Klaus Windheuser und Florian Jordan

Sparkasse Bremen startet Leveraged Finance

Die Sparkasse Bremen will mittelständische Private-Equity-Übernahmen finanzieren. Die Leveraged-Finance-Offensive ist aber nur ein Teil der Wachstumspläne von Firmenkundenvorstand Klaus Windheuser.

Sparkasse Bremen startet Leveraged Finance

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Seit über 20 Jahren beteiligt sich die Sparkasse Bremen bereits über eine eigene Tochtergesellschaft an Unternehmen. Die Fremdfinanzierung von Private-Equity-Übernahmen, sogenannte Leveraged Buy-outs (LBO), ist für die Nordlichter aber noch Neuland. Doch in zwei bis drei Jahren möchte die Bank ein LBO-Kreditportfolio im unteren dreistelligen Millionenbereich aufbauen. Erreichen will sie dieses Ziel, indem sie zunächst pro Quartal eine LBO-Finanzierung umsetzt, mittelfristig soll es dann eine pro Monat sein.

Der federführende Kopf der Leveraged-Finance-Offensive ist Florian Jordan. Er kam Ende 2022 von der benachbarten Sparkasse Holstein und hat seine Zeit in Bremen bislang vor allem damit verbracht, bankintern die nötigen Strukturen für das Geschäft zu schaffen und die regulatorischen Hürden für den Markteintritt zu nehmen. Nun sei das Team aber lieferfähig und habe mehrere Transaktionen in der Anbahnung.

Mittelstand im Fokus

Jordan ist sich sicher, als Sparkasse im klassischen Mittelstand Leveraged Finance aufbauen zu können. Als Mittelstand definiert er Unternehmen, deren Umsätze bei zehn Mill. Euro starten und bis in den unteren dreistelligen Millionenbereich gehen. Der operative Gewinn der Zielunternehmen (Ebitda) liegt zwischen 2,5 und 15 Mill. Euro. Wichtig sei, dass es sich um ein deutsches Unternehmen handle.

Sonst verfolgt die Sparkasse einen agnostischen Finanzierungsansatz. „Wir wollen bundesweit aktiv sein, gerne zusammen mit den Sparkassen vor Ort“, sagt Jordan. Einen Branchenfokus habe er nicht, der LBO-Banker schaue sich sogar die bei Finanzinvestoren und Banken gleichermaßen in Ungnade gefallene Automobilbranche an. Gerade bei den neuen Geschäftsmodellen könne es im Automotive-Segment gute Unternehmen geben.

Kein Automotive-Tabu

Beim Finanzierungsanlass will Jordan ebenfalls flexibel sein. Die Sparkasse Bremen stünde bereit, wenn ein Finanzinvestor zum ersten Mal ein Unternehmen übernimmt (Primary) und auch wenn dieser das Unternehmen an den nächsten Investor weiterreicht (Secondary). Auch Add-on-Finanzierungen seien vorstellbar, wenn ein Private-Equity-finanziertes Unternehmen im Rahmen seiner Wachstumsstrategie einen Zukauf tätigt.

Zurückhaltung zeigt die Sparkasse Bremen aber bei der Finanzierungsstruktur. „Zu Beginn liegt der Fokus ganz klar auf klassischen Senior-Finanzierungen“, sagt Jordan – also banktypischen erstrangigen Krediten. Von den im mittelständischen Leveraged-Finance-Geschäft beliebten Super-Senior-Strukturen nimmt die Sparkasse Bremen zunächst Abstand. Dabei teilen sich eine Bank und ein Kreditfonds eine Finanzierung, der Debt Fund steht dabei im strukturellen Nachrang. Für Jordan ist das grundsätzlich aber kein attraktives Chance-Risiko-Profil, denn häufig dürfe die Bank lediglich die Betriebsmittellinie stellen, nicht aber einen Teil der Übernahmefinanzierung. Komplexere Finanzierungsstrukturen schließt Jordan perspektivisch nicht aus, noch befinde sich die Bank aber im Lernprozess und möchte die eigene Organisation nicht überfordern. „Zuletzt haben wir viel hospitiert und uns mit Kanzleien und Private-Equity-Investoren ausgetauscht“, sagt Jordan.

