Standard Chartered beglückt Aktionäre
Standard Chartered beglückt Aktionäre
HSBC-Rivalin stellt Anteilseignern weiteren Rückkauf für 1,5 Mrd. Dollar und 37 Prozent mehr Dividende in Aussicht
hip London
Von Andreas Hippin, London
Standard Chartered sieht sich als Gewinner in einer komplizierter werdenden Welt. CEO William Winters erhöhte nach einem starken Schlussquartal das Renditeziel. Anlegern winkt zunächst ein unerwartet großer Aktienrückkauf und eine höhere Dividende.
Standard Chartered hat bei der Veröffentlichung ihrer Geschäftszahlen für das vergangene Jahr einen weiteren 1,5 Mrd. Dollar schweren Aktienrückkauf angekündigt. Analysten hatten im Schnitt lediglich 1,1 Mrd. Dollar erwartet. Zudem winken den Anteilseignern 37% mehr Dividende. Die Erträge erreichten einen neuen Rekord. Die Strategie den Instituts „feuert aus allen Zylindern“, sagte CEO William Winters.
Von 2024 bis 2026 sollen mindestens 8 Mrd. Dollar an die Aktionäre ausgekehrt werden, kündigte Winters an. Die HSBC-Rivalin, die den Großteil ihres Geschäfts in Schwellenländern macht, zeigte im Schlussquartal starkes Wachstum. Das Zinsergebnis stieg um ein Fünftel, die Erträge insgesamt legten ebenso stark zu.

Höhere Wertberichtigungen
Der Vorsteuergewinn ging allerdings wegen im Vorjahresvergleich höheren Wertberichtigungen, Abschreibungen auf Software und Restrukturierungsaufwendungen auf 0,8 (i.V. 1,1) Mrd. Dollar zurück. Analysten hatten mit knapp 1,0 Mrd. Dollar gerechnet. Das um diverse Sondereffekte bereinigte Ergebnis lag nach Rechnung von Keefe, Bruyette & Woods um 29% über den Markterwartungen. Standard Chartered befindet sich mitten im auf drei Jahre angelegten Kostensenkungsprogramm „Fit for Growth“, das Einsparungen von 1,5 Mrd. Dollar bringen soll. Bislang habe man 0,2 Mrd. Dollar erreicht, schrieb Winters den Aktionären. Im laufenden Jahr will er auf 60% der 1,5 Mrd. Dollar kommen. Der Rest soll 2026 folgen, dem Jahr, in dem das Programm ausläuft.
Aktie auf Zehnjahreshoch
Die Aktie hatte vor Bekanntgabe der Geschäftsergebnisse ein Zehnjahreshoch erreicht. Im Januar stieg sie erstmals über das Niveau, auf dem sie vor Winters’ Amtsantritt 2015 gehandelt wurde. Im frühen Londoner Handel legten Standard Chartered um rund 5% zu.
„Die ersten Monate des Jahres 2025 haben bereits bewiesen, dass es neben Erfolg, Wachstum und Chancen immer auch Risiken gibt“, schrieb der scheidende Chairman José Viñals den Anteilseignern. „Die Umstände können und werden sich verändern. Was wir für Normen halten, kann nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden.“ Es sei Aufgabe der Bank, den Kunden durch so ein Umfeld hindurch zu helfen.
Ära des „Multi-Alignment“
„Die Welt befindet sich in einer Übergangsphase“, konstituierte der ehemalige spanische Notenbanker. Sie gehe von einer vom Westen geführten und zunehmend integrierten Weltwirtschaft in eine Ära des „Multi-Alignment“ über, in der führende Akteure unabhängiger und entschiedener auftreten könnten. Viñals wird nach der Hauptversammlung am 8. Mai von der Ex-Chefin der südafrikanischen Absa Group, Maria Ramos, abgelöst.
Standard Chartered geht davon aus, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft im laufenden Jahr von 3,2% auf 3,1% verlangsamen wird. Für 2026 hat das Institut eine Beschleunigung auf 3,3% auf der Rechnung. „Unterstützung durch lockerere Finanzierungsbedingungen und expansive Fiskalpolitik könnte zum Teil durch protektionistische Handelspolitik und anhaltend hohe Zinsen aufgehoben werden“, schrieb Winters im Ausblick.
„Das ist unsere Zeit“
Standard Chartered profitiere, wenn die Welt komplizierter werde. Bis 2026 erwartet das Management ein Wachstum von 5% bis 7%. Im laufenden Jahr werde es allerdings trotz eines starken Auftakts darunter liegen.
„Das ist unsere Zeit“, schrieb Winters. Er geht davon aus, im laufenden Jahr eine Eigenkapitalrendite (RoTE) von annähernd 13% erreichen zu können. Bislang hatte das Management 12% in Aussicht gestellt. Im vergangenen Jahr hatte sie um 160 Basispunkte auf 11,7% zugelegt.
„Trotz des starken Quartals wurde der Ausblick nur ein kleines bisschen angehoben“, bemängelte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. Auch andere Banken hätten es an ambitionierten Zielen fehlen lassen. „Ob es sich dabei um weise Zurückhaltung oder einen Hauch von heraufziehenden Problemen handelt, wird sich zeigen.“