Sparkassen investieren in Europas Zahlungssystem
kb/fir Frankfurt
Das geplante neue europäische Zahlungssystem gewinnt an Fahrt. Für die European Payment Inititative (EPI) haben die Sparkassen jetzt 148 Mill. Euro freigegeben, wie das „Handelsblatt“ berichtete. Der Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) soll dieser Mittelfreigabe zugestimmt haben. Die Sparkassen zählen zu den Gründungsmitgliedern der Initiative, ebenso wie von deutscher Seite die DZ Bank sowie Deutsche Bank und Commerzbank (siehe Einblocker).
Unabhängig von den Großen
Ziel der im Juli 2020 gegründeten Initiative ist ein europäisches Zahlungsverkehrssystem, das unabhängig von und damit als Alternative zu internationalen Kartenschemes und Zahlungsdienstleistern wie Paypal sein soll. Gespräche mit Mastercard und Visa, deren Technik man offenbar zumindest anfangs benötige, verliefen laut „Handelsblatt“ schwierig. Visa habe aber erklärt, „schon immer im konstruktiven Austausch mit EPI“ gestanden zu haben und dies fortsetzen zu wollen. Operational will EPI 2022 sein, wann genau, ist offen. An Gesamtinvestitionen werden einem DSGV-Papier zufolge, auf das sich das „Handelsblatt“ beruft, 1,482 Mrd. Euro bis 2026 benötigt, ohne mögliche staatliche oder EU-Zuschüsse. Wie die Chancen stehen, EU-Fördermittel zu erhalten, sei noch offen, heißt es auf Anfrage beim DSGV. „Die EPI-Verantwortlichen würden sich über jede Unterstützung freuen“, sagte der DSGV-Sprecher. Ursprünglich hatten die Institute mit Investitionen von 4 Mrd. Euro gerechnet.
Über die Höhe ihrer Investitionen, die Commerzbank und Deutsche Bank zur EPI beisteuern wollen, hüllen sich die Institute noch in Schweigen. Entscheidungen sollen wohl erst im Spätherbst fallen. Während sich die Commerzbank und DZ Bank zu dem Thema gar nicht äußern wollen, bestätigt die Deutsche Bank auf Anfrage der Börsen-Zeitung, hinter dem Projekt zu stehen: „Aus europäischer Sicht ist es wichtig, ein europäisches Zahlungssystem zu etablieren, um unabhängig zu bleiben. Die Deutsche Bank ist daher EPI als Mitglied beigetreten, um diese gemeinsame Anstrengung europäischer Finanzinstitute zu unterstützen.“ Zur Bedeutung des Projekts sagte auch der DSGV-Sprecher: „Wir sind überzeugt, dass EPI eine ganz wichtige, strategische Investition für den gesamten europäischen Zahlungsverkehrsmarkt ist.“
Statt nationaler Verfahren
Die Marktmacht der US-Anbieter Mastercard und Visa ist der EU schon lange ein Dorn im Auge, und weitere Anbieter stehen vor der Tür. Doch bei grenzüberschreitenden Zahlungen kommt man bisher an ausländischen Anbietern nicht vorbei, da viele europäische Länder noch an ihren nationalen Verfahren festhalten. Diese will die EPI durch einheitliche Standards, Instant Payments und Peer-to-Peer-Zahlungen ersetzen. Basis sollen EPI-kompatible Karten sein, die auch in digitalen Geldbörsen hinterlegt werden können.