hatte.

Die Schweizer Großbanken hätten dem US-Hedge-Fonds Kredite über spezielle Kreditderivate, genannt „Total Return Swap Agreements“ gewährt. Solche Konstruktionen gehören im Hedge-Fonds-Geschäft offenbar zum Alltag. Die Fonds sichern sich gegen Bezahlung von Zinsen und Provisionen das volle Gewinn- und Ertragspotenzial einer Investition, ohne das zugrundeliegende Aktivum selbst besitzen zu müssen.

Auf diese Weise die Hedge-Fonds die Hebelwirkung ihres Eigenkapitals, was zugleich ihr Risikoprofil erhöht. Die Banken bzw. die Prime-Broker sind bei solchen Geschäften dem Gegenparteienrisiko fast schutzlos ausgesetzt, wie der Fall Archegos deutlich gezeigt hat.

Für die Nationalbank sind dieser Vorfall zusammen mit der im März ebenfalls bei Credit Suisse aufgeschlagenen Milliardenpleite mehrerer Greensill-Lieferkettenfonds ein Beleg für die Notwendigkeit der verschärften Kapitalanforderungen, denen die beiden Großbanken infolge des Schweizer „Too big to fail“-Gesetzes unterliegen. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht führt derweil eine Untersuchung bei der Credit Suisse und hat bereits verschiedene risikomindernde Sofortmaßnahmen eingeleitet.

Risiko Immobilienmarkt

Das dominante Systemrisiko für den Schweizer Bankensektor bleibt derweil der Immobilienmarkt, der insbesondere im zurückliegenden Pandemiejahr starke Preissteigerungen erlebt hat. Über die Dimensionen der dadurch entstandenen Preisblase herrscht jedoch große Unsicherheit. Je nach Berechnungsmodell sieht die Nationalbank eine im historischen Vergleich bestehende Überbewertung von selbstbewohntem Eigentum zwischen 5 % und 30 %.