Kreditwirtschaft

Sparkassen in Niedersachsen legen zu

Die Sparkassen in Niedersachsen haben ihr Ergebnis 2024 weiter gesteigert. Profitiert haben sie von einer positiven Entwicklung bei der Kreditrisikovorsorge.

Sparkassen in Niedersachsen legen zu

Kommunale Institute in Niedersachsen legen zu

Sparkassen mit mehr Neuzusagen bei Wohnkrediten – Trotz zunehmender Pleiten positive Entwicklung bei Risikovorsorge

ste Hamburg

Nach dem Gewinnsprung im Vorjahr haben die Sparkassen in Niedersachsen ihr Ergebnis auch 2024 gesteigert. Nach vorläufigen Zahlen legte das Betriebsergebnis vor Bewertung der 38 kommunalen Institute 2024 um 2,6% auf 1,76 Mrd. Euro zu. Das entspricht nach Angaben des Verbandes 1,31% (i.V 1,28%) der Durchschnittsbilanzsumme.

Kreditwertberichtigungen von vorläufig 180 Mill. Euro stehen nach Angaben des Verbands Zuschreibungen von 50 Mill. Euro auf Wertpapiere in der Eigenanlage der Institute gegenüber. Mit 130 Mill. Euro liegt der Saldo um 10 Mill. Euro unter dem Vorjahreswert liegt. Das trug zu einer Verbesserung des gesamten Bewertungsergebnisses einschließlich Vorsorgereserven bei. Mit −839 Mill. Euro fiel es jedoch immer noch deutlich negativ aus. 2023 hatte es bei −915 Mill. Euro gelegen. Der Jahresüberschuss der niedersächsischen Sparkassen stieg nach aktuellen Zahlen um fast ein Drittel auf 315 Mill. Euro.

Mehr Wertberichtigungen 2025

Der seit Juli 2024 amtierende Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN), Cord Bockhop, verwies in der Jahrespressekonferenz darauf, dass im zweiten Rezessionsjahr die Zahl der Firmenpleiten in Niedersachsen um ein Drittel gestiegen sei. Die Kreditrisikovorsorge habe sich „dank der vorausschauenden Geschäftspolitik“ aber positiv entwickelt. Für 2025 avisierte der ehemalige Landrat des Landkreises Diepholz einen Anstieg bei den Wertberichtigungen. Die Sparkassen könnten sich der allgemeinen Entwicklung nicht entziehen.

Bockhop würdigte den von Union und SPD am Vortag verabredeten milliardenschweren Investitionsplan für Verteidigung und Infrastruktur unter Lockerung der Schuldenregeln als „gutes und wichtiges Signal“. Aufgabe der nächsten Bundesregierung müsse sein, durch verlässliche Rahmenbedingungen für Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sorgen, Regulierung und Bürokratie abzubauen und den Wohnungsbau mit Förderung von Wohneigentumsbildung voranzutreiben.

Mehr Kreditneuzusagen

Nach einem Einbruch der Neuzusagen im privaten Wohnungskreditgeschäft 2023 verbuchten die niedersächsischen Sparkassen im abgelaufenen Jahr von geringerer Basis aus einen Anstieg um 25% auf rund 5,5 Mrd. Euro, wie Verbands-Vizepräsident Guido Mönnecke mitteilte. Die gesamten Kreditausleihungen stiegen um 1,7 Mrd. auf 15 Mrd. Euro, der Kreditbestand erhöhte sich um 1,6 Mrd. Euro auf 103 Mrd. Euro. Das Kreditgeschäft der Institute in Niedersachsen werde kongruent aus dem Einlagenbestand, der 2024 bei rund 104 Mrd. Euro lag, refinanziert, so Mönnecke. Nicht zufrieden sei man mit dem um 920 Mill. Euro gestiegenen Nettoabsatz von Wertpapieren – im Jahr zuvor lag der Zuwachs bei fast 3 Mrd. Euro. Mönnecke verwies auf einen stärkeren Einlagenzuwachs im vergangenen Jahr. Dem Verband zufolge eröffneten die niedersächsischen Sparkassen 2024 rund 152.000 neue Girokonten. Der Anteil der Gruppe im Privatkundenmarkt habe bei fast identischer Bevölkerungszahl in Niedersachsen von 38 auf 40% zugelegt. Auch im Bereich der privaten Baufinanzierung sei der Marktanteil der Sparkassen von 38 auf 39% gestiegen, bei Ratenkrediten hingegen von 23 auf 22% gesunken.

Nach dem Zusammenschluss der Sparkasse Hannover mit der Stadtsparkasse Wunstorf zu Jahresbeginn, der dem Vernehmen nach keine betriebswirtschaftlichen Ursachen hat, und dem Rückgang der Sparkassenzahl auf 37 Institute steht laut Verband derzeit keine weitere Fusion in Niedersachsen an. Von möglichen Rückforderungsansprüchen von Kunden nach dem jüngsten Urteil des Bundesgerichtshof (BGH) zu Verwahrentgelten bei Einlagen sieht der Verband die niedersächsischen Sparkassen eher nicht betroffen.

Weniger Häuser

Die Sparkassen in Niedersachsen hätten für Spareinlagen während der Null- und Negativzinsphase vor der EZB-Zinswende 2022 keine Verwahrentgelte erhoben, erklärte SVN-Vizepräsident Mönnecke. In der Gesamtheit hätten die Institute 98% ihrer Kunden vor Verwahrentgelten „schützen“ können. Berechnet worden seien Negativzinsen bei Kommunen, Unternehmen und bei größeren Vermögen in Termineinlagen. Bislang gebe es keine erhöhten Rückerstattungsanfragen. Man werde das BGH-Urteil bewerten.

Keine Dividende der Nord/LB

Mit Blick auf die Nord/LB, an der die niedersächsischen Sparkassen über ihren Verband mit rund 9% beteiligt sind, fügte Sparkassenpräsident Bockhop hinzu, die Frage von Ausschüttungen stelle sich aus seiner Sicht derzeit nicht. Derzeit stehe die Landesbank, die infolge hoher Belastungen durch notleidende Schiffskredite Ende 2019 vor allem durch das Land Niedersachsen und die Sparkassenorganisation mit rund 3,7 Mrd. Euzro Kapital- und Garantiehilfen gestützt und in den Folgejahren neu ausgerichtet wurde, vor Aufgaben wie der weiteren Stabilisierung und Eigenkapitalstärkung.

Die Bank arbeitet derzeit an einem mehrjährigen Projekt zur Einführung einer neuen Banksteuerung. Bockhop, einer der beiden stellvertretenden Nord/LB-Aufsichtsratsvorsitzenden, hatte bereits in einem Anfang dieses Jahres erschienenen Interview mit der Börsen-Zeitung avisiert, dass für das vergangene Geschäftsjahr keine Dividende vorgesehen sei.

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