Konsolidierung

Spekulationen um Italiens Banken

Die Kurse der italienischen Banken werden von heftigen Spekulationen um eine weitere Konsolidierung getrieben. Hauptgrund dafür ist der geplante Verkauf weiterer Staatsanteile an der Monte dei Paschi (MPS).

Spekulationen um Italiens Banken

Italienische Banken

Italiens Bankenwerte im Höhenflug

Rom vor Verkauf weiterer Anteile von Monte dei Paschi – Unipol stockt bei BPER auf

bl Mailand

Die Aktienkurse der italienischen Banken sind seit Wochen heftig in Bewegung. Hauptgrund dafür sind Spekulationen über eine weitere Konsolidierung. Denn die Lock-up-Periode für den Verkauf weiterer staatlicher Anteile an der Monte dei Paschi di Siena (MPS) ist am 2. Juli abgelaufen.

Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti lässt keinen Zweifel daran, dass Rom die Beteiligung von derzeit noch 26,7% weiter reduzieren will. Es gehe aber um „eine industrielle Operation mit einer guten Lösung für den Staat und die Wirtschaft“. Giorgetti denkt an die Bildung einer weiteren Bankengruppe – neben Intesa Sanpaolo und Unicredit. Das dürfe aber „nicht um jeden Preis“ erfolgen. Damit schließt er wohl eine ausländische Übernahme aus.

MPS war 2017 mit 5,4 Mrd. Euro vom Staat „gerettet“ worden. Ende 2022 beteiligte sich Rom mit weiteren 1,6 Mrd. Euro an einer Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro. Seither geht es bei MPS aufwärts. Die Bank hat für 2023 erstmals nach 13 Jahren wieder eine Dividende gezahlt und nach vielen Verlustjahren einen Gewinn von 2 Mrd. Euro erwirtschaftet.

Die Europäische Zentralbank verlangt von Rom den Verkauf bis Jahresende. In bisher zwei Schritten wurde der Staatsanteil von 64% auf 26,7% reduziert. Offen ist, ob die Regierung, die dringend Geld braucht, die verbliebenen Anteile auf einmal oder in zwei Schritten verkauft. Beim derzeitigen Kurs ist die staatliche Beteiligung 1,66 Mrd. Euro wert. Als wahrscheinlichster Käufer wird die Banca Popolare dell’Emilia Romagna (BPER), Italiens viertgrößte Bank, gehandelt. Das Institut lässt sich bisher aber nicht in die Karten schauen.

Versicherer kauft zu

Außerdem hat dieser Tage die Versicherung Unipol ihre BPER-Beteiligung um fast 5 Prozentpunkte auf 24,6% aufgestockt. Man wolle keine weiteren Anteile erwerben und strebe keine Kontrolle der Bank an, heißt es bei Unipol. Auf jeden Fall wird dadurch die Verbindung der beiden Institute gestärkt.

De facto ist das schon der dritte italienische Bankenpol. Denn Unipol hat auch eine Beteiligung von 19% an der sehr ertragsstarken Volksbank von Sondrio erworben. Und BPER hat sich die genuesische Carige sowie mehrere hundert frühere Ubi-Filialen einverleibt. Intesa Sanpaolo musste sie im Zuge der Ubi-Übernahme aus kartellrechtlichen Gründen verkaufen. Käme nun noch die MPS hinzu, entstünde eine vor allem in Norditalien sehr starke neue Bankengruppe.

Ob es dazu kommt, ist unklar. Stefano Caselli, Dekan der renommierten SDA Bocconi School of Management, ist sich sicher, „dass 2024 etwas passiert. Alle Voraussetzungen dafür sind erfüllt.“ Für die Versicherungskooperation von MPS mit Axa ließe sich eine Lösung finden.

Aber es könnte ja auch noch einen anderen Interessenten geben – einen ausländischen wohl eher nicht. Aber vielleicht kommt noch einmal die HVB-Mutter Unicredit ins Spiel, die 2021 eine Übernahme der damals hochdefizitären Bank geprüft, dann aber darauf verzichtet hatte.

Die Spekulationen haben den Aktienkursen der Institute Flügel verliehen. Bei Unicredit ging es binnen zwölf Monaten um 77% nach oben. Damit ist das Institut mit 61,2 Mrd. Euro fast so viel wert wie Intesa Sanpaolo (65,6 Mrd. Euro). Im gleichen Zeitraum gewannen Unipol 93,7% und MPS 113,6%, während BPER seit Januar 65% zulegte.  

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