Sturmtief „Bernd“ ist für Versicherer teurer als gedacht
Sturmtief „Bernd“ für Versicherer teurer als gedacht
Assekuranz blecht 9,4 Mrd. Euro – Einzelne Häuser halten zu wenig Kapital
jsc Frankfurt
Das Sturmtief „Bernd“ hat die deutschen Versicherer nach einer Erhebung der Finanzaufsicht BaFin stärker erwischt als bislang angenommen. Unterm Strich kamen 176 Erst- und Rückversicherer für Schäden in Höhe von 9,4 Mrd. Euro auf, die der Sturm im Sommer 2021 in weiten Teilen Deutschlands hinterlassen hatte, wie die Aufsicht im „BaFin Journal“ festhält. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 schätzte die Branche die Schäden in einer Umfrage der BaFin auf 8,2 Mrd. Euro. Zu den Sturmfolgen zählt die Flutkatastrophe im Ahrtal.
Kostentreiber seien die Inflation sowie eine „Komplexität“ der Schäden, schreibt die BaFin. Ein Großteil der Summen wurde durch Rückversicherer gedeckt, so dass Erstversicherer 2,4 Mrd. Euro schultern mussten statt wie 2021 geplant 1,9 Mrd. Euro. Die Kosten für eine Rückversicherung seien deutlich gestiegen, und zwar je nach Konstellation um 20% bis 70%.
Nicht überall reicht das Kapital aus
Die meisten Versicherer seien für derartige Ereignisse ausreichend kapitalisiert, lobt die BaFin. In den Modellen vieler Unternehmen liege die Schadenhöhe unter der Schwelle, die statistisch betrachtet etwa alle 200 Jahre erreicht wird – eine Marke, die für die Berechnung der Solvabilitätsquoten relevant ist.
„Viele Unternehmen verfügen in Deutschland über ein geografisch sehr gut diversifiziertes Versicherungsportfolio“, lautet der Befund. Das reduziere das finanzielle Risiko durch Stürme. Einzelne Versicherer verzeichnen aber einen Schaden oberhalb der regulatorischen 200-Jahre-Marke. Das Portfolio dieser Adressen sei zum Teil „regional konzentriert“ gewesen.
Die Aufsicht redet der Branche ins Gewissen: Jeder Versicherer müsse möglichst ein eigenes Modell anwenden, um Naturgefahren abzuschätzen. Weiche das Ergebnis zu stark von dem Standardmodell ab, müsse ein Versicherer reagieren.