Der Versicherungskonzern Talanx will Gewinn und Dividende bis 2027 kräftig steigern und nimmt auch Akquisitionen ins Visier. „Wir können uns in unseren Kernmärkten im Geschäftsbereich Retail International weitere Zukäufe vorstellen, insbesondere in Mexiko, wo wir noch nicht unter den fünf größten Sachversicherungsunternehmen rangieren“, sagte Vorstandschef Torsten Leue anlässlich eines Kapitalmarkttags des Mehrmarkenversicherers aus Hannover im Interview der Börsen-Zeitung. Zudem sei man offen für Zukäufe im Bereich Corporate & Specialty, etwa in profitablen Nischen in den USA.

Mit dem 2023 vereinbarten Erwerb des Privat- und Firmenversicherungsgeschäfts von Liberty Seguros in Südamerika für knapp 1,4 Mrd. Euro ist Talanx in der Region nach der spanischen Mapfre und vor dem Schweizer Versicherer Zurich zum zweitgrößten Sachversicherer aufgestiegen. Ob die bis dato teuerste Übernahme der Firmengeschichte in absehbarer Zeit übertroffen werden könnte, ließ Leue offen. Für anorganisches Wachstum stehe ein mittlerer einstelliger Milliarden-Euro-Betrag zur Verfügung. „Ich würde fünf Zukäufe zu jeweils 1 Mrd. Euro einer großen Übernahme zu 5 Mrd. Euro vorziehen.“

Die neuen mittelfristigen Finanzziele, die der mit einem Anteil von 50,2% an der Hannover Rück beteiligte Konzern am Mittwoch vorstellte, hängen Leue zufolge nicht von weiteren Zukäufen ab. In den nächsten drei Jahren will die Talanx ihren Nettogewinn um 30% auf über 2,5 Mrd. Euro steigern – nach mehr als 1,9 Mrd. Euro, die für 2024 erwartet werden. Nach mehr als 10% wie bisher soll die Eigenkapitalrendite des Konzerns künftig dauerhaft über 12% liegen. Den Anteilseignern, unter ihnen der mit knapp 77% beteiligte Mehrheitsaktionär HDI V.a.G., stellt die Talanx bis 2027 ferner eine um etwa 50% auf 4 Euro je Aktie steigende Dividende in Aussicht. Für das laufende Geschäftsjahr will der Versicherer 2,70 Euro je Aktie anstatt 2,50 Euro zahlen.

Dieses Dividendenniveau hatte die Talanx Ende 2022 ebenso wie ein Gewinnziel von 1,6 Mrd. Euro erst für 2025 angekündigt. Neben der hervorragenden Entwicklung der Hannover Rück habe man die Erstversicherung auf ein deutlich höheres Niveau heben können, erklärte der Talanx-Chef. Zugleich seien die Resilienzreserven um 1 Mrd. auf 3,7 Mrd. Euro gestiegen. Leue verwies auf Kostenführerschaft, Fokus und Diversifizierung sowie eine Kultur, die Unternehmertum unterstütze: „Das sind Faktoren, die mich optimistisch stimmen, unsere neuen Mittelfristziele zu erreichen.“

Anleger applaudierten: Die Talanx-Aktie, die sich seit Ende 2022 verdoppelt hat, stieg um bis zu 3,2% auf ein neues Allzeithoch von 86,30 Euro.