Kleinere Transaktionen will die Bank bereits selbst strukturieren, bei zwei oder drei größeren Transaktionen will sie in bestehende Konsortien unter der Führung anderer Banken reingehen. In der Endausbaustufe will die Sparkasse Bremen aber die breite Corporate-Finance-Palette anbieten: von der Strukturierung von Akquisitions- und Konsortialkrediten über deren Verwaltung bis zur Syndizierung.

Weniger Fantasie haben die Bremer allerdings bei den Konditionen und Dokumentationspflichten. Ein Covenant müsse zwingend sein und beim gewährten Abweichungsspielraum von der vereinbarten Kontrollkennzahl setzt die Bank Grenzen: „Dass wir mehr als 35% Headroom aufs Ebitda akzeptieren, sehe ich auf keinen Fall“, sagt Jordan. Auch bei Ebitda-Normalisierungen sei man als Sparkasse nicht so aggressiv unterwegs wie vielleicht andere Banken.

2016 begann der Umbau

Das gilt auch für die Preisgestaltung: „Für mich gehört bei einer LBO-Finanzierung eine Vier vors Komma“, stellt Klaus Windheuser klar. Durch den hohen Wettbewerb in diesem Geschäft waren die Margen zuletzt stark gesunken. Windheuser verantwortet seit April 2020 das Firmenkundengeschäft der Sparkasse Bremen im Vorstand und kam von der Commerzbank.

Bei der Sparkasse Bremen baut er das Firmenkundengeschäft um. Bis 2016 sei die Bank eine klassische Sparkasse gewesen, sehr kreditfokussiert aufgestellt, mit einem starken Fokus auf Immobilienfinanzierungen. „Das wollten wir anders machen“, sagt Windheuser. Seitdem hat die Bank ihr Kreditbuch speziell im Firmenkundengeschäft stark ausgeweitet und kräftig in neues Personal investiert. 30 neue Stellen wurden geschaffen. Dazu zählt nicht nur der Bereich Leveraged Finance, sondern Corporate Finance allgemein – also auch Konsortialfinanzierungen und Syndizierungen.

Bremer Exoten

Seit 2016 hat sich die Sparkasse Bremen Windheuser zufolge so ein buntes Spezialisten-Team aufgebaut mit Experten aus den verschiedensten Bereichen: vom Cash Management über Währungs- und Derivate-Hedging bis hin zur Digitalisierung und Nachfolgeregelung.

Darüber hinaus bastelt die Sparkasse Bremen derzeit an einer „Beyond Banking Suite“. Deren Experten sollen Firmenkunden auch zu bankfremden Fragen rund um Cyberrisiken, Nachhaltigkeit oder Fachkräftemängel beraten – Themen, mit denen sich Kunden beschäftigen würden und die die Sparkasse Bremen versucht zu „verprovisionieren“. Wohl auch deshalb bezeichnet Windheuser die Sparkasse Bremen als Exoten.

Den Provisionsüberschuss konnte die Sparkasse Bremen im Geschäftsjahr 2021 zumindest schon mal leicht um rund 6% auf 75,8 Mill. Euro steigern. Der Zinsüberschuss hingegen gab um knapp 5% auf 196,9 Mill. Euro nach. Der Vorsteuergewinn fiel mit 77,3 Mill. Euro um 85% höher aus als im Coronajahr 2020. Inwieweit die Leveraged-Finance-Offensive den Gewinn der Sparkasse Bremen künftig hebeln wird, werden die nächsten Geschäftsjahre zeigen. Die Benchmark dafür liefert der 7. Februar. An diesem Tag präsentiert die Bank ihre Zahlen für das Geschäftsjahr 2022.

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